Bundesverdienstkreuz am Bande für Mühlenchef Alois Schneider
Im Rahmen einer Feierstunde erhielt Alois Schneider in Mainz das Bundesverdienstkreuz am Bande für seine besondere Verdienste um die Mühlenkultur und den Erhalt alter Mühlen in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Die Irser Mühle, seit 1820 im Familienbesitz, ist im Landkreis Altenkirchen bestens bekannt, auch wenn sie auf der Landesgrenze zu NRW steht.
Irsen/Mainz. Für seinen herausragenden Einsatz zur Erhaltung der Mühlenkultur und der besonderen Mühlentechnik in Rheinland-Pfalz und im Saarland hat Bundespräsident Joachim Gauck den aus einer alten nordrhein-westfälischen Müllerfamilie stammenden Alois Schneider mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
„Mühlen sind nicht nur ein Zeugnis früherer Produktions- und Verarbeitungstechniken, sie sind auch Teil unserer regionalen Identität. Man kann keine Kultur-, Technik- oder Wirtschaftsgeschichte unserer Region schreiben, ohne die Bedeutung der Mühlen zu würdigen – und genau das tun Sie mehr als jeder andere. Sie setzen sich mit Herz und Hand dafür ein, dass Wassermühlen als wertvolle Kulturgüter noch lange für zukünftige Generationen erhalten bleiben.“ Mit diesen Worten würdigte Kulturstaatssekretär Walter Schumacher, der die Auszeichnung in Vertretung der Ministerpräsidentin während einer Feierstunde in Mainz überreichte, Alois Schneider.
Bereits mit 12 Jahren half Alois Schneider in der Mühle seiner Eltern, die seit 1820 im
Familienbesitz ist. Nach seiner Ausbildung zum Müller führte er die Mühle in die vierte
Generation. Dabei arbeitete die Mühle länderübergreifend: Gespeist wurde sie aus dem Irser Bach in Rheinland-Pfalz, das Mühlrad drehte sich aber in Nordrhein-Westfalen, denn die Irser Mühle steht genau auf der Landesgrenze in Windeck-Irsen.
Nach dem Ende des wirtschaftlichen Mühlenbetriebes gelang es Alois Schneider die alte Wassermühle als technisches Denkmal mitsamt der historischen Mühlentechnik zu erhalten. Heute wird die Irser Mühle regelmäßig bei Führungen für Besuchergruppen oder ganze Schulklassen mit Leben gefüllt, wenn Alois Schneider die alte Technik anschaulich erklärt.
Das Engagement Schneiders geht weit über den Erhalt seiner eigenen Mühle hinaus. 1993 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Landesverbandes Rheinland-Pfalz und Saarland innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM). Seither setzt er sein umfangreiches Fachwissen als stellvertretender DGM-Landesvorsitzender für den Erhalt von Wassermühlen ein. Besitzer von historischen Mühlen berät er zu Wasserrecht und Denkmalschutz und legt, wenn nötig, auch praktisch Hand an. Daneben ist Alois Schneider kommunalpolitisch aktiv und Vorstandsmitglied im Förderverein des Heimatmuseums Windeck.
Um die Mühlen und ihre Bedeutung möglichst vielen Menschen näher zu bringen und sie touristisch zu erschließen, organisiert er zudem jährlich zum „Deutschen Mühlentag“ Veranstaltungen, die beim Publikum äußerst beliebt sind. Auch das „Schaufenster“ der Mühlen von Rheinland-Pfalz und dem Saarland in der historischen Mühle von Schloss Sanssouci in Potsdam hat Schneider maßgeblich mitgestaltet.
„Mühlen spielen heute eine wichtige Rolle für den sanften Tourismus, der durch kultur-
und wirtschaftsgeschichtliche Phänomene Interesse weckt. Ein Beispiel, welchen Beitrag
Alois Schneider dafür in Rheinland-Pfalz geleistet hat, ist der Wiederaufbau der
Klostermühle der Abtei Himmerod, die er selbst auch schon als sein zweites Zuhause
bezeichnet hat“, erzählte Walter Schumacher während der Feierstunde.
Den Abbau einer vom Verfall bedrohten Mühle im Westerwald und ihren Aufbau in Himmerod in
der Eifel begleitete er von den ersten Plänen bis zur Wiederinbetriebnahme mit all
seinen Kenntnissen und Fertigkeiten. Seit 1998 kann die wieder funktionsfähige Getreidemühle im Mittelpunkt der Abtei besichtigt werden.
„Für den Müller Schneider bedeuten Mühlen nicht nur Beruf, sondern sind eine Berufung“,
betonte Kulturstaatssekretär Walter Schumacher. Wie wohl kaum eine andere Person, habe Schneider sein Leben der Mühlenkunde und Mühlenerhaltung gewidmet und dadurch für die Region einen wertvollen Beitrag zur Kultur- und Wirtschaftsgeschichte geleistet.
„Wie ihr Einsatz für die Irser Mühle, diesseits und jenseits der Landesgrenzen von Rheinland-Pfalz, so ist auch die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz ein Zeichen der Anerkennung und des Dankes über alle Landesgrenzen hinweg“, so Walter Schumacher abschließend.