500 Euro für Procedi-Patenschaftsprojekt
Procedi – eine Patenschaftsorganisation stellte sich mit einem Vortrag von Saskia Schneider an der Unesco-Projektschule, Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Betzdorf, neuen Schulklassen vor. Die Unesco-Schule bereits Patenschaften, eine Spende von 500 Euro wurden übergeben. Neue Patenschaften sollen hinzu kommen.
Betzdorf. Wo liegt eigentlich Guatemala? Welche Sprache spricht man da? Wie sieht es in Guatemala aus? Welche Probleme haben Kinder aus dem Armenviertel? Wie können Paten aus Deutschland ihnen helfen?
Auf diese und viele weitere Fragen gab der jährliche Vortrag von Saskia Schneider von der „Familienhilfe Lateinamerika und Osteuropa e.V.“ Antworten, den sie am 10. Februar im Mehrzweckraum der Unesco-Projektschule Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Betzdorf-Kirchen vor verschiedenen Klassen 5 und 7 hielt. Organisiert und eingeladen vom Unesco-Team der Schule waren insgesamt sieben Klassen gekommen, um sich ein Bild vom Leben auf der Schattenseite in Guatemala zu machen.
Die Familienhilfe unterstützt – allein durch ehrenamtliche Helfer – die Arbeit von Procedi, einem guatemaltekischen Schulsozialprojekt in Lomas de Santa Faz, dem sogenannten Roten Viertel von Guatemala-City. Dieses wird von den Einheimischen so genannt, weil – bedingt durch die Armut – hier Kriminalität, Drogendelikte und Bandenkämpfe besonders hoch sind. In diesem Viertel hat Procedi ein eigenes Haus, in dem es neben der Grundschule auch Sozialräume, einen Sportplatz und eine Schulküche für die rund 80 Kinder gibt, die hier die Möglichkeit haben – finanziert über die Patenschaften – die Grundschule (in Guatemala sind dies 6 Jahre) zu besuchen.
Aber Procedi ist mehr: Kinder, die eine weiterführende Schule besuchen, können hier Hausaufgaben machen oder erhalten auch Nachhilfe. Eltern, meistens die Mütter, werden in Fragen zu Ernährung, Gesundheit oder auch Hygiene beraten, daneben veranstaltet Procedi Feste und Feiern wie etwa an Fasching oder auch zu Weihnachten für die Kinder und ihre Familien. Zudem verfügt die Schule über einen Waschraum mit Duschen – eine Besonderheit im Armenviertel und ein Schock für unsere Schüler. Kennen doch viele guatemaltekischen Kinder Duschen oder überhaupt Waschräume mit fließendem Wasser nur aus der Schule.
Aber warum brauchen diese Kinder Paten aus Deutschland? Zum einen ist es vielen Eltern in diesem Viertel nicht möglich, ihre Kinder – trotz Schulpflicht – in die Schule zu schicken, da Schulgeld, Arbeitsmaterialien und Bücher bei einem monatlichen Einkommen von rund 120 Euro nicht zu bezahlen sind. Dazu kommen oft sehr schwierige familiäre Verhältnisse. Am Beispiel von Beberly, dem Patenkind der Klasse 7sp, veranschaulichte Saskai Schneider die Probleme: Als Beberly vier Jahre alt war, starb ihre an HIV infizierte Mutter infolge einer Lungenentzündung, der Vater verschwand aus dem Viertel, bis heute weiß niemand, wo er ist. Beberly und ihre drei Brüder kamen zu ihrer Tante, die sich zwar gut um die Kinder kümmert, aber selber sehr arm ist. Durch die Patenschaft kann Beberly nun die Schule von Procedi besuchen, nachmittags dort lernen oder auch spielen. Zudem arbeitet neben den vier Lehrern auch ein Psychologe im Projekt, der sicherlich auch für Beberly ein wichtiger Ansprechpartner ist.
Die vielen Fragen der über 150 jungen Zuhörerinnen und Zuhörer am Ende des Vortrags zeigten, dass es Saskia Schneider mal wieder geschafft hatte, die Schüler für Probleme unserer Einen Welt zu sensibilisieren. Angeregt durch eine „Werbeaktion“ des Unesco-Teams der Schule haben sich bisher drei neue Klassen 7 für eine Patenschaft entschieden. Diesen neuen und auch den schon bestehenden Paten dankte Schneider an dieser Stelle herzlich für ihr Engagement. Finanziert werden die Patenschaften durch die Klassen, die über verschiedene Aktionen den monatlichen Beitrag von 32 Euro sammeln. So werden regelmäßig Muffins oder Waffeln in den Pausen verkauft oder aber über die Aktion Tagwerk der Verdienst dem Patenkind gespendet.
Im Anschluss an den Vortrag überreichte das Unesco-Team des Gymnasiums Schneider noch einen Scheck in Höhe von 500 Euro. Zusammengekommen war das Geld über verschiedene Solidaritätsaktionen des Unesco-Teams, so zum Beispiel den Getränke- und Würstchenverkauf beim Weihnachtskonzert.
Die 500 Euro kann die Schule gut gebrauchen, so zum Beispiel um einen Ausflug für die Kinder zu organisieren, die sonst ihr von Gewalt und Armut geprägtes Viertel nie verlassen können. Zumindest für einige Stunden können sie so den Alltag hinter sich lassen und lernen zudem eine andere Seite ihres Landes kennen. Auch das ist ein wichtiges Anliegen von Procedi: Die Kinder sollen erfahren, dass es nicht nur Gewalt und Armut gibt – und dass auch sie anders leben könnten.
Ein Beispiel hierfür ist Pedro, der – inzwischen 22 Jahre alt – eines der ersten Kinder von Procedi war, das über eine Patenschaft den Schulbesuch finanziert bekam. Heute studiert der gelernte KFZ-Mechaniker.
Neben der Klasse 7sp haben zudem auch die Klassen 7a und 7c eine Patenschaft für ein Kind von Procedi neu übernommen und hoffen, dass auch ihr Patenkind eines Tages Abitur macht. Weitere Klassen werden vielleicht nach dem Vortrag die Initiative ergreifen – zumindest war das Interesse am Ende dieser zwei etwas anderen Schulstunden bei einigen Klassen vorhanden.
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