Scheuerfelder Karnevalszug: bunt, schrill, schön mit Superstimmung
Gruselige Wölfe, Piratinnen auf Einrädern, Nonnen und natürlich viel Kamelle. Der Scheuerfelder Karnevalsumzug zeigte sich von seiner besten Seite, unterstützt von strahlendem Sonnenschein und nahezu wolkenlosem Himmel. Eine Gruppe brach mit den Karnevalskonventionen – und ragte deshalb besonders heraus
Scheuerfeld. Mangelnde Eigeninitiative konnte man dem Scheuerfelder Karnevalsverein wahrlich nicht vorwerfen: Mit vier Wagen trumpfte das Gefolge um Prinz David I. auf. Von einem als Burg umgebauten Wagen grüßte er gut gelaunt sein Feiervolk. Und das war zahlreich erschienen. Sicher, das hervorragende Wetter stimmte. Aber ohne kreative Zuggruppen kann die Sonne noch so strahlen. Enttäuscht musste angesichts diesen Anspruchs niemand nachhause gehen – oder ins Festzelt am Bahnhof.
Höhepunkte gab es genug. Gleich zu Beginn wischten gleich mehrere „Mr. Proper“ und deren weiblichen „Wischmöpse“ „den braunen Dreck weg“. Den Frauen mit rosa Perücken sowie Männern mit echten und unechten Glatzen folgten Pinguine, Kühe, pinke und blaue Gorillas – alle mit flauschigen Fell.
Die Betzdorfer Karnevalsgesellschaft wagte indess Kapitalismuskritik mit ihrem Motto: „Die Armen haben fast kein Geld, es fehlt ein Robin Hood auf dieser Welt“. Einen Schritt weiter gingen die Wallmenrother. Die Gruppe aus dem Nachbardorf bürstete in diesem Jahr ihr Motto komplett gegen den Karnevalsstrich. Keine bunten Farben, keine aufsehenerregenden Kostüme. Stattdessen: Botschaften, entweder auf dem minimalistischen Wagen oder auf Schildern der gänzlich in weiß gekleideten Gruppenteilnehmer. Die Sprüche waren alle rund um das Schlagwort „NICHTS“ gebaut. Eine Auswahl? „Was halten wir von Pegida? NICHTS“ Und klar, „NICHTS“ sei schön an Scheuerfeld, dem Nachbardorf. Solche Seitenhiebe konnten sich die Wallmenrother Narren noch nie verkneifen.
Konventioneller präsentierten sich die Wallmenrother aus der Waldstraße. Wobei konventioneller in diesem Fall „ungeheuerlicher“ meint. Mal flauschig-süß, mal Frankenstein-mäßig furchterregend gaben sich die Straßenbewohner.
In die gleiche Kerbe schlugen die Kirchener Mädels. Sie verbreiteten den „Fluch der Harlekins“ und freuten sich dabei wahrscheinlich insgeheim über die wärmenden Sonnenstrahlen angesichts der eher freizügigeren Outfits.
Ein eher düster, aber natürlich angemessen heiteres, Bild gaben ebenfalls die Brööjer (Brucher) ab. Ihr Thema „Märchen“ war so offensichtlich, wie liebevoll, umgesetzt. Die Brucher Hexen, Räuber, gestiefelten Kater oder Prinzen und Prinzessinnen wurden vom bösen Wolf angeführt.
Ganz ohne Wagen eröffnete sich den Piratinnen der Herdorfer Gruppe „Dance4fun“ eine außergewöhnliche Perspektive von oben. Stehend wurden sie auf den Schultern ihrer Tanzpartner über die Straßen getragen.
„Von oben“ grüßten auch jungen Piratinnen der Zirkuskids Betzdorf. Auf Einrädern zeigten die Mädchen ihr Können. Die Initiative der Jugendpflege Betzdorf darf gehört mittlerweile genauso zum Zug Scheuerfeld wie das „Team Frühstück“. Dieses Mal traten die Jungs aus Betzdorf und Umgebung als Geier auf.
Und natürlich erschöpfte sich der Scheuerfelder Karnevalszug nicht nur in optischen Blickfängen, die zweifelsohne auch die FWG-Tanzgruppe mit ihren orientalischen Gewändern bot. Der Musikverein Scheuerfeld zeigte sich seines 125jährigen Jubiläums würdig und verbreitete unter anderem mit kölschen Hits die nötige Karnevalsstimmung.
Der Zug wurde außerdem musikalisch komplettiert vom Musikverein Harmonie aus Elkenroth, den Siegheulern oder von „Haste Töne“, die im Sinne von Pharrel Williams Hit für „Happy“ Stimmung sorgten.
Auf ihre ganz eigene Weise taten dies die befreundeten Karnevalsvereine aus Betzdorf, Hövels oder Herdorf den Brucher Singern nach.
Und Apropos Herdorf: Ihr Motto, das auf einem ihrer Wagen prangte, hätte genauso gut das Fazit des Scheuerfelder Zugs sein können: „Ein Hoch auf uns/ Es bleibt verrückt“. (ddp)
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