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Nachricht vom 03.03.2015    

Betzdorfer Muslime wünschen den Dialog

Die Betzdorfer Ahmadiyya Muslim Gemeinschaft hatte zum Dialog in die Betzdorfer Stadthalle eingeladen. Unter dem Motto „Kalifat - Frieden und Gerechtigkeit“ schilderten Geistliche, dass sich der Islam zweifelsfrei von den terroristischen Aktionen der militanten ISIS distanziere. Stattdessen stehe der Islam für Frieden, Toleranz und den interreligiösen Dialog.

Ein aufmerksames Publikum lauschten den Ausführungen der Ahmadiyya Muslim Gemeinde in Betzdorf. Foto: Benjamin Bender

Betzdorf. Am Samstag, 28. Februar entschlossen sich circa 70 Interessierte die Veranstaltung der Betzdorfer Ahmadiyya Gemeinde zu besuchen. Bereits vor Beginn der Veranstaltung imponierte mit welchem Aufwand man sich um ein differenziertes Bild des Islam bemühte.

Im Barbarasaal der Stadthalle in Betzdorf gab es einen regelrechten Informationsmarathon zu bestaunen, der die Besucher anhand anschaulicher Plakate über die Geschichte des Islams unterrichtete. Angefangen bei Allah und dem Koran, der heiligen Schrift des Islams, bis hin zur heutigen Wahrnehmung und Interpretation jener Religion, die in Anbetracht aktueller politischer Vorurteile geistesschwacher Gruppierungen denunziert wird, wurde die Geschichte des Islams äußerst ansehnlich und informativ rekonstruiert.

Dass sich die Ahmadiyya Muslime jedoch gegen sämtliche Vorwürfe erwehren, wurde schnell deutlich. Hinter dem Rednerpult ragten Plakate hervor, deren Aufschriften „Es soll kein Zwang sein zu glauben“ oder „Verbreitet Frieden auf Erden“ unmissverständlich erkennen ließen, dass man sich von den extremistischen Machenschaften jener Terrormilizen im Nahen Osten klar distanziere. Cengiz Varli, der durch die Veranstaltung führte, merkte gleich zu Beginn an, dass es erschreckend und traurig zugleich sei, dass das Bild des Islams durch Gruppen wie die ISIS dermaßen verunglimpft würde.

Varli bat im Anschluss Zafaar Mehmood auf die Bühne, der seinen Beitrag mit einer Rezitation koranischer Verse begann. Hierbei wurde gleich das interkulturelle Interesse an dieser Veranstaltung deutlich. Die Gäste waren entsprechend ihrer religiösen Herkunft gleichermaßen aufgeteilt. Das Bild, das hierbei entstand, ein Mosaik aus Muslimen und Christen, stand an diesem Abend sinnbildlich für den interreligiösen Austausch und schuf eine Atmosphäre des „aufeinander Zugehens.“

Ferner lobte die Beigeordnete der Stadt Betzdorf, Marita Ganser, die Einberufung eines so „wichtigen Beitrags zur Integration.“ Von Bürgermeister Bernd Brato ließ sie grüßen. Dieser war leider verhindert. Dennoch verkündete Ganser in seinem Namen, dass das interkulturelle Leben in Betzdorf ein klares „Miteinander und kein Nebeneinander“ sei.

Die zentrale Forderung der Ahmadiyya Gemeinschaft, die als sogenannte Kalifen missionierende Aufgaben im Sinne der Propheten des Islams verrichten, ist es der friedlichen Geist, jener dem Islam innewohnt, zu verkünden. Hierzu wurde ein ca. 15-minütiges Video abgespielt, dass verdeutlichen sollte, dass der Islam im Sinne seines heiligen Propheten Muhammad nicht bloß für Frieden, sondern ebenfalls für Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Austausch stehe.



Folglich wurde darauf verwiesen, dass es aktuell vor allem die ISIS sei, die diesen ursprünglichen Geist zu zerstören versuche, indem sie den Islam entfremde und ihn zu terroristischen Zwecken zu instrumentalisieren missbrauche. Die Kalifen der Ahmadiyya aber wollen dem vor allem dadurch entgegen wirken, indem sie die Wahrheit des Islam verkünden, der den „Grundstein für Frieden“ bilde. In diesem Sinne wurden die Ahmadiyya auch als eine Organisation vorgestellt, deren Mission sich ebenfalls über nationale Grenzen erstrecke.

Nach dem Video, dass als Basis zum grundlegenden Verständnis hinsichtlich des Kalifat, also der prophetischen Nachkommenschaft zur Verkündung der koranischen Leitsätze, gedacht war, trat der Kölner Theologe und Imam Syed Salman Shah an das Rednerpult. In seinem Vortrag ging es insbesondere um die Stigmatisierung des Islams. Man sehe sich dazu gedrängt klar zu machen, worum es im Islam wirklich ginge. Aufarbeitung sei diesbezüglich unabdingbar um „den wahren Geist“ zu erhalten. Auch dies sei Aufgabe der Kalifen und der Betzdorfer Ahmadiyya Muslim Gemeinde. Die Vertreter zeigten sich höchst erfreut über das zahlreiche Erscheinen an diesem Abend und konstatierten, dass es sich hierbei um „ein klares Zeichen des Vertrauens“ handele, wenngleich die momentane Wahrnehmung des Islams Grund zur Sorge bereite.

In diesem Sinne erläuterte der Imam weiterführend die Aufgaben der Kalifen, wonach diese keine politische Macht ausüben, sondern um Liebe und Zuneigung werben wollten. Kalifen seien an erster Stelle Verkünder der koranischen Botschaft, die dazu beitragen soll, Angst in Frieden zu wandeln.

Die ISIS und andere Terrororganisationen erfüllten diese Bedingungen nicht und könnte daher freilich auch nicht als Kalifat angesehen werden. Vor der umfassenden Frage-Antwort-Runde, bei der letzte Unklarheiten diskutiert werden konnten, schloss der Imam seine Rede, indem er einen politischen Ausblick wagte.

Er verwies darauf, dass es sich bei ISIS und deren Terror um einen Krieg handele, der das Gleichgewicht der gesamten Welt ins Wanken bringen könne. Spätestens seit dem Attentat von Paris hätte auch die westliche Welt dies als „Angelegenheit internationaler Tragweite“ verstanden und anerkannt. (benni)



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