Warnstreik bei Faurecia Scheuerfeld für die Zukunft des Werkes
Wenn Politiker vom Faurecia-Werk in Scheuerfeld sprechen, fällt oft das Wort „Sorgenkind“. Immerhin ist der Standort des Automobilzulieferers nur bis 2016 gesichert. Was geschieht dann? Bei einem Warnstreik der IG Metall am Werk verbreiteten die Verhandlungsführer der Arbeitnehmerseite kämpferischen Optimismus.
Scheuerfeld. „In der ganzen Dunkelheit sehe ich ein Licht, das größer geworden ist,“ rief der Zweite Betriebsratsvorsitzende in die Menge. Yüksel Öztürks Worte wurden von den rund 300 Faurecia-Mitarbeitern bei einem Warnstreik vor den Produktionshallen geradezu aufgesogen. Kein Wunder: Die insgesamt 430 Beschäftige sind wahrlich leidgeprüft.
2013 hatten sie um die Schließung des Standorts fürchten müssen. Aber sie hatten gekämpft und der Konzernleitung eine Bestandsgarantie bis 2016 abgerungen. Momentan wird über die Zeit danach verhandelt. Und Öztürk vertritt hier als stellvertretender Betriebsratsvorsitzender die Arbeitnehmerseite. Kurz vor dem Streik hatte gerade noch die erste Sitzung stattgefunden. Da kam es gelegen, dass momentan die sogenannte Friedenspflicht nicht gilt wegen der aktuellen Tarifverhandlungen.
So konnten die zu 100 Prozent gewerkschaftlich organisierten Beschäftigen ihren Forderungen gesammelt Nachdruck verleihen. Auf ihren Transparenten verlangten sie die Reduzierung der Leiharbeiterquote auf 15 Prozent (momentan 20 Prozent) oder die Aufstockung der Kurzarbeitszahlungen. Und natürlich einen Fortbestand des Werks über 2016 hinaus: 2025 wird von gewerkschaftlicher Seite konkret angepeilt – entsprechend der Auftrags-Rhythmen, die in der Automobilbranche herrschen.
Nach spätestens sechs Wochen müssten unterschriftsreife Ergebnisse auf dem Tisch liegen, rief Uwe Zabel von der IG-Metall-Bezirksleitung des Streikenden zu. Ohne zu viel zu versprechen, deutete die Kämpfernatur aus dem Norden an, dass die Zeichen dafür relativ gut stünden. Die Firmenleitung habe allmählich verstanden, dass es für sie viel billiger sei, die Arbeitsplätze zu halten anstatt „den Laden zu schließen“.
Immerhin würden für die Abwicklung des Standorts inklusive der Abfindungen zwischen 70 und 100 Millionen Euro anfallen, wie der Erste Betriebsratsvorsitzende Volker Knautz vorrechnete. Für die Gewerkschaftler ganz sicher kein Grund, Ruhe zu geben. Der Arbeitgeber müsse wissen, brachte Zabel auf den Punkt: „Wir werden mit unseren Zähnen und Klauen dieses Werk verteidigen!“ (ddp)
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