IG Metall Betzdorf im Aufwind
Die IG Metall Geschäftsstelle Betzdorf, auch zuständig für Teile des Westerwaldkreises verzeichnet steigende Mitgliederzahlen und schaut positiv auf die noch anstehenden Verhandlungen. Dies betrifft die Elco GmbH in Betzdorf und die Firma Menk in Bad Marienberg. Die Standortsicherung Faurecia soll nun bis 2025 gelten, dies wurde in der Delegiertenversammlung bekannt gegeben.
Alsdorf. Was die Situation und die Mitgliederzahlen der IG Metall im Bereich der Geschäftsstelle Betzdorf angehe, so habe man ordentlich an Boden zurückgewonnen resümierte Uwe Wallbrecher, der 1. Bevollmächtigte und Kassierer anlässlich der Delegiertenversammlung im Haus Hellertal.
Bruno Köhler, ehrenamtlicher 2. Bevollmächtigter und Betriebsratsvorsitzender bei Federal Mogul begrüßte zu Beginn die 44 Delegierten und als Gast Elsbeth Stegemann von der IG Metall Bezirk Mitte. Außerdem als Gäste bei der Veranstaltung Kollegen der Firmen Böhmer, S&P, Elco und Menk Apparatebau aus Bad Marienberg.
Den Geschäftsbericht eröffnete Wallbrecher mit der positiven Mitgliederentwicklung und nannte einen derzeitigen Stand von 5.119 Mitgliedern, ein Plus von 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Den 21 Abgängen standen 49 Zugänge gegenüber. Die Anzahl der 1-Prozent-Zahler beträgt 3.450 Personen, Angestellte 426, Jugendliche 529, Azubis 184, Frauen 875, Arbeitslose 261, Rentner 1.307 und ausländische Mitbürger 282 Mitglieder.
Danach sprach Wallbrecher die TMS-Projekte an (Tarif Macht Stark), welche bei den Firmen Elco in Betzdorf und Menk in Bad Marienberg kürzlich angelaufen sind. In beiden Firmen hat es Warnstreiks der Belegschaft gegeben, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Betriebsratsvorsitzender Rüdiger Peter (Elco) berichtete der Versammlung vom bisherigen Verlauf der Dinge. So habe sich die Geschäftsführung der Firma Elco die Anwaltskanzlei Schreiner und Partner aus Attendorn an die Seite geholt, um der Forderung der Belegschaft entgegen zu treten. Daraufhin habe die IG Metall dem Betriebsrat die besten Leute an die Seite gestellt.
Im Vorfeld des ersten Warnstreiks nach vielen Jahren habe man erst einmal „Hosenflattern“ gehabt, doch wären letztlich 92 Prozent der Belegschaft vor der Tür des Betriebes gestanden. Nun würden die Verhandlungen fortgeführt. Wallbrecher erinnerte die Gewerkschaftler, dass die 30 Tage Urlaub, die Wochenarbeitszeit und viele andere Regelungen nicht geschenkt, sondern erstreikt worden sind. Er verlas eine Glückwunschbotschaft des Bezirksleiters, bezüglich der Solidarität und der Tatsache, dass die Geschäftsleitung der Firma Elco die Anwaltskanzlei fristlos von ihrem Auftrag entbunden habe. Diese Anwaltskanzlei arbeite mit Methoden des Union-Busting und gälte als Gewerkschaftszerschlager.
Die Belegschaft habe gezeigt, wie wichtig es sei sich nicht entmutigen zu lassen sondern entschlossen dem Verhandlungspartner entgegenzutreten. Wallbrecher konnte eine erste Vereinbarung bekannt geben, die noch nicht ganz festgezurrt ist. Demnach sollen für die Monate April und Mai alle Beschäftigten je einen Euro pro Stunde mehr erhalten und die Gewerkschaft verpflichtet sich im Gegenzug zu zwei Monaten Friedenspflicht. Die Geschäftsführerin, die alle Abmachungen immer mit den obersten Bossen in Amerika regeln müsse, habe versprochen diese Vereinbarung in Kürze fest zu machen.
Der erste Bevollmächtigte meinte, dass es solche Anwaltskanzleien, die gegen die Gewerkschaften arbeiteten gäbe, ließe sich nicht verhindern. Aber dass Geschäftsleitungen solche Firmen mit ins Boot holten, sei nicht akzeptabel. Diesem undemokratischen Treiben müsse ein Ende gesetzt werden. Auch bei der Firma Niveau Fenster in Westerburg sei die Anwaltskanzlei aus Attendorn aktiv.
Wie der derzeitige Stand der Dinge bei der Firma Menk aussieht, berichtete Betriebsratsvorsitzender Jörg Hübner. Menk ist der letzte Großkesselhersteller Europas, gegründet wurde die Firma 1949 und ist seit 1975 Eigentum der Familie Schäfer. Und so behandle die Familie die Belegschaft auch. So gibt es, unter anderem bei der Firma Menk immer noch die 42-Stundenwoche. Mittlerweile hätten sich aber 70 Prozent der Belegschaft organisiert. Hübner sagte aber auch, dass man die Firma nicht kaputt machen wolle. Die Firma ernähre schließlich die Leute und solle dies auch weiter tun. Es wäre eine Katastrophe, ein Desaster, wenn Menk in Bad Marienberg schließen würde.
Wallbrecher berichtete, dass sich die Geschäftsführung von Menk erst nach dem Warnstreik zu einem Verhandlungstermin bereit erklärt habe. Auch für die dortigen Beschäftigten wolle man die 3,4 Prozent Endgelderhöhung aushandeln. Des Weiteren erinnerte der erste Bevollmächtigte nochmals an die verschiedenen Warnstreiks, die anlässlich der jüngsten Tarifauseinandersetzung erfolgt wären.
Er befand, dass 3,4 Prozent ein gutes Ergebnis für die Arbeitnehmer sei. Von dem Geld werde richtig was bei den Beschäftigten ankommen und dies könne somit auch den kleinen Firmen und Geschäften der Region zu Gute kommen. Die IG Metall trete auch dafür ein, dass die Arbeitnehmer das Geld in der Region ausgäben und nicht bei dubiosen Versandfirmen einkauften.
Positives gibt es auch von Faurecia in Scheuerfeld zu berichten. Dies übernahm der Stellvertretende Betriebsrat Yüksel Öztürk. Dort wurde in der Vergangenheit eine Standortsicherung bis 2016 ausgehandelt und ein Sozialtarifvertrag, den der Arbeitgeber aber gerne ändern möchte. Seitens des Betriebsrates hat man nun in jüngsten Verhandlungen beide Punkte miteinander verknüpft, um so eine längere Standortsicherung zu gewährleisten. Derzeit wäre nun von einer Standortsicherung bis 2025 die Rede, von höchster Stelle wäre angekündigt worden, weitere Aufträge nach Scheuerfeld zu geben. Dies sei ein gemeinsamer Erfolg von Betriebsrat und IG Metall, so Öztürk.
Wallbrecher schloss den Geschäftsbericht mit einem kurzen Resümee zu den beiden übrigen Forderungen der IG Metall im vergangenen Tarifkonflikt. So konnte die Arbeitsteilzeit verbessert werden, indem die Löhne der unteren Endgeldgruppen angehoben wurden und diesen Beschäftigten somit auch die Möglichkeit zur Altersteilzeit gegeben wird. Auch hinsichtlich der Bildungsteilzeit sei eine Vereinbarung erfolgt. Genaueres werde noch ausgearbeitet, die Eckpunkte lägen aber vor. (anna)
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