Co-Pilot aus Montabaur leitete den Sinkflug ein
AKTUALISIERT Das Grauen um den Absturz der Germanwings-Maschine mit 150 Toten bekommt eine neue Dimension. Vor wenigen Minuten ging die Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft in Frankreich zu Ende. Dort wurde ganz klar zum Ausdruck gebracht, dass die Maschine wissentlich und vorsätzlich zum Absturz gebracht wurde. Der Co-Pilot aus Montabaur war allein im Cockpit. Mittlerweile bestätigten Lufthansa/Germanwings-Sprecher die Absturzursache.
Montabaur/Westerburg. Die bestürzenden und kaum zu ertragenden Nachrichten zum Absturz der Germanwings-Maschine bekommen eine völlig neue Facette. Nach Auswertung des Stimmenrekorders und der Analyse der Experten wurde das Flugzeug bewusst und wissentlich zum Absturz gebracht.
Der Co-Pilot war definitiv alleine im Cockpit, und die Details dazu gab die Staatsanwaltschaft in Marseille bekannt. So hat der Pilot das Cockpit für einen Toilettengang verlassen, als die Maschine die Flughöhe erreicht hatte und auf Autopilot umgestellt war. Der junge Co-Pilot, seit 2013 bei Germanwings, war allein im Cockpit und leitete den Sinkflug ein. Dies sei nur vorsätzlich möglich, die Geräuschaufzeichnungen geben darüber Aufschluss. Auch wurde dem zurückkehrenden Piloten nicht die Tür geöffnet, das belegen die Aufzeichnungen ebenfalls. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat die Angaben und Auswertungen der französischen Behörden bereits bestätigt. Auch sie geht von einer vorsätzlichen Handlung aus.
Pressekonferenz der Lufthansa/Germanwings, 14.30 Uhr in Köln
Die Bestätigung, dass das Flugzeug willentlich und mit suizidaler Tendenz zum Absturz gebracht wurde, gaben die Vorstandssprecher von Lufthansa, Carsten Spohr und von Germanwings, Thomas Winkelmann. Sie bestätigten damit das unvorstellbare Ermittlungsergebnis der französischen Staatsanwaltschaft.
"Für uns alle unvorstellbar", sagte Carsten Spohr und rang sichtlich um die passenden Worte. Es habe keine Hinweise auf eine mögliche Fluguntauglichkeit des Co-Piloten gegeben, auch gebe es derzeit keinerlei Hinweise auf ein Motiv. Spohr berichtete, dass der Mann aus Montabaur seine Ausbildung 2008 begonnen hatte, es hatte eine Unterbrechung gegeben, zu der aber aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Angaben gemacht wurden. Seit 2013 war er als Co-Pilot (Erster Offizier) für die Airline tätig. Spohr machte dezidiert deutlich, dass es für Piloten sorgfältige Prüfungen und Analysen für die Flugtauglichkeit gibt, die fanden auch bei dem Co-Piloten statt.
"Das ist ein tragischer Einzelfall, und unfassbar für uns alle", so fasste Spohr die Stimmungslage und Fakten zusammen. Er warb um Verständnis auch für die Angehörigen, die nun das Geschehen verarbeiten müssen. Dass es ein Hilfsangebot für die Hinterbliebenen gibt und man sehr eng mit Behörden der jeweiligen Länder, den Angehörigen und Hinterbliebenen zusammenarbeitet, blieb nicht unerwähnt. Haftungsfragen seien international geregelt. Es werde verzweifelt nach Gründen für das Verhalten gesucht, dies brauche Zeit um das Geschehen vollends zu erfassen. Auch warte man auf die Auswertung der zweiten "Black-Box" mit den technischen Flugdaten.
Während sich das Unvorstellbare wie ein Lauffeuer in der Region verbreitet, landen rund 50 Angehörige und Freunde der Westerwälder Opfer aus Rothenbach, Langenhahn, Westerburg und Montabaur in Marseille. Die Sondermaschine der Germanwings ist planmäßig gelandet. Die Menschen werden zum Unglücksort in die französischen Alpen gebracht. Sie werden vermutlich auf dem Weg dorthin die Unglücksursache erfahren oder spätestens dann, wenn sie in der Region Seynes-les-Alpes eingetroffen sind. Ein Team von Spezialisten begleitet die Angehörigen.
Der Pilot hat ja versucht in das Cockpit zurückzukehren. Auch das belegen die Aufzeichnungen. Auch wurde im Rahmen der Pressekonferenz erklärt, dass es außen an der Tür einen Schalter gibt, der es ermöglicht mit einem Code die Tür zu öffnen. Aber es funktionierte nicht. Hier wartet man auf Aufklärung der Techniker. Wenn von innen der "Lok-Schalter" gedrückt ist, lässt sich die Tür nicht mehr öffnen. Ob und bis die tragischen Umstände, die 150 Menschen in den Tod rissen, endgültig erklärbar sind, wird es Zeit brauchen.
Geduld und Kraft werden die Angehörigen brauchen, denn die Bergung der Opfer ist nicht einfach. Und ob es eine Bestattung der Opfer am Heimatort geben kann, das kann derzeit niemand voraussagen oder gar in Aussicht stellen. (hws)
Wie vom Landesverband der CDU Rheinland-Pfalz mitgeteilt wurde, nimmt die Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Julia Klöckner, am Gedenkgottesdienst für die Verstorbenen am
Freitag, 27. März, 19 Uhr in der Herz-Jesu-Kirche, Kirchstraße 14 in Rothenbach teil.
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