Stromtrassenbau: Hoffnung auf Änderungen noch nicht aufgegeben
Momentan werden Planungen für neue Hochspannungsleitungen im Oberkreis bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord geprüft. MdL Michael Wäschenbach hatte sich schriftlich an Ministerien gewandt, um sich für die Alternativvorschläge der betroffenen Gemeinden stark zu machen. Die Antworten haben zwar keinen Neuigkeitswert. Deren Vorstellung hatte sich aber trotzdem gelohnt.
Mudersbach/Oberkreis. Ob sich der Landtagsabgeordnete Michael Wäschenbach (CDU) tatsächlich Hoffnungen machte, als er die Briefe abschickte an die Wirtschafts- und Energieminister auf Landes- und Bundesebene? In den Schreiben hatte Wäschenbach Eveline Lemke und Sigmar Gabriel darum gebeten, sich für Änderungen stark zu machen bei der geplanten 380-kv-Hochspannungsfreileitung, die vom Dortmunder Stadtteil Kruckel zum Dauersberger Umspannwerk verlaufen soll, inklusive eines Abzweigs zum Eiserfelder Umspannwerk. Konkret ging es um die betroffenen Gebiete in Mudersbach, Brachbach und Alsdorf. Die Ergebnisse des Briefverkehrs wurden nun der Presse im Mudersbacher Gemeindebüro vorgestellt.
Und um es kurz zu machen: Die beiden Minister verwiesen in ihren „ernüchternden“ (Wäschenbach) Antwortschreiben vor allem auf die Entscheidung der zuständigen Planungsbehörde, der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord. Und die Landesbehörde will ihre Prüfung bis vor den Sommerferien beendet haben, wie der Kurier vom Sachbearbeiter Christian Liermann auf telefonische Nachfrage erfuhr.
Das war die einzige neue Nachricht, die das Pressegespräch ergab – wobei es zu solchen Anlässen eher üblich ist, dass Neuigkeiten von den Einladenden ausgehen und nicht von den Eingeladenen. Dies bedeutet aber nicht, dass sich der Termin als Zeitverschwendung herausstellte. Denn Wäschenbach und die Vertreter der betroffenen Ortsgemeinden nutzten die Gelegenheit, um ihre Position zum Trassenverlauf und zum Verfahren nochmal gebündelt darzulegen.
Eine Schlüsselrolle nahm dabei der Bürgermeister von Mudersbach ein. Maik Köhlers Gemeinderat hatte immerhin vor rund einem Monat beschlossen, Klage beim Bundesverwaltungsgericht, sofern die die SGD den Planungen des Unternehmens Amprion, das den Trassenausbau vornimmt, zustimmt.
Der Entscheidung im Sommer wird also kein sofortiger Baubeginn folgen. Vielmehr könnten die derzeit im Raum stehenden Vorschläge und Kritikpunkte wieder aufgewärmt werden. Im Kern geht um folgende Alternativ-Vorschläge:
-Die neu geplante 380-kV-Hochspannungsfreileitung soll von der Wohnbebauung im Mudersbacher Bereich Dammicht um mindestens 100 Meter zur jetzigen Trasse „verschoben“ werden.
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-Es soll auf den Abzweig mitten durch den Ortsteil Birken und auf die Erweiterung des Umspannwerkes Eiserfeld auf 380 kV verzichtet werden. Stattdessen soll unterhalb der Hauptstromtrasse eine neue Trafostation errichtet werden, die den Strom dann von für überregionale Transportwege nötige 380 kV auf 110 kV für Wohngebiete umwandelt.
-Die geplante Leitung in Alsdorf soll nach den Vorstellungen von Bürgermeister Rudolf Staudt weiter entfernt vom Baugebiet „Am Arsberg“ entstehen. Die neue Trasse wäre dann zwar länger, aber eben nicht so dicht am Wohngebiet gelegen. Höhere Kosten hält der Bürgermeister in diesem Fall für gerechtfertigt. Staudt spricht von einem sechs- bis siebenstelligen Betrag. Der sei aber nur „Fliegenschiss“ im Verhältnis zu den Gesamtkosten.
Köhler ging bei den Alternativ-Vorschlägen für Mudersbach von einer geringen Steigerung der Kosten aus. Gleichzeitig gaben er, Staudt sowie deren Brachbacher Bürgermeister-Kollege Josef Preußer zu bedenken, dass sich die Kosten relativierten, wenn man sie in einen zeitlichen Zusammenhang setzte. Immerhin seien die bestehenden Leitungen zum Beispiel schon rund 90 Jahre alt.
Wenn im Sommer dann die SGD ihre Prüfung publik macht, wird auch eine provokante Frage Wäschenbachs beantwortet werden können: „Schreiben die nur von Amprion ab?“ In diesem Fall darf man auf weitere Reaktionen des Abgeordneten gespannt sein. Schon jetzt sei er wütend, dass die „Basisdemokratie mit Füßen“ getreten werde und sich die Regierungsverantwortlichen aus Mainz aus der Verantwortung zögen.
Sollten Mudersbach, Brachbach und Alsdorf mit ihren Bemühungen und Alternativvorschlägen scheitern, regt Wäschenbach außerdem eine Petition gegen die Vorhaben von Amprion an.
Bis dahin gilt das Motto von Alsdorfs Bürgermeister Staudt: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ (ddp)
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