Europatag: Deutsch-französische Partnerschaft braucht Stärkung
Im Kulturhaus Hamm stand am Donnerstag nicht nur Kunst, Wein und Kultur auf dem Programm. Die Thematik beim Europatag galt vor allem der aktuellen Lage französisch-deutscher Partnerschaften und deren Ausblick in die Zukunft. Zu Gast war unter anderem Sylvie Goulard, französische Abgeordnete des Europäischen Parlamentes. Das "marienthaler forum" hatte zur Podiumsdiskussion eingeladen.
Hamm/Kreisgebiet. Mit dem Schwerpunkt Frankreich fand am Donnerstag, den 23. April im Kulturhaus in Hamm der diesjährige Europatag statt. Veranstalter und Gastgeber war das „marienthaler forum“ mit Ulrich Schmalz als Initiator. Ganz im Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft begegneten sich viele interessierte Gäste und Gastredner zur Podiumsdiskussion und anschließendem Gedankenaustausch.
Das Auftaktreferat bestritt die liberal-französische Europaabgeordnete Sylvie Goulard. Am Beispiel aktueller politischer Lagen wie die Bewältigung des Flüchtlingsdramas, die Beziehung zwischen Ukraine und Russland sowie die Griechenland-Debatte, betonte Goulard, es sei absolut notwendig die deutsch-französische Freundschaft zu stärken. Die Beziehung sei schon immer schwierig gewesen aber zweifellos nützlich. Europa sei mehr als eine Institution oder Verfahrensregeln - es sei vor allem eine Zivilgesellschaft.
Um grundlegende und nachhaltige Veränderungen auch in gemeinsamen außenpolitischen Entscheidungen treffen zu können, ist die Verknüpfung auf kommunaler Ebene (Gemeinden, Schulen, Vereine) von Deutschland und Frankreich unverzichtbar. Aber vor allem sei es die Annäherung der Menschen selbst, so die Europaabgeordnete. Was bedeutet es heute in einer Multikulti-Gesellschaft zu leben? Wie funktioniert ein solches System und was sind die Regeln? Es mangelt hier an gemeinsamen Überlegungen. Separate Abstimmungen zu gemeinsamen Fragen seien inakzeptabel. Für jedes Volk ist es wichtig im System drin zu sein und eine Stimme zu besitzen; nicht nur regiert zu werden.
Zum Abschluss fokussierte Sylvie Goulard die Frage, wie man Demokratie auf EU-Ebene stärken könne. Das Gefühl der gegenseitigen Nähe sei bei den Bürgerinnen und Bürgern nicht präsent, daher müsse ein neuer Ansatz zur Bewusstseinsstärkung in der Demokratie hier dringend gefördert werden.
Auch Karl Lamers, ehemaliger außenpolitischer Sprecher der CDU-CSU Bundesfraktion und Gesprächsleiter der Diskussionsrunde im Kulturhaus Hamm, sieht die Begegnung der Menschen untereinander als Fundament zur Krisenbewältigung.
Weitere Gastredner beim diesjährigen Wieder Europatag des „marienthaler forums“ waren die Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen (Heijo Höfer), Wissen (Michael Wagener) und Daaden (Wolfgang Schneider). Der gemeinsame Tenor lag hier auf der Stärkung des partnerschaftlichen Austausches vor allem bei jungen Menschen. Die Wichtigkeit der französisch-deutschen Freundschaften soll auch in den Kommunen hervorgehoben werden. Andere Kulturen mit ihren Sitten und Bräuchen zu erfahren, sei immer noch ein einzigartiges Erlebnis, sagte Heijo Höfer.
Rainer Oertel, ehemalige Lehrkraft des Kopernikus Gymnasiums Wissen, sieht den Schlüssel zur Problembewältigung in den einzelnen Qualifikationen der Menschen selbst. Das Lernen der jeweiligen Fremdsprache sei unbedingt erforderlich um einen Lösungsansatz zu liefern. Frankreich gehe allerdings derzeit in eine eher alarmierende Stellung, da das Erlernen der deutschen Sprache in den Schulen zurückgefahren werden soll.
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Ein treffendes Zitat brachte Bürgermeister Wolfgang Schneider ein: „Begegnung schafft Verständigung, Verständigung schafft Freundschaft und Freundschaft schafft Frieden“. Auch dies sollte man sich im Rahmen der derzeitigen politischen Lage in allen Aspekten zu Herzen nehmen.
Sylvie Goulard sieht vor allem die Zusammenkunft junger Generationen aus verschiedenen Ländern gemeinsam im ausländischen Arbeitseinsatz als mögliche Anreize zur Stärkung der interkulturellen Bindung.
Eine rundum gelungene Podiumsdiskussion mit gemeinsamen Erkenntnissen und Zielen ging zu Ende. Zum Ausklang gab es eine musikalische Untermalung mit deutsch-französischen Chansons im Wechsel, dargeboten von den Musikern Volker Niederhöfer, Johannes Pfeifer und Walter Siefert.
Wer sich zudem für Kunst interessierte, hatte die Gelegenheit mit einem edlen Glas Wein an den farbintensiven Werken der französischen Künstlerin Edith Jacobs vorbei zu flanieren. Eine impressionistische Farbenpracht Südfrankreichs inspiriert vom großen Maler Henri Mattise, gestaltet mit viel Flair als Stillleben, Landschaften und vielen weiteren Motiven.
Das „marienthaler forum“ hat mit dieser Veranstaltung nicht nur gezeigt wie geschätzt die deutsch-französische Freundschaft heutzutage ist, sondern ebenso wichtige Gedanken zum Ausbau der partnerschaftlichen Stärke geliefert, denen es nun gilt sie anzupacken und umzusetzen. (Katrin Bosch)
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