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Konjunkturumfrage der IHK: Gegenwind zieht auf
Die Ergebnisse der Herbstumfrage der IHK Koblenz passen zur allgemeinen Stimmung: Der Mittelstand im Norden von Rheinland-Pfalz erwartet erstmals seit fünf Jahren konjunkturelle Abschwächungen.
Region. Die Unternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz erwarten für 2009 eine Abschwächung der Konjunktur und damit Verlangsamung des Wachstums. Ihre aktuelle Geschäftslage bezeichnet die Mehrheit der Unternehmen zwar als gut beziehungsweise befriedigend, bei den Geschäftsaussichten für die nächsten zwölf Monate überwiegen jedoch erstmals seit fünf Jahren wieder verhaltenere Stimmen. Die positive Dynamik der vergangenen Jahre am Arbeitsmarkt wird vorerst vorbei sein - in 2009 ist mit einem Ende des Stellenaufbaus zu rechnen.
Das sind die wichtigsten Ergebnisse der Herbst-Konjunkturumfrage der IHK Koblenz, die IHK-Präsident Manfred Sattler und der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Edelbert Dold vorgestellt haben. 2.000 Betriebe - repräsentativ für das nördliche Rheinland-Pfalz - wurden zu ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage und den Erwartungen für die Zukunft befragt. Die aktuell zufriedenstellende Geschäftslage ist vor allem auf die positive Situation bei Dienstleistern und Industrieunternehmen zurückzuführen. „Im industriellen Bereich spüren einige Firmen nach der guten Entwicklung der vergangenen Jahre nun aber stärker konjunkturellen Gegenwind. Vor allem das schwierigere außenwirtschaftliche Umfeld und hohe Öl- und Stahlpreise belasten hier die Geschäfte“, erläuterte IHK-Präsident Sattler.
Wenig konjunkturelle Impulse gehen nach wie vor vom Handel aus. Der Großhandel verzeichnete in den Sommermonaten ein stabiles Geschäft, im Einzelhandel laufen die Geschäfte schleppend. Das ist ein Indiz dafür, dass der private Konsum weiter ein Sorgenkind der Konjunktur ist. Gründe für die Kaufzurückhaltung sind unter anderem gestiegene Energie- und Lebensmittelpreise, die die reale Kaufkraft schmälern. Für die nächsten Monate und das erste Halbjahr 2009 gehen die Unternehmen unter dem Strich von einem Rückgang ihrer Geschäftstätigkeit aus. „Der Handel sieht dem Weihnachtsgeschäft sehr verhalten entgegen, in der Industrie verbreitet sich Skepsis hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung in wichtigen Abnehmerländern“, so Dold. Die Investitionsneigung der Unternehmen nimmt ab und der Beschäftigungsaufbau kommt zum Stillstand. Positive Impulse kommen aus dem Dienstleistungsbereich. Dold: „Insbesondere IT-Firmen und unternehmensnahe Dienstleister schauen optimistisch nach vorne“.
Inwieweit die jüngsten Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten die wirtschaftliche Entwicklung der hiesigen Firmen beeinflussen, verdeutlicht eine Sonderbefragung der IHK im Nachgang zur Konjunkturumfrage: Bei einem Drittel der Unternehmen haben sich die Geschäftserwartungen in Folge der Bankenpleiten für die nächsten 12 Monate verschlechtert. Sattler geht auch vor diesem Hintergrund davon aus, dass sich das Wachstum in 2009 abschwächt, die Gefahr einer Rezession sehen die befragten Unternehmen den beiden Umfragen zufolge jedoch nicht: „Wir dürfen uns nicht in die Krise reden. Die Unternehmen haben in den vergangenen Jahren Kosten gesenkt, Rationalisierungen durchgeführt und neue Absatzmärkte erschlossen. Das hat die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen gestärkt und macht sie robuster gegen konjunkturelle Schwankungen.“
Von der Bundesregierung fordert Sattler, ihre Reformvorhaben trotz der aktuellen Ereignisse an den Finanzmärkten und der im nächsten Jahr bevorstehenden Bundestagswahl noch stärker voranzutreiben: „Gerade in konjunkturell schwierigeren Zeiten wie diesen ist es wichtig, dass der Staat alles daran setzt, Unternehmen von Steuern und Abgaben zu entlasten und für Planungssicherheit zu sorgen. Konkret heißt das: Lohnzusatzkosten senken, Erbschaftssteuerreform unternehmerfreundlich gestalten, auf die Erhöhung der LKW-Maut verzichten“, so Sattler.
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