Luchs und Wolf waren Themen beim Landesjägertag
Neben den derzeit heiß diskutierten Themen "Luchs" und "Wolf" standen auch Ehrungen langjähriger Mitglieder auf der Tagesordnung der Jahreshauptversammlung des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz, der in Altenkirchen stattfand. Laut Festredner gab es 1967 schon einmal einen Landesjägertag in Altenkirchen.
Altenkirchen. Zahlreiche Jäger aus ganz Rheinland-Pfalz waren zur Jahreshauptversammlung des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz e.V. im Sport- und Seminarhotel Glockenspitze in Altenkirchen gekommen. Die Kreisgruppe Altenkirchen hatte keine Kosten und Mühen gescheut, um die Eventhalle des Hotels in eine naturnahe Location zu verwandeln. Neben zahlreichen Bäumen, Ständen mit jagdlichen Produkten oder zünftiger Kost sorgten auch die Darbietungen der Jagdhornbläser Alsdorf-Hachenburg für das passende Ambiente.
Landrat Michael Lieber begrüßte die Anwesenden mit einem zünftigen "Waidmannsheil". Die Jagd sei ein gutes Beispiel dafür, wie sich Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Berufsgruppen zusammenschließen, um ihre Interessen gemeinsam zu vertreten, so Michael Lieber. Er dankte den Jägern auch für die Unterstützung: "Ohne euch hätten wir die Schweinepest nicht in den Griff bekommen." Obwohl das Verständnis für die Jäger zunehmend sinke, sei im Kreis Altenkirchen das Verhältnis zwischen Jägern und Anwohnern sowie zwischen Jägern und Landwirten sehr gut. "Genießen Sie Ihr Hobby und freuen Sie sich auf die anstehende Bockjagd", schloss der Landrat.
Eine emotionale Ansprache richtete Michael Billen (MdL) an die Jäger: "Die Politik soll den Rahmen setzen – wir Landwirte und Jäger müssen zusammen halten, denn wir haben das Eigentum!" Große Zustimmung und Szenenapplaus erntete er auch für seine politischen Empfehlungen im Bezug auf die anstehende Landtagswahl im kommenden Jahr.
Landtagsabgeordnete Anna Neuhof (Bündnis 90/Grüne) bescheinigte den Waldgebieten in der Region einen hohen Erholungswert und bekräftigte "Die Jagd erfüllt auch gesellschaftspolitische Aufgaben." Thorsten Wehner (MdL), sprach für die SPD-Fraktion im Landtag und deren Vorsitzenden Alexander Schweitzer. "Dieser Verband verschafft sich Gehör, er tut etwas für den Naturschutz - wir sind als Partner an ihrer Seite. Behalten sie den Kreis Altenkirchen in guter Erinnerung", wünschte er in seinen Grußworten.
Anschließend erfolgten die jagdpolitischen Ausführungen des Präsidenten des Landesjagdverbandes, Kurt Alexander Michael. Die derzeit kontrovers diskutierte Änderung des Bundesjagdgesetzes sprach er dabei ebenso an wie den Zusammenhalt zwischen allen Vertretern des ländlichen Raumes. "Wir müssen unsere Interessen und Rechte gemeinsam vertreten", so Kurt Alexander Michael. Auch das Thema Schweinepest griff er auf. Seit Beginn des Jahrzehnts hat die rheinland-pfälzische Jägerschaft mehr als 250.000 Stück Schwarzwild zur Strecke gebracht, aktuell ist deutschlandweit kein Fall der europäischen oder afrikanischen Schweinepest mehr bekannt. In diesem Zusammenhang setzte sich der Präsident für eine Schonzeit der Muttertiere ein, wie diese bereits in Nordrhein-Westfalen praktiziert wird. "Für uns Jägerinnen und Jäger ist das Wort Tierschutz keine leere Worthülse", erklärte er. Auch die Luchsansiedlung im Pfälzerwald sowie den umfassenden Wolfsmanagementplan sprach der Präsident des Landesjagdverbandes an. "Wir legen größten Wert auf die Feststellung, dass niemand (anders als beim Luchs) die aktive Wiederansiedlung des Wolfes fordert oder gar fördert."
Staatssekretär Dr. Thomas Griese vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten, ergriff ebenfalls das Wort. "Es ist nicht unsere Politik, Jagd zu behindern, zu verhindern oder ihr Steine in den Weg zu legen." Er sah keinen gesetzgeberischen Änderungsbedarf. Sowohl das Fütterungsverbot bei Schalenwild als auch das Gesetz zum Töten von wildernden Hunden und Katzen sei gut. Die Praxis zeige, dass es aktuell keinen Änderungsbedarf gebe. Die Landwirte seien auf die Schwarzwildjagd im Sinne des Bestandsregulierungsmanagement angewiesen, erklärte er. Auch das Wildschutzprogramm "Feld und Wiese" stellte er vor. Basierend auf den vier Säulen Monitoring, Beratung, Lebensraumgestaltung und –sicherung sowie Öffentlichkeitsarbeit soll sich hier verstärkt engagiert werden. "Sie haben Naturschutzverband nicht nur im Namen stehen – hier wird der Naturschutz tatsächlich gelebt", schloss er seine Ansprache an die Jäger.
"Wir fühlen uns als Anwälte für Tier und Natur", bekräftigte Hartwig Fischer, Präsident des deutschen Jagdschutzverbandes. Er sprach den Dreiklang zwischen Tierschutz, Artenschutz und Naturschutz an. "Keine Tierart in Deutschland wurde durch die Bejagung ausgerottet, sondern durch falsches Prädatorenmanagement. Die Artenvielfalt wird in Deutschland zur Seltenheit – und ich will nicht zu denen gehören, die hierfür verantwortlich sind", so Hartwig Fischer. Besonders seine Ausführungen zum Tierschutz belohnten die Zuschauer mit großem Applaus. "Für uns ist Tierschutz nicht teilbar und wir möchten auch keine Wanderjäger", bekräftigte er und sprach sich damit entschieden gegen kurzfristige Pachtverträge aus.
Für besonderes Engagement geehrt wurden anschließend Alois Trapp und Jürgen Rehard. Alois Trapp, Landesobmann für das Hundewesen und Vorsitzender der LJV-Kreisgruppe Altenkirchen, wurde mit der LJV-Ehrennadel ausgezeichnet. Jürgen Rehard, Ehren-Hornmeister der Jagdhornbläsergruppe Alsdorf-Hachenburg, erhielt für seine großen Verdienste um die Jagdmusik die DJV-Verdienstnadel in Silber.
Den Ehrenpreis für Natur- und Umweltschutz des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz e.V. erhielt Burkard Runkel. In seinem im Dreiländereck liegenden Revier in Partenheim pflanzte er, mit Unterstützung seiner Enkel, bereits über 5.000 Bäume, baute hunderte Nistkästen für Singvögel und Fledermäuse und engagierte sich in hohem Ausmaß für den Natur- und Tierschutz vor Ort. (daz)
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