Mobbing das Thema beim Unternehmertreffen
Mobbing macht krank und es kann jeden treffen. Der Gesamtschaden ist beträchtlich, auch für die Betriebe. Dieses Thema beschäftigte kürzlich die Unternehmer der Region, die im Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) zusammen kamen und Handlungsempfehlungen erhielten.
Siegen. „Mobbbing – aber doch nicht in meinem Unternehmen!?“, so lautete das Thema beim „BVMW-Unternehmertreffen“ im Siegener LYZ, zu dem der regionale Geschäftsführer des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), Rainer Jung, die Mittelständler des Verbandes aus dem Großraum Siegen mit den angrenzenden Kreisen Olpe, Altenkirchen, Westerwald und Lahn-Dill begrüßte. Auch wenn der Kontakt der mittelständischen Unternehmer zu ihren Mitarbeitern im Gegensatz zu Großunternehmen sehr eng sei, so könne dieser doch nicht alles mitbekommen, was sich im Mitarbeiterkreis abspielt, so sein Hinweis vorab.
Als Referent ging der Bochumer Diplom-Psychologe Klaus Kaiser ins Detail. Laut Statistiken aus einem WISO-Bericht sind 1,5 Millionen Menschen in Deutschland jährlich von Mobbing betroffen. Diese Tatsache ist als „Wirtschaftsfaktor“ mit erheblichem Schaden für Wirtschaft und Gesellschaft nicht zu vernachlässigen. Viele Mobbing-Folgen werden nicht erkannt, weil es nicht offensichtlich solche sind. Generell betroffen könne alle sein – Mitarbeiter und Chefs.
Zunächst stellte er klar, dass zum einen jeder Mensch verschieden auf Handlungen und Kritiken aus dem Kollegenkreis reagiert und nicht jeder Scherz als Mobbing bezeichnet werden kann. Kaiser warnt vor dem Gebrauch des Modewortes Mobbing, denn nicht jede Beleidigung und kritische Bemerkung ist als solche zu bezeichnen. Es beginnt erst dort, wo es systematisch und dauerhaft geschieht und ist seine Bandbreite recht groß: Sie geht von Gerüchten über falsch bewertete Leistungen, Sticheleien, ungerechte Kritiken, Ausgrenzungen, Informationsverweigerungen, Arbeitsbehinderungen bis zum Arbeitsentzug – meist ist es eine Mischung aus diesen. Teilweise kann es bis zur Sabotage gehen. Dann ist der Begriff allerdings falsch: es wird kriminell. Oft allerdings ist das Mobbing schlecht nachzuweisen.
Meistens beginnt Mobbing mit einem ungelösten Konflikt. Wenn dieser ungelöst bleibt oder „unter den Teppich gekehrt“ wird, folgt die zweite Stufe, die dann meist eine teure wird – bis zur Krankheit des Gemobbten. Die Opfer lassen in ihrer Leistung nach, neigen dazu, Fehler zu machen und isolieren sich selbst. Oder: sie kündigen. Und das sind sehr oft sogar die Leistungsträger der Unternehmen, die gemobbt werden.
Dies zu verhindern, empfiehlt Klaus Kaiser den Unternehmern ein „Frühwarnsystem“, bestehend aus offener Ansprache bei den Mitarbeitern, deren Aufklärung und Schulung. „Eine gute Kommunikationsstruktur im Unternehmen verhindert nicht nur die Auswüchse von Psycho-Terror, sondern kann ihn weitgehend vermeiden“, so der Referent. Denn sehr viel kommt auf den Chef und die Vorgesetzten an, die durch gezielte Beobachtungen die Problematik früh erkennen und eingreifen können.