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Nicht für jeden ein Traumjob
In den vergangenen Wochen haben viele Betriebe in der Region Zuwachs bekommen: Die neuen Auszubildenden haben ihre Lehrstellen angetreten. Das Ausbildungsjahr 2007/2008 ist damit zu Ende. Für die Agentur für Arbeit in Neuwied ist das traditionell der Zeitpunkt, Bilanz zu ziehen.
Region. Die gute Nachricht zuerst: Nur 101 der 2769 jungen Leute, die in den vergangenen zwölf Monaten auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz die Arbeitsagentur um Unterstützung baten, sind bis Ende September erfolglos geblieben. Im vergangenen Jahr waren es noch 206, also mehr als doppelt so viele. „Das bedeutet aber leider nicht, dass alle anderen 2668 Bewerber auch tatsächlich eine Lehrstelle gefunden haben“, bremst Agenturleiter Karl-Ernst Starfeld allzu großen Optimismus. „Denn auch wenn sich die Situation diesmal günstiger darstellt, als in den vergangenen Jahren, konnte längst nicht jeder seine Wunschlehre antreten.“ Tatsächlich in Ausbildung sind derzeit 1215, also rund 44 Prozent, der bei der Agentur geführten Bewerber. Die übrigen haben sich – mehr oder weniger freiwillig – für eine Alternative entschieden: Sie gehen zum Beispiel weiter zur Schule, studieren, machen ein Praktikum oder ein freiwilliges soziales Jahr, leisten ihren Wehr- oder Zivildienst ab oder haben eine berufsvorbereitende Maßnahme begonnen.
1852 Lehrstellen wurden der Arbeitsagentur im abgelaufenen Ausbildungsjahr von den Betrieben am Rhein und im Westerwald gemeldet – rund 200 mehr als im Jahr zuvor. Gleichzeitig ging die Bewerberzahl um 860 zurück. „Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage war damit nicht mehr ganz so groß wie in den zurückliegenden Jahren, aber sie ist nach wie vor vorhanden“, erklärt Starfeld. Rechnerisch betrachtet kamen im abgelaufenen Jahr 0,67 Stellen auf einen Bewerber - im Jahr zuvor waren es nur 0,45 Stellen. „Die günstigere Entwicklung ist sicher auch auf Förderinstrumente wie den Ausbildungsbonus zurückzuführen, mit denen wir den Ausbildungsmarkt in den letzten Monaten ganz gezielt angekurbelt haben“, betont der Agenturleiter. „Aber es macht sich natürlich auch die konjunkturelle Entspannung bemerkbar. Zudem haben einige Unternehmen erkannt, dass es dringend notwendig ist, die eigene Zukunft durch verstärkte Bemühungen bei der Aus- und Weiterbildung der Beschäftigten zu sichern.“
Trotzdem werden viele Jugendliche wohl auch in Zukunft so manchen schmerzlichen Kompromiss machen müssen. Denn nicht immer decken sich die Berufswünsche der jungen Leute mit dem Bedarf der Unternehmen. So tauchen zwei der bei Mädchen beliebtesten Berufe auf der „Top-Ten“-Liste der angebotenen Ausbildungsstellen überhaupt nicht auf: Friseurin und Arzthelferin. Bei den Jungen ist es der Kfz-Mechatroniker, der ganz oben auf der Hitliste steht, aber nur relativ selten gesucht wird. Starfeld: „Das zeigt sehr deutlich, dass sich beim Berufseinstieg längst nicht jeder Traum erfüllen lässt.“
Obwohl das neue Ausbildungsjahr bereits begonnen hat, müssen jene 101 Jugendlichen, die bislang weder mit einer Lehrstelle noch mit einer Alternative versorgt sind, die Hoffnung nicht aufgeben. Beim „Tag der Chancengarantie“, den die Arbeitsagenturen gemeinsam mit den Kammern am 23. Oktober gestalten, soll jedem von ihnen ein Angebot gemacht werden. Das wird vielleicht nicht immer eine Lehrstelle sein, meint Karl-Ernst Starfeld. Für manchen komme zunächst wohl eher eine Berufsvorbereitung oder eine Einstiegsqualifizierung in Frage. „Da uns aber derzeit noch 41 Lehrstellen gemeldet sind, die bislang nicht besetzt werden konnten, stehen die Chancen für den einen oder anderen verspäteten Ausbildungsstart gar nicht so schlecht.“
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