Wertvoller Leininger Kanzelaltar wird in Altenkirchen untersucht
Mit einem spannenden Untersuchungsobjekt begibt sich Diplom-Restauratorin Esther Nickel auf die historischen Spuren des barocken Leininger Kanzelaltars aus dem Jahre 1730. In mehr als 100 Einzelteile zerlegt wird der wertvolle Altar aus Bad Dürkheim in Altenkirchen untersucht und ein Konzept zur Erhaltung entwickelt. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr der Kanzelaltar mehrere Veränderungen.
Altenkirchen. Ein wahrer Zeitzeuge des 18. Jahrhunderts wird derzeit in Altenkirchen von den Diplom-Restauratorinnen Esther Nickel und Martina Kerkhoff wissenschaftlich untersucht. Für den aus Bad Dürkheim stammenden Leininger Kanzelaltar, soll ein Erhaltungskonzept entwickelt und der damit verbundene Restaurationsaufwand kalkuliert werden.
Betritt man die geheimen Räume des zur Voruntersuchung freigegebenen kostbaren Kulturguts in Altenkirchen, vernimmt man den Geruch von Holz und Farbe, der sich unaufdringlich aber doch sehr prägnant den Sinnen entfaltet. An diesem Ort wird nicht nur Geschichte untersucht, sondern auch Hand angelegt.
Die freischaffende Diplom-Restauratorin Esther Nickel aus Altenkirchen schätzt sich glücklich ein solch wahres Prachtstück untersuchen zu dürfen: „Besonders spannend für mich als Restauratorin ist es, diesen Kanzelaltar in seine vielen kostbaren Einzelteile zerlegt zu sehen. Das gibt es nicht oft. Vor allem bereitet mir die detaillierte wissenschaftliche Untersuchung sowie konzeptionelle Planung großen Spaß und ich freue mich sehr darüber für ein solch tolles Projekt die Vorarbeit leisten zu können.“
Nachdem der Kanzelaltar aufgrund einer Innensanierung 1978 demontiert und in die Diakonissenanstalt nach Speyer ausgelagert wurde, geriet das barocke Kulturgut rund 35 Jahre lang in Vergessenheit, bis ihn sich die Kirchengemeinde Bad Dürkheim 2012 wieder zurückholte. Er war ursprünglich ein Geschenk des Leininger Fürstentums und gilt regionalhistorisch und kirchenhistorisch als Kulturgut 1. Ranges.
„Der Leininger Altar wird zusammen mit der unteren und der oberen Denkmalschutzbehörde wissenschaftlich untersucht und konserviert. Die Submission für diese Arbeiten ist erfolgt. Erfreulicherweise werden wir auch von unserer Landeskirche nicht nur ideell, sondern finanziell aus den Fonds für besonders wertvolle Kulturschätze unterstützt“, erklärte Ulla Hoffmann, Dekanin der protestantischen Kirchengemeinde Bad Dürkheim.
Derzeit wird der Kanzelaltar einer gründlichen Voruntersuchung in Altenkirchen unterzogen und der historische Bestand wird gesichtet. Ergebnis der ersten Bestandsaufnahme ist, dass alle wesentlichen Elemente wie Kanzelkorb, Postamente, Säulen samt Basis und Kapitelle, Kranzgesims, Schalldeckel, Schleierbretter und vieles mehr, vorhanden sind. Alle Objektteile wurden fotografiert. Sie dienen als Grundlage für eine umfangreiche Kartierung der Schäden wie Fassungsverlust, gelöste Fassung, Risse oder Brüche. Auch Proben zur Pigment- und Bindemittelanalyse wurden entnommen. Zusammen mit Beobachtungen an den Ausbruchkanten, lassen sich Rückschlüsse auf die ursprüngliche Farbigkeit und Überfassungen machen.
Insgesamt drei Fassungen wurden als erstes Zwischenergebnis festgestellt. Die originale Ursprungsfassung von 1730, dann die Erstüberfassung aus dem 19. Jahrhundert und letztendlich die aktuelle Fassung, welche aus dem frühen 20. Jahrhundert stammt. Da die Restaurierung 2016 beginnen soll, gilt es eine gemeinsame Konzeptfindung mit dem Denkmalschutz und der Kirchengemeinde Bad Dürkheim auszuarbeiten.
„Die Arbeit in der Restaurierung ist immer wieder spannend und vielseitig“, so Esther Nickel. Die diplomierte Restauratorin arbeitet vornehmlich in den Bereichen gefasstes Holz, Lackobjekte und Skulpturen sowie in der Möbel- und Denkmalpflege. Besonders an der Arbeit fasziniert sie die praktische Handwerksarbeit verbunden mit Kunstgeschichte und den Naturwissenschaften.
Mindestens genauso begeistert ist auch Christoph Henkel aus Berzhausen, der gerade ein Vorpraktikum im Restaurierungsatelier vollbringt: „Jedes Objekt hat eine andere Geschichte. Man erfährt interessante Sachen von Fertigungen bis hin zu Standorten und der unmittelbaren Umgebung, in welcher sich das Objekt befand. Es ist eine tolle handwerkliche Arbeit.“
Der Transport des in weit über 100 Einzelteile zerlegten Kanzelaltars von Bad Dürkheim nach Altenkirchen erfolgte bereits im April. Wer sich dieses einzigartige Kulturgut nicht entgehen lassen möchte, kann sich schriftlich oder telefonisch für den „Tag des offenen Denkmals“ am 13. September bei Esther Nickel für eine Besichtigung anmelden. info@conservation-pool.com oder Telefon: 02681 7 88 9 11 0. (Katrin Bosch)
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