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Nachricht vom 30.05.2015    

Herdorf feierte 111 Jahre Karneval

„111 – wir sind entzückt, ein Hoch auf uns, es bleibt verrückt“. Getreu diesem von Michaela Kopac kreierten Motto der vergangenen karnevalistischen Session feierten die KG Herdorf und alle ihre Anhänger und Freunde am Freitagabend, 29. Mai den 111. Geburtstag mit einer bunten Veranstaltung im Festzelt hinter der Großturnhalle. Ehrungen für verdiente Karnevalisten gehörten ins Programm.

Hohe Auszeichnungen von den RKK-Repräsentanten erhielten Ellen Adam, Wolfgang Grüneberg und Arnold Trapp (von links), Thomas Otterbach bekam die Urkunde zum 111-jährigen Vereinsbestehen. Fotos: anna

Herdorf. Mit dem Fassanstich gab Vorsitzender Thomas Otterbach den Start für das vorwiegend unterhaltsame Programm, welches musikalisch vom Bollnbacher Musikverein unter der Leitung von Andreas Glöckner begleitet wurde. Unter den zahlreich erschienenen Gästen begrüßte Otterbach namentlich den Vizepräsidenten des RKK, Willi Fuhrmann aus Niederzissen, den Bezirksvorsitzenden des RKK, Dennis Dapprich, die Bürgermeister Wolfgang Schneider und Uwe Erner, außerdem alle Ratsmitglieder, ehemaligen Prinzessinnen, Prinzen und Bockordensträger.

Der Dank des Vorsitzenden richtete sich an alle, die zum Gelingen des Festes ihren Beitrag geleistet hatten. Durch das abendliche Programm führten Peter Schlosser und Christoph Düber und wer die beiden kennt, der weiß, dass es dann nicht bei der bloßen Ansage des nächsten Programmpunktes bleibt. Nein, die beiden brachten das Publikum erst einmal auf Betriebstemperatur und sorgten für entsprechende Stimmung.

Bürgermeister Erner sprach in seinem anschließenden Grußwort davon, dass 111 Jahre KG Herdorf auch 111 Jahre Lebensgefühl in Herdorf bedeuteten und bezeichnete die KG als Aushängeschild für die Stadt. VG-Bürgermeister Wolfgang Schneider lobte die KG die im Karneval Jung und Alt begeistere und sagte „Hut ab für diese Arbeit“. Wie diese Begeisterung generationenübergreifend aussieht bewiesen das Funkenmariechen Eileen Kaffine und auch die Polka Gruppe der KG, die viel Applaus für ihre Darbietungen ernteten.

Einer der ebenfalls viele Jahre im Karneval auf der Bühne das Publikum zum Lachen brachte war Wolfgang Grüneberg, er war 25 Jahre mit den „Dollen Böcken“ humoristisch aktiv und hat zudem 25 Jahre das Amt des Geschäftsführers der KG ausgeübt. Dafür zeichneten ihn Thomas Otterbach und Norbert Weber mit der Urkunde zum Ehrensenator der KG aus. Den närrischen Rückblick auf die Geschichte der Karnevalsgesellschaft hielt natürlich Präsident Norbert Weber. So erfolgte die Vereinsgründung 1904 mit einigen Gleichgesinnten aus den Reihen des damaligen Mai-Vereins Herdorf. Daher gilt dieser auch als Vorläufer der heutigen Karnevalsgesellschaft. Doch hatte es schon weit vorher, etwa seit 1878 karnevalistische Veranstaltungen mit „Eckenumzügen“ gegeben. Einen ersten Karnevalsprinzen gab es schon 1898, August Düber I.

Der erste Weltkrieg brachte dann das närrische Treiben im Ort gänzlich zum Erliegen und nahm dann ab 1920 langsam wieder Fahrt auf. 1929 war es ein so kalter Winter, dass die Zugteilnehmer in Decken gehüllt waren und immer wieder in die an der Strecke liegenden Kneipen einkehrten, um sich aufzuwärmen. Anfang der 30er Jahre fiel der Umzug dann zweimal aus weil der Verein kein Geld hatte. In den Jahren des zweiten Weltkrieges kam das karnevalistische Leben wieder weitgehend zum Stillstand. In 1939 wurde Alfons Wagner zum Prinzen gewählt und blieb dies bis 1947, was ihm den Beinmanen Prinz Alfons der Ewige einbrachte.

Doch ein Jahr nach Kriegsende starteten auch die Karnevalisten wieder durch und gründeten den Verein neu. In den 50er Jahren wurde dann aus dem Karnevalsverein die Karnevalsgesellschaft. 1954 gab es erstmals ein Funkenmariechen doch es dauerte noch bis in die 60er Jahre, bis sich unter Walburga Heidrich eine erste Tanzgruppe formierte. Im Jahre 1965 hob die KG erstmals den Großorden für Frohsinn und Humor aus der Taufe, den sogenannten „Bockorden“, welcher zuletzt an Hans-Georg Schmidt aus Dermbach überreicht wurde. Seit 1982 verleiht die KG zudem für den besten Zugbeitrag den „Edmund-Ermert-Orden“, der ein großer Ansporn für alle Zugteilnehmer ist. Zugausfälle gab es in den Jahren 1990 und 1992 zum einen wegen eines Sturms und zum anderen wegen des Irakkrieges.



Doch nicht nur die Umzüge gehören zum Herdorfer Karneval, die Sitzungen im Knappensaal sind alljährlich aufs Neue ein Anziehungsmagnet für das närrische Publikum. Viele Akteure haben sich dort auf der Bühne einen unvergesslichen Namen gemacht und auch Norbert Weber selbst gehört dazu. Von 1972 bis 1990 und dann noch einmal von 2010 an füllte er das Amt des Sitzungspräsidenten aus. Nach dem Festwochenende möchte er sich allerdings vom Bühnenleben zurückziehen was er dem Publikum im Festzelt verkündete. Zum Abschied sang er noch einmal altbekannte Karnevalslieder aus seiner eigenen Feder sowie von Franz Zöller.

Die beiden Vertreter des RKK waren natürlich nicht nur so vorbeigekommen, auch sie hatten Urkunden und Ehrenmedaillen im Gepäck. Ellen Adam erhielt die silberne Verdienstmedaille des RKK für ihre 15 Jahre aktive Tätigkeit als Geschäftsführerin und 25 Jahre währende Mitarbeit am „Narrenspiegel“. Der zuvor geehrte Wolfgang Grüneberg bekam sogar die goldene Verdienstmedaille des RKK. Diese ging auch an Arnold Trapp, der 1998 Prinz Karneval war, einige Jahre als zweiter und einige Jahre als erster Vorsitzender die Geschicke der KG lenkte. Trapp ist zudem schon Kulturpreisträger des RKK ebenso wie der Ehrenvorsitzende Josef Stockschläder.

Ein weiteres Grußwort überbrachte Thomas Schuhen als Vorsitzender der DJK Herdorf in Vertretung aller 42 Herdorfer Vereine. Am Unterhaltungsprogramm wirkten die Gruppe „Schieflage“ mit einem wunderbaren Liedbeitrag mit. Carmen Neuls gab einen Einblick in ihr Eheleben und berichtete von einer Urlaubsreise. Das Showtanzteam der KG Wissen und das Tanzpaar der KG Herdorf begeisterten mit ihren Auftritten. Und auch das Moderatorenteam gab noch einige seiner eigenen Kompositionen zum Besten.

Mit großer Freude registrierten die Vereinsmitglieder und das Publikum die Ankündigung von Prinz Marco I. (John) als dieser berichtete, sich als Nachfolger für Weber anbieten und das Amt des Sitzungspräsidenten übernehmen zu wollen. Weber selbst war natürlich sehr erfreut darüber und zum krönenden Abschluss des Abends erhielt er noch die goldene Verdienstmedaille am Bande vom RKK Vizepräsident überreicht. Denn wie hatte Peter Schlosser im Verlauf des Abends einmal gesagt: „Norbert Weber – wenn es ihn nicht gäbe, man müsste ihn erfinden“.

Mit der Aufführung des großen Zapfenstreiches vom Bollnbacher Musikverein, dem Spielmannszug Altenseelbach und der Feuerwehr endete die Veranstaltung. Nicht unerwähnt bleiben sollte die Anwesenheit des DRK Herdorf, dessen Helfer den gesamten Abend über in Bereitschaft vor Ort waren. (anna)


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