Elco-Belegschaft kämpfte erfolgreich
Die Arbeitnehmer des Betzdorfer Automobilzulieferers waren erfolgreich im Kampf um einen Haustarif. Schrittweise werden sie nun von Vorzügen wie einer Lohnerhöhung profitieren. Einen zweistelligen Millionenbetrag werden die damit verbundenen Mehraufwendungen laut der Geschäftsführung kosten.
Betzdorf. Die Erleichterung und Freude war den Mitarbeitern von Elco am Montagmittag deutlich anzumerken. Zum vorerst letzten Mal streiften sie die Streikwesten über, was in diesem Fall aber eher ein symbolischer Akt war. Denn die Verhandlungen, inklusive diverser Warnstreiks, sind nun beendet – und zwar erfolgreich aus Sicht der IG Metall. Der Erste Bevollmächtigte der Betzdorfer Verwaltungsstelle, Uwe Wallbrecher, lobte in seiner Ansprache an die Kollegen ausdrücklich das Ergebnis: „Ihr seid nicht mehr Menschen zweiter oder dritter Klasse. Ihr spielt jetzt im Einkommen mit der Champions League.“
Stunden vorher hatten die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter in einer Urabstimmung das Ergebnis der Verhandlungen zwischen Arbeitnehmerseite und Geschäftsführung klar bestätigt. 98,4 Prozent stimmten für den Haustarif.
Zwar wird es für Elco auch zukünftig keine Flächentarifbindung geben, wie die Geschäftsführerin Birgit Neufurth-Krah die Linie der Konzernleitung wiedergab. Aber mit dem neuen Haustarifvertrag erkennt der Automobilzulieferer die Branchen-Tarifverträge für den Betzdorfer Standort an. Schrittweise werden die Bedingungen für alle Mitarbeiter angeglichen.
Was das konkret für die Elco-Arbeitnehmer heißt, erklärte Uwe Zabel vom IG Metall Bezirk Mitte:
Ab diesem Monat bis einschließlich November gibt es monatliche Einmalzahlungen von 350 Euro.
Ab Dezember erhalten die Beschäftigten dann monatlich 3,4 Prozent mehr Lohn, entsprechend des aktuellen Tarifvertrags, der in den tarifgebundenen Unternehmen der Metallindustrie gilt.
Für die Azubis werden die Bedingungen des Ausbildungstarifvertrags ab diesen Monat komplett umgesetzt.
Unabhängig von der Lohnerhöhung wird eine zehnprozentige Leistungszulage eingeführt. Ab nächstes Jahr wird diese bis 2020 in 2,5-Prozentschritten erhöht werden.
Dieses und nächstes Jahr erhalten die Elco-Arbeitnehmer ein einheitliches Weihnachtsgeld von 1250 Euro, ab 2017 beträgt die Zahlung dann 55 Prozent vom Lohn (3400 Euro brutto für die „Normalverdiener“), so wie es der Flächentarifvertrag vorsieht. Eine ähnliche schrittweise Anpassung ist beim Urlaubsgeld vereinbart worden – mit der Einschränkung, dass für dieses Jahr keine Änderungen realisiert werden.
Die Arbeitszeit von derzeit durchschnittlich 37,4 Stunden wird bis 2020 auf 35 Stunden reduziert, bei vollem Lohnausgleich wohlgemerkt. Auch dies geschieht schrittweise.
Ab jetzt gelten diverse Schutzbestimmungen, wie sie in Manteltarifverträgen geregelt sind. Konkret betrifft das Regelungen bezüglich der Altersteilzeit, des Kündigungsschutzes für ältere Arbeitnehmer oder der Übernahme von Azubis.
Wo die Gewerkschaftsvertreter vor allem die Vorteile der Verhandlungsergebnisse hervorhoben, lenkte Geschäftsführerin Neufurth-Krah im gemeinsamen Gespräch mit der Presse den Blick auf die Herausforderungen, die das Unternehmen nun aufgrund des Haustarifs zu bewältigen habe: „Die Zusatzkosten werden die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens und insbesondere des Standorts Betzdorf prägen, da sie weit über den erzielten Produktivitätsfortschritten der letzten Jahre liegen.“ Neufurth-Krah schätzte die Mehrausgaben auf einen zweistelligen Millionenbetrag.
Nun gelte es diesen Konsequenzen mit „erheblichen Anstrengungen“ entgegen zu wirken. Mit höherer Qualität der Arbeit müsse nun „so gut es geht“ aufgeholt werden.
Insgesamt gab sich Neufurth-Krah aber versöhnlich. So könne man die zukünftigen Herausforderungen nur gemeinsam lösen, unterstrich sie.
Und auch Wallbrecher von der IG-Metall-Verwaltungsstelle stimmte eher ausgleichende Töne an. Er wünschte sich sogar, dass sich andere nicht flächentarifgebundene Unternehmen an der Elco-Geschäftsführerin orientieren – und sich auf einen entsprechenden Haustarif einlassen. Schließlich gebe es in der Region noch zu wenig tarifgebundene Betriebe. (ddp)
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