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Erinnern an Juden-Schicksale
Der Opfer des Holocaust gedenken am Sonntag, 9. November, der Verein Betzdorfer Geschichte und die Stadt mit einem Stadtrundgang zu den ehemaligen Häusern jüdischer Mitbürger in der Innenstadt und der anschließenden Gedenkveranstaltung in der Stadthalle. An dieser Gedenkveranstaltung wird erstmals das in Dänemark lebende Ehepaar Rosenberg teilnehmen. Vater und Großvater Rosenberg waren bis in die 1930er Jahre Betzdorfer Bürger, bevor die Familie durch den Naziterror auseinander gerissen wurde.
Betzdorf. Am 9. November bietet der Verein Betzdorfer Geschichte (BGV) um 17.30 Uhr ab der Stadthalle einen kurzen Stadtrundgang an, der zu den Häusern der ehemaligen jüdischen Mitbürger in der Innenstadt führt. Der Rundgang führt an der Gedenkrosette vorbei, wo die Stadt und politische Gruppen seit Jahren am 9. November der Opfer gedenken. Bekanntlich zählt der 9. November vor 70 Jahren zu den dunkelsten Stunden deutscher Geschichte, an dem der nationalsozialistische Staat gezielt Terror und Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung in ganz Deutschland organisierte. Synagogen, Geschäfte und Wohnungen brannten, Menschen starben wegen ihres jüdischen Glaubens. Betzdorf war nun keine beruhigte Insel ohne braune Gewalt, aber 1938 waren die meisten der jüdischen Familien bereits aus Betzdorf in alle Welt verzogen. Daher hielten sich die Repressalien dieses Tages in Grenzen.
Der BGV wird in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule und der Stadt Betzdorf am 9. November den ehemaligen Betzdorfer Juden gedenken und erstmals nimmt an dieser Veranstaltung, die um 19 Uhr im Barbarasaal der Stadthalle beginnt, das Ehepaar Rosenberg aus Dänemark teil. Der Vater und Großvater Rosenberg waren Betzdorfer bis in die 1930er Jahre, bevor die gesamte Familie auseinandergerissen wurde. Rosenbergs besaßen an der Viktoriastraße ein Manufakturengeschäft. Trotz intensiver Recherchen des BGV ist der Weg der Großmutter und Tante Rosenberg nicht nachzuvollziehen. Das dürfte in dieser grauenvollen Zeit fast nur noch der Tod bedeuten. Anfang der 1930er Jahre lebten in über 20 Familien über 40 Personen mit jüdischem Glauben, die zum Teil in Betzdorf geboren wurden, deren Eltern nach dem Eisenbahnbau nach Betzdorf gekommen waren, um sich am Aufbau der Sieg-Heller-Gemeinde zu beteiligten. Sie waren integriert und pflegten gutnachbarschaftliche Beziehungen. Mit der Machtübernahme der Nazis wuchs der Druck auf diese Menschen und sie sahen sich veranlasst, ihren Wohnort und ihre Lebensgrundlagen aufzugeben, um dem drohenden Terror zu entkommen. Das gelang aber nur denjenigen, die nach Übersee oder Palästina auswanderten. Alle die in Deutschland oder Westeuropa umzogen, wurden von den Nazischergen festgenommen und in unterschiedlichsten Vernichtungslagern umgebracht. Der BGV hat die gesicherte Erkenntnis, dass 21 Betzdorfer Juden ermordet wurden. Der Weg einiger Betzdorfer war nicht nachprüfbar, so dass auch hier vom Tod ausgegangen werden muss.
An beiden Veranstaltungen am 9. November, 17.30 Uhr Stadtrundgang ab der Stadthalle "Betzdorfer Juden – Wo wohnten sie?" und 19 Uhr Gedenkvortrag in der Stadthalle "Betzdorfer Juden - Wo wohnten sie? - Was wurde aus ihnen?" dürfen alle Interessierte teilnehmen. Der BGV zeigt zahlreiche Fotos der Zeit und die Gedenkveranstaltung wird von einem Klarinettentrio der Stadtkapelle musikalisch umrahmt.
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Foto: Das Geschäft Rosenberg an der Viktoriastraße in den 1920er Jahren.