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In Heimat der Verfolgten gereist
Die Stadt, aus der ihre Vorfahren vertrieben wurden, besuchte jetzt das Ehepaar Rosenberg aus Dänemark anlässlich des Gedenkens an die "Reichspogromnacht". Die Nachkommen der Inhaber einer Manufaktur in der Betzdorfer Viktoriastraße trugen sich in das "Goldene Buch" der Stadt ein..
Betzdorf. "Reichspogromnacht vor 70 Jahren" – ein denkwürdiger Tag auch in Betzdorf, der vom Verein Betzdorfer Geschichte, der Stadt und der Volkshochschule gestaltet wurde. Gäste der Veranstalter war das Ehepaar Elizer Rosenberg, Sohn von Willi und Enkel von Louis Rosenberg, mit seiner Ehefrau Pia. Sie wurden vom Geschichtsverein morgens durch die Innenstadt geführt und BGV-Vorsitzender Ernst-Helmut Zöllner erläuterte vor Ort, wo jüdische Bürger gewohnt hatten und wo sie verblieben sind. So konnten auch die beiden Häuser gezeigt werden, in denen sich die ehemaligen Manufakturgeschäfte von Louis Rosenberg an der Viktoriastraße befanden. Zöllner betonte, dass zwar die Reichspogromnacht ohne größere Zwischenfälle in Betzdorf verlaufen sei, während in Hamm und Siegen Synagogen brannten, das habe aber daran gelegen, dass in Betzdorf fast alle Juden bereits verzogen oder ausgewandert gewesen seien. Zöllner: "Dagegen haben die Betzdorfer Juden nach ihrem Umzug an vielen Orten in Deutschland die ganze Bandbreite nationalsozialistischer Gräueltaten zu spüren bekommen." Bisher könne der Verein durch seine Recherchen 22 Opfer unter den Betzdorfer Juden bestätigen, die in verschiedenen Vernichtungslagern ermordet worden oder verschollen seien. Nur die ausgewanderten Menschen hätten überlebt.
Im Rathaus empfing Bürgermeister Bernd Brato das Ehepaar Rosenberg aus Dänemark und betonte, von Dänemark nach Betzdorf sei es ein kurzer Weg im Vergleich zu dem langen Weg, der habe vergehen müssen, dass die Enkel einmal Gäste in der Stadt ihrer Vorfahren sein würden. Es freue sich sehr, Nachfahren der Generation hier begrüßen zu dürfen, die den Ruf Betzdorfs als Einkaufsstadt entscheidend mitgeprägt hätten. Brato wörtlich: "Unsere ehemaligen jüdischen Bürger werden in Betzdorf nicht vergessen." Das Ehepaar Rosenberg trug sich dann in das Gästebuch der Stadt ein.
Abends führte der BGV nochmals fast 70 Personen durch die Innenstadt und erläuterte das jüdische Leben von vor 70 Jahren. An der Gedenkrosette erfolgte die traditionelle Kranzniederlegung der Stadt von jungen Sozialdemokraten und Grünen/Bündnis 90, wozu Pastor Georg Koch, Bürgermeister Bernd Brato und Marion Pfeifer Gedenkworte sprachen sowie Karl-Heinz Dorka ein jüdisches Lied vortrug.
In einem ergreifenden Bildervortrag vor über 100 Personen schilderte Ernst-Helmut Zöllner im Barbarasaal den Leidensweg der Betzdorfer Juden. Betroffene Zuhörer verließen nachdenklich die Veranstaltung, die musikalisch durch ein Klarinettentrio der Stadtkapelle umrahmt wurde.
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Foto: Im Rathaus trug sich das Ehepaar Rosenberg in das "Goldene Buch" der Stadt ein. Von links: BGV-Gschäftsführer Gerd Bäumer, Elizer Rosenberg aus Dänemark, BGV-Vorsitzender Ernst-Helmut Zöllner, Bürgermeister Bernd Brato und BGV-Vorstand Klaus Klein.
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