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Nachricht vom 09.08.2015    

Ein Jahr USA war eine Bereicherung für Lara Kapschak

Lara Kapschak aus Bitzen-Dünebusch nahm an einem einjährigen parlamentarischen Austauschprogramm teil und kam vor ein paar Tagen zurück. Großer Bahnhof für die junge Frau, die als Berufstätige ins Programm geraten war, das normalerweise nur Schülern und Studenten vorbehalten ist. Bürgermeister Rainer Buttstedt begrüßte die junge Frau mit Blumen bei ihrer Rückkehr, er hatte den Austausch ein wenig mit vorbereitet.

Bürgermeister Rainer Buttstedt, der ein paar Strippen gezogen hatte, um den Aufenthalt in Newberry zu ermöglichen, begrüßte Lara Kapschak mit Blumen. Foto: Bianca Klüser

Bitzen-Dünebusch. Lara ist zurück. Die Nachricht hat sich auf dem „Berg“ und in der Umgebung schnell herumgesprochen. Lara Kapschak aus Dünebusch war ein ganzes Jahr in den USA. Als eine von nur wenigen jungen Deutschen konnte sie als junge Berufstätige an einem Programm teilnehmen, das normalerweise von Schülern und Studenten genutzt wird.

Bundestag und US-Kongress finanzieren den Austausch PPP (Parlamentarisches Partnerschaftsprogramm), der für Lara am 5. August 2014 begann. Nach 360 Tagen kann sie auf Wunsch abendfüllend erzählen von all ihren Erfahrungen und Erlebnissen, ihr Fazit jedoch auch in zwei Sätze packen: „Es hat mich total weitergebracht. Ich würde sofort wieder gehen.“

Wer ihr zuhört, kann sich das unschwer vorstellen. Die 23-Jährige hat das Leben in zwei US-amerikanischen Familien kennengelernt, die Eigenheiten des Arbeitens in einem US-Unternehmen und die Verknüpfung einer Stadt in Florida mit „ihrer“ Universität. Sie wurde in einem Senat öffentlich begrüßt, sie gestaltete einen Messestand, der Deutschland repräsentierte, sie half durch Lobbyarbeit, dass die Amerikaner eine beabsichtigte Kürzung der PPP-Mittel zurücknahmen, und sie hat die berühmtesten Landschaften und Städte in den USA gesehen.

Es hat ihr eigentlich alles gefallen jenseits des großen Teichs. Schon die Begrüßung durch ihre Gastfamilie am Flughafen von Tallahassee/Florida - Deutschlandfähnchen und Blumen - war ein Erlebnis. Durch den Gastgeber, einen aus Österreich stammenden emeritierten Professor, bekam sie Zutritt zu universitären Kreisen. Die Dekans-Loge bei einem Footballspiel der Florida State University zu besetzen, war nur einer der Vorteile.

Ein halbes Jahr besuchte Lara das College in Tallahassee, zusätzlich arbeitete sie samstags ehrenamtlich an der Deutschen Schule, wo sie Kindern zwischen 6 und 12 Jahren etwas über deutsche Kultur beibrachte. Eine andere ehrenamtliche Tätigkeit - insgesamt leistete sie in dem Jahr 100 Stunden und wurde dafür besonders ausgezeichnet - war die International Vacation Week. In den Veranstaltungen dieser Woche informieren ausländische Studenten über ihr Heimatland.

Die junge Bitzenerin warf sich dafür in ein Dirndl, verkaufte selbstgebackene Reibekuchen und betrieb den erfolgreichsten, stets umlagerten Stand eines Messetages. Doch das Dirndl darf nicht davon ablenken, dass es eine Menge ernsthafte Gespräche und fundierte Nachfragen gab. „Die meisten interessierten sich für den Fall der Mauer“, berichtet Lara.
Insgesamt stieß sie auf großes und vor allem positiv besetztes Interesse an Deutschland und den Deutschen, nicht nur bei US-Amerikanern, sondern auch bei jungen Menschen aus vielen anderen Ländern - die 40.000 Studenten der Florida State University in Tallahassee kommen aus der ganzen Welt.

Nach dem halben College-Jahr stand Berufstätigkeit auf dem Programm. Dazwischen aber nutzte die junge Frau zwei Wochen Pause zu einem Aufenthalt in Newberry, dem Partnerort der Verbandsgemeinde Hamm in South Carolina. Ihre privaten Gastgeber zeigten und erklärten ihr so viel wie in 14 Tagen möglich, und einige Tage durfte sie außerdem Senator Ronnie Cromer begleiten. Sie lernte die Arbeit in den Büros des Statehouses (Landesregierung) in der Hauptstadt Columbia kennen, die stets von Studenten mit verrichtet wird, sie wurde im Plenum der beiden Kammern öffentlich begrüßt, und sie durfte einmal sogar zwischen den Abgeordneten sitzen.



Wieder um eine positive Erfahrung reicher ging es, wiederum für ein halbes Jahr, zum Arbeiten in eine Firma für Genanalyse. Lara Kapschak war an diesem Job mehr als zufrieden. „Man wurde motiviert, gefördert und ermutigt, eigene Projekte zu machen. Jeder durfte das tun, was er am besten kann und auch über sein Kommen und Gehen selbst bestimmen. Von einem so guten Arbeitsklima hatte ich bis dahin noch nicht gehört!“
Nichts desto trotz war man baff, als die junge Deutsche die Einführung einer Zeittafel vorschlug, in die jeder seine An- und Abwesenheit einträgt. Das würde die Arbeit erheblich vereinfachen, lobten die Kollegen. Ob Lara Büromanagement studiert habe? „Unsere duale Ausbildung mit Praxis in der Firma und Berufsschule kennen sie drüben nicht“, so Lara Kapschak.

Darüber hat sie gern berichtet, denn auch die USA können ihrer Meinung nach das duale System der Ausbildung gut brauchen. Lara selbst hat aber ebenfalls Zukunftsweisendes in dem Unternehmen gelernt: Dass sie einem eher heimlich gehegten Berufswunsch doch noch nachgehen wird. „Statt Kulturwissenschaften will ich jetzt Wirtschaftsinformatik studieren. Sie haben mich machen lassen und mich davon überzeugt, dass sich das kann.“
Nach dieser weiteren Bereicherung an Erfahrung, Wissen über die USA und natürlich sprachlichen Kenntnissen stand jetzt Sightseeing auf dem Programm. Schon zwischendurch hatte sich Lara immer mal eine Gegend, eine Stadt angesehen. Nun aber ging es noch zu einer fünftägigen Kreuzfahrt zu den Bahamas („Das hat nur 500 Dollar gekostet.“) und im Anschluss an den großen „Road Trip“.

Diese abschließende Rundreise ist zwar keine Pflicht im Partnerschaftsprogramm, wird aber von den meisten jungen Leuten absolviert. Bei Lara Kapschak begann sie mit schlechten Nachrichten: „Die Freundin aus dem PPP, mit der ich mich verabredet hatte, musste kurzfristig absagen.“ Das Pech verwandelte sich aber in ein weiteres tolles Erlebnis, als Laras Vater, Hans-Klaus Kapschak, sich entschied, loszufliegen, um die Tochter zu begleiten. Sie erlebten faszinierende Städte und atemberaubende Landschaften, aber der Vater lernte auch ein paar Leute und Stätten kennen, die das zurückliegende Jahr der Tochter geprägt hatten. „Das hilft meiner Familie zu verstehen, wie und warum ich mich verändert habe“, meint Lara.

Sie würde dieses Jahr niemals missen wollen und sagt dankbar: „Das war alles so wertvoll!“ Bei ihrer ausdrücklichen im Programm vorgesehenen Mission, Deutschland zu repräsentieren, scheint sie auch eine gute Figur gemacht zu haben. Wahre Heerscharen von jungen und älteren Bürger der USA und aus anderen Ländern haben ihr Besuche versprochen.
Ronnie Cromer, der Senator in South Carolina, äußerte sich gleich schriftlich und auf offizieller Ebene. Er schickte wenige Tage nach Lara Kapschaks Abreise eine Mail an Bürgermeister Rainer Buttstedt. Lara kennenzulernen, so schrieb er, war „such a delight“ (Genuss). Vor dieser jungen Frau liege eine helle Zukunft. (spa)


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