Wirtschaftsförderung: Alter Wein in neuen Schläuchen?
Die Wirtschaftsfördergesellschaft des Kreises soll aufgelöst werden. Die Mitarbeiter und die meisten Aufgaben würden dann dem Landkreis zugeordnet. Was steckt hinter dem Vorhaben?
Kreis Altenkirchen. Seit 1994 wird die Wirtschaftsförderung des Kreis Altenkirchen als eigenständige Gesellschaft geführt. Mitarbeiter und Aufgaben sollen nun an die Steuerungseinheit Demografie, Regional- und Kreisentwicklung im Kreishaus angegliedert werden. Die Stabsstelle hieße dann „Wirtschaftsförderung und Regionalentwicklung“.
Wohlgemerkt: Der Kreistag muss diesem Vorhaben erst noch zustimmen. Er tagt das nächste Mal am 28. September. Im Juni hatte der Kreisausschuss allerdings schon einen entsprechenden Empfehlungsbeschluss gefasst. Und laut der Pressesprecherin des Kreises, Christina Held, arbeite die Verwaltung auch bereits an den entsprechenden Vorbereitungsmaßnahmen, wie der Kurier in einem Gespräch mit ihr erfuhr.
In einer Pressemitteilung wird der Plan näher vorgestellt:
So verspricht man sich von der Zusammenführung mit der Regionalentwicklung einen Vorteil, da insbesondere die Wirtschaftsförderung auch Teil der regionalen Entwicklung sei. Immerhin seien in den vergangenen Jahren aufgrund der immensen demografischen Herausforderungen bei der Stabsstelle auch neue Aufgaben dazu gekommen: Dazu zählten die Berufliche Bildung (Duales Studium Maschinenbau), die Fachkräftesicherung im Metall- und Maschinenbaubereich, aber auch Themen wie der Fachkräftemangel in der Pflege. Damit werde die Kreisverwaltung unmittelbar in die Lage versetzt, die Aufgabe der Wirtschaftsförderung fortzuführen.
Vermögen und Geschäftsbetrieb gehen an Kreis
Berno Neuhoff bleibe gleichzeitig Leiter der Stabsstelle „Demografie, Regional- und Kreisentwicklung". Zusammen bildeten er und der neue Wirtschaftsförderer Tim Kraft eine Einheit und verträten sich gegenseitig. Kraft sei dann zudem Landrat Michael Lieber unmittelbar fachlich unterstellt. Laut Lieber sei dies „effektiver und effizienter“.
Die künftigen Aufgaben der Wirtschaftsförderung bestünden im Unternehmensservice, „Behörden-Lotse“, Breitbandausbau und der Betreuung der Brancheninitiative Metall innerhalb des Innovationsclusters Metall-Keramik-Kunststoff.
Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft werde ihr Vermögen und den Geschäftsbetrieb vollständig an den Landkreis Altenkirchen veräußern. Dem Kreis selbst gehören schon rund 37 Prozent des Stammkapitals, wie aus dem Beteiligungsbericht 2014 hervorgeht. Die Kreissparkasse (jetzt Sparkasse Westerwald Sieg) hält knapp 28 Prozent der Anteile und die Westerwaldbank rund 18 Prozent. Den Rest teilen sich die Verbandsgemeinden. Laut Pressesprecherin Held seien die Gesellschafter nach dem Empfehlungsbeschluss sofort informiert worden.
Personalveränderungen setzten Überlegungen in Gang
Bleibt die Frage, was die Verantwortlichen zu dieser Veränderungsmaßnahme trieb? Die Pressemitteilung verweist hier auf die Berufung des Geschäftsführers der Wirtschaftsförderung zum Co-Chef der Westerwaldbahn, die dem Kreis gehört. Oliver Schrei führt seit November 2014 das Verkehrsunternehmen zusammen mit Horst Klein. Doch Klein geht Ende dieses Monats in den Ruhestand, sodass Schrei allein die Geschäfte führen wird. Außerdem ist er zusätzlich immer noch Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung. Landrat Lieber hatte eigentlich angekündigt, Anfang dieses Jahres eine Nachfolgeregelung zu treffen. Nun, mit etwas Verspätung ist dies geschehen – nur anders als viele sicher damals noch gedacht hatten. Die Personalentscheidung scheint die Diskussion rund um die Auflösung und Neuangliederung der Wirtschaftsförderung in Gang gesetzt zu haben.
Doch erhofft sich der Kreis mit der Maßnahme auch Einsparpotential angesichts der erhofften Synergieeffekte? Darüber will die Pressestelle noch informieren. Zur Veranschaulichung: Im Haushaltsplan 2014 waren zum Beispiel 250.000 Euro an Zuschüssen veranschlagt laut Beteiligungsbericht. Außerdem werden 3,6 Mitarbeiterstellen aufgeführt. (ddp/ Pressemitteilung)
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