Gemeindepfarrer Raimund Brückner wird verabschiedet
In einem Kantatengottesdienst am Sonntag, 27. September, 14.30 Uhr, in der Christuskirche wird der „dienstälteste" evangelische Altenkirchener Gemeindepfarrer Raimund Brückner verabschiedet. Mit ihm geht auch eine Ära lang anhaltender Kontinuität in der Gemeinde zu Ende.
Altenkirchen. Vor 30 Jahren kam Raimund Brückner nach Altenkirchen, Ende September tritt er in den vorzeitigen Ruhestand.
Als der Theologe – der anfangs gemeinsam mit Pfarrer Winfried Storch und Pastor Gallus arbeitete (später wechselte das Team und Pfarrer Werner Zeidler und das Pfarrerehepaar Weber-Gerhards kamen dazu) – seine Dienstzeit begann, tickten einige Uhren noch anders: In dem reinen Männerteam war er für die „Frauenarbeit" zuständig und anfangs wurde ein „Kinderhütedienst" parallel zu den Gottesdienstzeiten angeboten. Da der gemeindeeigene Kindergarten - dessen Betreuung zu seinen Aufgaben gehörte - damals noch direkt vor der Haustür des Pfarrhauses lag, sorgte neben dem Kinderlachen im eigenen Haus – fünf Kinder hat die Pfarrerfamilie – auch dessen Trubel für ein fröhliches Umfeld.
Sehr dankbar ist Raimund Brückner, dass seine Frau Ulrike ihre eigene berufliche Karriere aufgab, mit ihm in den Westerwald kam und ihn in vielfältiger Weise unterstützte.
Neben dem „normalen" Pfarrdienst – Brückner betreute die Altenkirchener „Oberstadt" sowie Mammelzen und Michelbach nebst Ortsteilen, sowie Sörth und Ingelbach – hatte das Leben direkt neben der Kirche auch seine besonderen „Herausforderungen". Das Pfarrhaus war häufig erste Anlaufstelle für „Durchreisende", aber auch bei allen möglichen „Notfalleinsätzen" gefragte Anlaufstelle. „Schlüsseldienste" gehörten ebenso dazu, wie auch mal eine Rettungsaktion, um das nachtschlafende Altenkirchen von Dauer-Glockengeläut zu befreien.
Theologisch setzte Raimund Brückner individuelle Akzente. So war ihm die „Große Ökumene" – besonders gelebt in der „Evangelischen Allianz" (dem Zusammenschluss von Christen aus unterschiedlichen Gemeinden) und im Miteinander mit der katholischen Kirche - ein wichtiges Anliegen.
Aus einem „Wort zum Montag" entwickelten sich „Gottesdienste in freier Form", die er elf Jahre als Zusatzangebot zu den traditionellen Sonntagsgottesdiensten verantwortete. In mehreren Glaubens- und Alpha-Kursen wurden Grundlagen des christlichen Glaubens vermittelt.
1988 kam Pfarrer Brückner erstmals in Kontakt mit ehemaligen jüdischen Mitbürgern aus Altenkirchen, die u.a. aus Israel angereist waren. 1990 machte sich der Gemeindepfarrer mit Altenkirchener Mitbürgern, darunter Zeitzeugen der damaligen Judenverfolgung, zum ersten Mal auf den Weg zu einem Gegenbesuch in Israel. Unter seiner Leitung folgten acht weitere Gemeindereisen in das "Heilige Land", welche nachhaltig bei den Teilnehmenden wirkten. „Alle Reisen war bereichernd, förderten das Verständnis für Land und Leute und konnten sicher durchgeführt werden, obwohl es im Vorfeld immer wieder Ängste Interessierter ob des 'unruhigen' Reiseziels gab", erinnert er sich.
Schwerpunkte der Gemeindearbeit von Pfarrer Brückner waren neben dieser christlich-jüdischen Verständigung auch die Seelsorge im Theodor-Fliedner-Haus mit begleitender Altenarbeit, die Hauskreisarbeit sowie die Erstellung des Gemeindebriefes.
Auf kreiskirchlicher Ebene engagierte er sich für die Kindergarten-Arbeit und im Rechnungsprüfungsausschuss der Synode.
Dankbar ist man in Kirchenkreis und Gemeinde für das vielfältige und kontinuierliche Wirken von Pfarrer Brückner. Öffentlich kundtun will man ihm dies bei seiner Verabschiedung am kommenden Sonntag. Gemeinde, Kollegenschaft, Mitarbeitende, Gruppen und Kreise, Weggefährten und Gäste versammeln sich zu Gottesdienst und Feierstunde.
Krankheitsbedingt erfolgte Brückners beruflicher Abschied etwas früher als einst erwartet; sein Pfarrhaus hat er bereits geräumt, damit für nachfolgende Kollegen – die Stelle ist ausgeschrieben – alles vorbereitet werden kann. Umgezogen ist Familie Brückner in den Nachbarkirchenkreis Wied und es ist ein Abschied auf kurze Distanz. Im neuen Heim warten noch einige Kisten aus 30jähriger Amtszeit auf das Entdecken mancher Erinnerungs-Schätzchen. Darauf freut sich der Ruheständler, ebenso auf die Stille des Landlebens. (pes)
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