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Nachricht vom 02.12.2008    

"Pillen, Pendel und Patienten"

Gesprächsstoff und Turbulenzen im Wartezimmer: "Lampenfieber" sorgte mit "Pillen, Pendel und Patienten" für allerlei Turbulenzen - einem Schwank mit Hämmscher Lokalkolorit, aber nicht nur für Hämmscher.

arzthelferin

Breitscheidt. Oftmaliger Szenenapplaus und jeweils ein verdienter Riesenbeifall am Ende der kurzweiligen und amüsanten Theaterabende waren der verdiente Lohn für die har­ten Probenarbeiten der Theatergruppe "Lampenfieber" in den voraus gegangenen Wochen und Monaten. Zur Aufführung kam im Gasthaus Schäfer in Breitscheidt der Schwank "Pillen, Pendel und Patienten" von Christa Bitzer. Die Laienschauspieler erfreuten wie in den Jahren zuvor Theaterfans aus Nah und Fern mit einem unterhaltenden Theaterabend.
Seit Bestehen der Theatergruppe "Lampenfieber" führt Christa Bitzer jedes Jahr Regie. Nach dem "Vermasselten Rendezvous" im vergangenen Jahr war "Pillen, Pendel und Patienten" der zweite Schwank, der mit Lokalkolorit und "Hämmscher Platt" aus der Feder der engagierten Regisseurin stammte. Auch in diesem Jahr landete sie erneut einen Volltreffer. Ein Volltreffer war auch wieder das von Peter von Glasow und Ralf Wille liebevoll und detailliert erstellte Bühnenbild; diesmal ein Wartezimmer bei einem Hammer Arzt. Für die Maske trug wie in den Vorjahren Brigitte Geldsetzer Verantwortung. Souffleuse war Michaela Wille. Ein besonderer Dank des Ensembles galt Doris und Hermann Schäfer aus dem gleichnamigen Gasthaus für deren Engagement und große Hilfsbereitschaft. Die Rollen waren wie in den Jahren zuvor erneut auf die Fähigkeiten und Talente der Akteure in hervorragender Weise verteilt; Mimik und Pantomimen hatte man in den wochenlangen Probenarbeiten ebenfalls mit eingebunden, geübt und immer wieder verfeinert. Die Rollenverteilung konnte nicht besser sein. Jedem einzelnen war der zu spielende Part "auf den Leib geschnitten", man ging so richtig "darin auf". Die Komödie spielte im Wartezimmer von Doktor Hans Hubertus (Manfred Geldsetzer). Dort treffen sich allerlei Patienten und "Fast"-Patienten, warten auf den Doktor - und nicht nur auf den Doktor - möchten etwas "Neues" aus dem Dorf erfahren oder einfach gesehen werden. Aufgeguckt wird, als der neu an der IGS eingestellte Lehrer Axel Schweiß (Mike Haufe), sich als Privatpatient bei der Sprechstundengehilfin Jenny Hubertus (Katharina Sälzer) - der Tochter des Arztes - vorstellt und um einen Arzttermin bittet. Arzthelferin Hilde Hurtig (Anne Preuß), bei der alles was die Praxis und das Privatleben des Doktors betrifft zusammen läuft, überblickt sofort die Situation und ordnet an: "Do maachen wir ooch noch een Belastungs-EKG". Die als Dorftratsche bekannte Gerda Graus (Renate Krämer) – die acht Tage immer ihre frische Unterwäsche an hat - "mustert" den stattlichen Pädagogen von unten bis oben und meint dann trocken: "Klamm ist der aber och net, der hätt jo nenn Buchch wie nee Groomichs-Kooh." Beim Anblick des Lehrers rechnet sich auch die Esoterikerin Theresa Theissier (Arlett von Glasow) etwas aus und rechnet sofort "hoch", wenn auch Jupiter nicht gut steht. "Dat wär een Mann für mich." Mitleid haben alle mit dem von seiner Ehefrau Erna unterdrückten Bauern Paul Kneif (Ralf Wille). "War das einmal ein glücklicher und fröhlicher Mann, bevor er seine Ehefrau kennen lernte", so der einhellige Tenor. "Heute hat er nichts mehr davon, nur noch Blähungen." Paul hat auch einmal mit der Faust kräftig auf den Tisch geschlagen und fast gegen Erna "rebelliert". Darauf ist er mächtig stolz – seine Erna war allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht anwesend! "Stimmung" kommt stets ins Wartezimmer, wenn Hypochonder Ferdinand Brausewind (Hubert Michel) auftaucht, seine zahlreichen Krankheiten aufzählt und mit lateinischen Fachbegriffen nur so "herumwirbelt". Als der Doktor nicht da ist, nimmt Arzthelferin Hilde die Sache selbst in die Hand und untersucht Ferdinand „schichtweise“ von den Füßen bis zum Kopf mit dem Pendel. Bis auf einige "Gehirnverwindungen" und eine Amnesie stellt sie jedoch nichts fest. Um vieles leiser und vor allem vornehmer gibt sich die dominante Mutter Getrud Macke (Heike Räder) mit ihrem "gestriegelten und gescheitelten" Sohn Klaus Peter (Lars von Glasow). In Wirklichkeit wollen Mama und deren Bubi-Schatz keinen Arzttermin. Vielmehr möchte die Mutter ihrem Sohn – der beim Anblick der Sprechstundengehilfin Jenny stets einen roten Kopf bekommt und zu stottern beginnt – behilflich sein, ein "Date" ihres Sohnes mit Jenny in die Wege zu leiten. Mama Gertrud "erhascht" dann ein Lächeln des Doktors. Hat der sich in sie verguckt? "Doch blooß net", hofft Hilde, die das natürlich mit bekommt. Und dann ist noch der arbeitsmüde "Spinner" Kurt Müller (Peter von Glasow) mit im Wartezimmer. Alle wissen nicht so richtig, weshalb der Doktor in den letzten Tagen eine mehr als schlechte Laune an den Tag legt. Morgens kommt er in die Praxis ohne zu grüßen, knallt die Türen, fragt nach Patienten – obwohl er zuvor durch das leere Wartezimmer gegangen ist. "Der maacht een Gesicht, ob er selber do rin geschloofen hätt", kann da Arzthelferin Hilde Hurtig im Zwiegespräch mit Skelett Hugo nur feststellen, deklariert ihn zur Zeit als einen ungenießbaren "Drangsalör" und fragt: "Wie wird ett heut? Schlemm, schlemmer oder noch schlemmer." Sie und Doktors Tochter Jenny wissen die Ursache um Hubertus schlechte Laune. Seine Frau hat ihn verlassen. Aus Doktor Sicht natürlich völlig unbegründet. Wer verlässt schon einen unfehlbaren Mann, wie er es ist? Tochter Jenny möchte die Ehe der Eltern retten und endlich ihren Freund Enrico Calzone (Peter Birkenbeul) vorstellen. Sie bittet deshalb Kollegin Hilde um Hilfe, die sofort einen Plan schmiedet. Sie kann sich nämlich noch erinnern, dass Doktor Hubertus mit einem weiteren heimischen Kollegen vor 23 Jahren auf einem Ärztekongress in Venedig war. Nach einem abendlichen mehrstündigen und vor allem „süffigen“ Gala-Dinner ist das "unfehlbare Doktorchen" streng genommen am anderen Morgen in einem anderen als seinem Bett und mit einem BH "verziert" aufgewacht. An die Nacht kann er sich nicht mehr erinnern. War der Doktor wohl doch nicht unfehlbar? Arzthelferin Hilde "kombiniert" mit Jenny und schlägt vor, man sollte dem Doktor suggerieren, in der gewissen Nacht in Venedig ein Kind gezeugt zu haben, das nunmehr nach 23 Jahren auf dem Weg nach Hamm sei, um sich beim Doktor vorzustellen. Doktor Hubertus käme dann unweigerlich in eine Zwangslage, sich zu rechtfertigen und würde somit Jennys Freund kennen lernen. Hilde hat fortan alle Hände voll zu tun, befragt das Pendel und versucht wieder Ordnung ins Privatleben ihres Doktor zu bringen. Doktor Hubertus trifft dann nicht zufälligerweise auf Enrico, der so wunderbar italienisch spricht und singt. Durch dessen liebevolles Papa wird Doktor Hubertus immer verunsicherter und grübelt über die Nacht in Venedig nach, von der er ja nichts mehr weiß. Am Ende kommt es dann für den Doktor und seine Frau sowie Jenny und Enrico zum Happy End.
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Foto: Arzthelferin Hilde untersucht Ferdinand mit dem Pendel.


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