Werbung

Nachricht vom 04.10.2015    

„Rheinbrücken“ – Fotoband von Tomas Riehle

Rheinland-Pfälzer lieben ihren Rhein, der Touristen in die Region lockt, sie hassen ihn, wenn sein Hochwasser in die anliegenden Orte drängt und sie fürchten ihn, wenn sie ihn überqueren müssen. Die Trennlinie wird deutlich, wenn eine der vielen Brücken wegen Bauarbeiten gesperrt ist.

Die wohl bekannteste Rheinbrücke - die Brücke von Remagen. Fotos aus dem Buch von Tomas Riehle.

Region. Wer aus den Kreisen Neuwied, Westerwald und Altenkirchen auf die andere Rheinseite will, ist auf eine Brücke angewiesen. Koblenz zum Beispiel ist eine Brückenstadt mit ständigem Staupotential. Die Auto fahrenden Deutschen gehen davon aus, dass der Rhein, der der wichtigste europäische Wasserweg ist, seinerseits kein Wege-Hindernis darstellen darf. Die Diskussion über die - vielleicht - geplante Brücke im romantischen Weltkulturerbe Mittelrheintal zeigt das. Brücken werden benötigt und benutzt, aber die Nutzer sehen ihre Schönheit üblicher Weise nicht. Die sieht man nur aus der Distanz, meist von unten.

Über zwei Kilogramm Buch mit 250 Seiten Schwarz-Weiß-Fotografien von 100 ausgewählten Brücken, die den Rhein überspannen zwischen Quelle und Mündung. Das ist ein im mehrfachen Sinn mächtiges Unterfangen, für das der Fotograf Riehle mehrere Jahre benötigte.

Herausgekommen sind eindrucksvolle Aufnahmen, die durch das Fehlen von Farben den Blick auf die technisch-ästhetische Konstruktion lenken. Alle Brücken sind in voller Länge abgebildet und Detailaufnahmen komplettieren den Eindruck. Gleich die erste Aufnahme nötigt dem Betrachter ein Lächeln ab: Das Brett über ein Rinnsal unweit der Quelle erfordert noch keine Statik oder Ingenieurskunst. Sehr schnell wird das Bachbrett breiter und die Brückenkonstruktion anspruchsvoller. Die Rheinbrücke bei Disentis besticht bereits durch einen anmutigen Träger-Bogen über die Schlucht. Sehr unterschiedlich sind die Bauwerke gestaltet, je nach Entstehungszeit und Funktion. Es gibt Fußgänger-, Eisenbahn- und Autoverkehrsbrücken aus Holz, Stahl und Beton.

Es ist spannend zu sehen, wie der Rhein sein Aussehen verändert und mit ihm die überspannenden Brücken. Die Konstrukteure übertrafen sich bisweilen in ihren Ansprüchen an Funktion und Ästhetik, das nötigt Respekt ab vor der Architekturkunst von der Römerzeit bis heute. Ab dem Mittelrhein bildet der breite und vielbefahrene Strom eine Herausforderung, die mit viel Stahl und oft mit Schrägseilen technisch bewältigt wird.



Gottfried Knapp beleibt in seinem einleitenden Essay angenehm zurückhaltend. Er bewahrt den großen Überblick, quasi aus der Vogelschau fasst er das mächtige Thema zusammen. Er weist auf seiner kurzen Reise durch Europa und seine Geschichte auf die vielen Rhein-Aspekte hin: umkämpfter Grenzfluss, überregionaler Verkehrsweg, Reichtum an Kultur- und Mythengeschichten – Nibelungenlied, Loreleysage, Lieder und Gedichte aus allen Epochen. Die strategische Bedeutung von Brücken wird an Beispielen aufgezeigt, zu denen die mittlerweile durch Hollywood weltweit bekannte „Brücke von Remagen“ gehört, deren schwarze Köpfe als Mahnmal stehen bleiben.

„Brücken bauen“ im realen und übertragenen Wortsinn, mussten und wollten die Deutschen nach dem Ende des zweiten Weltkriegs. Dazu müssen sie nicht unbedingt schön sein, aber immer verbindend wirken. Die Lektüre macht die sozial-kommunikative Funktion der Brücken bewusst und erzeugt Achtung vor ihrer Tragfähigkeit. Eine Ode an die Brücken ihrer Heimatstadt Köln, vor Jahren von den „Bläck Föös“ gesungen, kommt in den Sinn: „Ich bin ne kölsche Brück, … Ich haal minge Buckel hin für öch hier am Rhing.“

So reduziert wie Riehles Schwarz-Weiß-Fotos ist Knapps Begleittext. So bildet das Buch eine harmonische Einheit. Der Band ist nicht nur für Ingenieure lesens- und sehenswert, sondern für alle Fans geschichtlicher und ästhetischer Entwicklungen. Da alle Texte von Ilze Mueller ins Englische übersetzt wurden, auch als Präsent für Partner in Übersee geeignet.

Tomas Riehle: Rheinbrücken
Mit einem Essay von Gottfried Knapp
Edition Axel Menges 2015
ISBN 978-3-936681-74-1
86 Euro
Buchbesprechung von Helmi Tischler-Venter


Feedback: Hinweise an die Redaktion

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
   

Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Kultur


20. Monkey Jump Kneipenfestival Hachenburg: Party-Hochburg am 29. März

ANZEIGE | Am Samstag, den 29. März, verwandelt sich Hachenburg in eine Festival-Hochburg, wenn das 20. ...

Bergbaujahr 2025 in Willroth: Feierliche Eröffnung am 29. März auf der Grube Georg

ANZEIGE | Das Jahr 2025 steht in der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld ganz im Zeichen des Bergbaus. ...

Celtic Folk Music in Wissen: Cara brachte das irische Lebensgefühl ins Kulturwerk

Cara ist eine international bekannte und mehrfach ausgezeichnete Formation. Die Musiker vermitteln durch ...

Buchtipp: "Das Rot der Stiefmütterchen" von Susanne Arnold

In das anheimelnde Cottage auf dem Titel des neuen Kent-Krimis möchte man direkt einziehen und die Gastfreundschaft ...

Motto dieses Sommers: "Forever young?"

In Anlehnung an das Motto des rheinland-pfälzischen Kultursommers folgt auch der Westerwälder Literatursommer ...

Mathias Richling begeistert Hachenburg mit scharfzüngigem Kabarett

Die Hachenburger Kulturzeit landete erneut einen Volltreffer und holte mit Mathias Richling einen der ...

Weitere Artikel


„Ist das zu nuttig?“

Enissa Amani eröffnete ihre Show mit dieser ersten Frage an ihr Publikum. Der Kleinkunstverein „Die Eule“ ...

Ellingen II 1:0 Heimsieg gegen Rheinbreitbach II

Einen hochverdienten 1:0 Heimsieg feierte B-Ligist SG Ellingen/ Bonefeld/ Willroth II gegen den SV Rheinbreitbach ...

Kein Feiertag für die Herren des SSV

Der Spiel- und Sportverein (SSV) Wissen reiste am Tag der deutschen Einheit zum Ligaspiel gegen die Reserve ...

Der 46. Wissener Jahrmarkt war ein großer Erfolg

Zahlreiche Besucher zog es am Wochenende zum 46. Wissener Jahrmarkt, dessen Erlöse dieses Mal nach Ruanda ...

Elkhausen: Abschied mit weinendem und lachendem Auge

Am 3. Oktober schloß bedauerlicherweise einmal wieder eine Traditions-Gaststätte im AK-Land ihre Pforten. ...

B 256: Ein Viertel der Verkehrsteilnehmer zu schnell

Am Freitag, den 2. Oktober führte die Polizei Straßenhaus auf der Bundesstraße 256 in Güllesheim Geschwindigkeitskontrollen ...

Werbung