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Nachricht vom 10.11.2015    

Faurecia: Mit Kompromiss und neuen Aufträgen in die Zukunft

Einen hohen Preis hatte die Konzernführung ursprünglich von den Arbeitnehmern verlangt, damit das Faurecia-Werk in Scheuerfeld Bestand bleibt. Nach zähen Verhandlungen einigte sich die Gewerkschaft mit den Arbeitgebern nun auf einen Kompromiss. Die Belegschaft bekannte sich jetzt mehr als deutlich zu dem Verhandlungsergebnis.

Vertreter der Belegschaft schütten die Abstimmungszettel aus. Fotos: Daniel Pirker

Scheuerfeld. „Wir haben eher mehr gewonnen als abgegeben“, so fasste Yüksel Öztürk, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende die Ergebnisse mit der Faurecia-Konzernführung zusammen. Die Belegschaft des Automobilzulieferes in Scheuerfeld sieht das ähnlich. Darauf deutet deren Abstimmung über die Einigung mit den Arbeitgebern hin, das der Presse nun in der Werkskantine von Vertretern der IG Metall und des Betriebsrats vorgestellt wurde. Rund 95 Prozent der gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter hatten für den Kompromiss votiert, dem harte Auseinandersetzungen voraus gegangen waren (Der Kurier berichtete ausführlich hier).

Sehr, sehr schwierige Verhandlungen habe man hinter sich, betonten denn auch die Vertreter der Gewerkschaft und des Betriebsrats. Nachdem über den Umweg einer mehrtägigen Betriebsversammlung die Arbeit niedergelegt worden war, hatte die Konzernführung anscheinend erheblichen Druck gespürt. Schließlich einigte man sich in der Nacht zu Montag.

Zur Erinnerung: Laut IG Metall hatte die Arbeitgeberseite der Belegschaft einiges abverlangen wollen wie etwa eine rund 30prozentige Lohnkürzung oder die Entlassung von 40 Prozent der derzeit 420 Mitarbeiter. Damit konnte sich die Konzernführung allerdings nicht durchsetzen. Grund zu überschwänglicher Euphorie können aber auch die Arbeitnehmer nicht haben.

Verhandlungsführer Uwe Zabel von IG-Metall-Bezirk Mitte erläutere die Eckpunkte der Einigung: Demnach garantiert die Konzernführung eine Mindestanzahl von 220 Beschäftigten bis Januar 2020. Außerdem einigte man sich auf eine Verlängerung des Sozialtarifvertrags bis 2027. Der bestehende läuft Ende nächsten Jahres aus.

Letztlich kommt es auf die Entwicklung der Auftragslage an. Bis 2018/19 laufen offenbar derzeitige Aufträge aus. Sie dürfen nach der schriftlich fixierten Vereinbarung auch nicht abgezogen werden. Darüber hinaus soll ein Folgeauftrag die nötige Perspektive verschaffen – der allerdings nicht auf dem Papier garantiert wird. Teile eines Sprinters (VS30) würden laut IG Metall dann in Scheuerfeld gefertigt.



Außerdem soll laut Betriebsratsvorsitzenden Volker Knautz das Ersatzteilgeschäft in sein Werk verlagert werden. Wie viel Beschäftigung das konkret bringen wird, könne man nicht abschätzen, sagte Uwe Zabel. Uwe Wallbrecher, der Erste Bevollmächtigte der Gewerkschaft in Betzdorf, erklärte: Man habe nun die Chance, die Arbeitgeber davon zu überzeugen, ab 2020 neue Aufträge nach Scheuerfeld zu holen. Hätten sich die Arbeitnehmer nicht durchgesetzt, wäre die Fertigung laut Öztürk wohl nach Osteuropa verlagert worden.

Für die Standortsicherung müssen die Arbeitnehmer nun bei weitem nicht die Einbüßen in Kauf nehmen, die die Konzernleitung ursprünglich einforderte. Aber ohne Einschnitte geht es zukünftig ebenfalls nicht. So wird sich die Wochenarbeitszeit ab 2018 auf 38,5 Stunden erhöhen, und zwar ohne Lohnausgleich. Zur Zeit arbeiten die Faurecia-Mitarbeiter 37,5 Stunden. Das sind immer noch 2,5 Stunden weniger als die Arbeitgeberseite gefordert hatte. Außerdem sollte das Urlaubs- und Weihnachtsgeld komplett gestrichen werden. Nun wird es um 25 Prozent gekürzt. Zudem wurde ein freiwilliges Ausscheideprogramm und eine Transfergesellschaft vereinbart. Womit sich die Gewerkschaft nicht durchsetzen konnte, sind Forderungen nach Investitionen in das Werk.

Eine gute Nachricht für die Mitarbeiter ist die Einigung auf eine sogenannte Maßregelklausel. Das bedeutet, dass die Belegschaft für ihre mehrtägige Betriebsversammlung, die de facto einer Arbeitsniederlegung gleichkam, keine Lohneinbußen zu befürchten hat. Übrigens hatten Vertreter der Geschäftsleitung laut Gewerkschaft Druck auf den stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Yüksel Öztürk ausgeübt. Die Reaktion der Belegschaft auf der Betriebsversammlung zeigte das familienartige Zusammengehörigkeitsgefühl im Werk. Die Mitarbeiter stärkten ihrem Betriebsrat demonstrativ den Rücken und riefen im Chor:„Wir sind alle Yüksel!“ (ddp)


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