"Wir alle sind Frankreich" - Trauer und Entsetzen überall
Die Deutschen feiern immer Mitte November zwei Wochen vor dem 1. Advent seit 1952 den Volkstrauertag. Zum Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege, der Gewaltherrschaft und des Terrors. Nun ist aktuell durch das mörderische Geschehen in Paris eine besondere entsetzliche Facette religiös motivierter Verbrecher hinzugekommen. Der Opfer des Terrors in Paris gedenken wird dazu gehören. Denn ebenso wie die Nation Frankreich stehen auch hier die Menschen unter Schock.
Region. Es gibt in unseren drei Landkreisen viele Schul- und Städtepartnerschaften mit dem Nachbarland Frankreich. Rheinland-Pfalz ist die Partnerregion von Burgund. Da sind Freundschaften über Jahrzehnte entstanden und Verbindungen, die zu einem dauerhaften Frieden der Völker im vereinten Europa führten. Eine Friedensperiode, die junge Generationen aufwachsen ließ, ohne Feindbilder. So lange Friedenszeiten hat Europa nie zuvor erlebt, wie uns die Geschichte lehrt. "Wir alle sind Europa" ist angesichts des entsetzlichen Mordens in Frankreich das Gebot der Stunde.
Die Nacht des 13. November mit all ihren vielen Toten und Verletzten in der Stadt der Freiheit, der Gleichheit und Brüderlichkeit - Paris - erschüttert die Weltöffentlichkeit. Dieses perfide Verbrechen ruft Trauer, Mitgefühl, Zorn und Wut hervor. Die Menschen sind wie auch beim 11. September in New York entsetzt und fühlen sich ohnmächtig. Es fehlen ja auch die Worte. Das Drama von Paris mit derzeit 127 Toten und einer hohen Zahl von fast 200 Verletzten sowie unzähligen traumatisierten Menschen lässt stumm werden.
Trauer und Mitgefühl gelten den Hinterbliebenen und der französischen Nation, über die der Ausnahmezustand verhängt wurde. Seit dem Ende des 2. Weltkrieges ein völlig neuer Zustand für die Menschen in Frankreich. Das öffentliche Leben in der Weltstadt Paris ist nahezu erloschen. Neben dem Mitgefühl, der Trauer und der Hilfsbereitschaft für die französische Nation ist Zorn und Wut auf die Verbrecher des selbsternannten Islamischen Staates (IS), der sich zum Anschlag bekannte, ein verständliches Gefühl. Die arabischen Staaten verurteilen den Anschlag und das Massaker, sie wollen kein selbsternanntes Kalifat des IS.
Jetzt gilt mehr denn je Besonnenheit, denn der blanke Hass, der Zorn auf diese Verbrecher darf nicht dazu führen, dass die Werte unserer freien Welt geopfert werden. Die Gesellschaft in der wir alle leben, und die gerade vor großen Herausforderungen angesichts der vielen Kriegsflüchtlinge steht, darf ihre Werte nicht dem blinden Hass auf diese religiös motivierten Verbrecher opfern. Würde es eine Hetzkampagne (es gibt sie leider schon) gegen Menschen muslimischen Glaubens oder die Kriegsflüchtlinge aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak geben, hätten die Mörder von Paris ihr Ziel erreicht. Die überwiegende Mehrheit der Menschen muslimischen Glaubens die hier bei uns leben oder hier Zuflucht suchen, wollen Frieden, keinen Terror. Der IS spricht nicht die Sprache der hier lebenden muslimischen Mitbürger, schon gar nicht die Sprache der Flüchtlinge.
Schaut man auf die Orte und Städte in unseren Kreisen, so sieht man ein gutes gesellschaftliches Miteinander der Religionen und Kulturen. Das zeigt sich im Besonderen in der großen Hilfsbereitschaft der vielen ehrenamtlichen Flüchtlingsinitiativen. Wir dürfen uns nicht von Mördern und Verbrechern, die eine andere Welt wollen, von diesen Wegen der Welt ein menschliches Gesicht zu geben, abbringen lassen.
Unser Redaktionsteam ist sich einig: Für den Ausdruck der Trauer und des Mitgefühls mit Frankreich gibt es Raum. Für Hassparolen, von wem auch immer, ist bei uns kein Platz. Wir als Berichterstatter in den Regionen müssen vieles hören, lesen, verarbeiten. Während wir von fröhlichen Prinzenproklamationen berichten, sterben Menschen einen sinnlosen Tod. Das ist Alltag - nicht immer einfach. (Redaktionsteam der Kuriere)