Das agile Unternehmen: Uhlig und Anderson im Interview
Unternehmen müssen sich fragen, ob sie agil genug sind, den anstehenden Veränderungen erfolgreich begegnen zu können. Jane Uhlig und Kai Anderson haben für »Das agile Unternehmen« 30 Topmanager interviewt. Im Interview erklären die Autoren, was man aus diesen Interviews für den Unternehmenserfolg von morgen lernen kann.
Region. Das Buch „Das agile Unternehmen -Wie Organisationen sich neu erfinden“ wird dieser Tage auf dem Markt erscheinen. Am 25. November wird das Buch im Steigenberger Frankfurter Hof präsentiert. Für die Leser der Kuriere stehen sieben Plätze bei der Präsentation zur Verfügung. Wenn Sie dabei sein wollen, dann schicken Sie eine Mail an die untenstehende Adresse.
Nachstehend ein Interview mit den beiden Autoren:
Agilität ist in aller Munde. Warum ist Agilität für Unternehmen so ein existentielles Thema?
Kai Anderson: Globalisierung und die Digitalisierung sind zwei Megatrends, die unsere Wirtschaft immer stärker dynamisieren. Immer kürzere Innovationszyklen bringen immer schneller neue Produkte hervor. Es entstehen nicht nur neue Wettbewerber, sondern ganz neue Geschäftsmodelle in unserer vernetzten, digitalen Welt. Diese Dynamik macht vor keiner Branche und keinem Unternehmen halt. Ganze Industrien verändern ihr Gesicht – Handel, Medien, Touristik sind erst der Anfang. Die meisten Unternehmen haben mittlerweile verstanden, dass sie ihre Strategien grundsätzlich überdenken müssen. Sie müssen sich fragen, ob sie agil genug sind, den anstehenden Veränderungen erfolgreich begegnen zu können. Und was es braucht, in dieser zunehmenden Dynamik auch zukünftig erfolgreich sein zu können.
Sie haben für Ihr Buch 30 Interview mit namhaften Topmanagern und Managerinnen gesprochen. War es leicht, sie für das Thema zu begeistern?
Jane Uhlig: Die 30 agilen CEOs (Chief-Executive-Officer, die amerikanische Bezeichnung für das geschäftsführende Vorstandsmitglied eines Unternehmens), die wir für die Interviews des Buches gewinnen konnten, waren sofort von dem Thema des Buches begeistert. Mathias Döpfner war der erste, der uns in einem sehr freundlichen Brief zugesagt hat. Hier spürten wir sofort die dynamische Axel-Springer-Veränderungskultur. Jürgen Fitschen hat mich zuerst zu einem persönlichen Vorgespräch in sein Vorstandsbüro geladen. Noch während des Gesprächs hat er mir sofort zwei Termine für das Interview vorgeschlagen. Dennoch gestalteten sich terminliche Absprachen nicht immer einfach. Aber es gab auch zwei Konzernbosse, die uns abgesagt haben. Auch hätten wir uns mehr Frauen gewünscht.
Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Stellhebel für Veränderungen im Unternehmen?
Kai Anderson: Strategie und Identität sind die zentralen Hebel für die Aktivierung der Mannschaft. Eine verinnerlichte Strategie schafft Motivation und eine starke Identität schafft den Stolz und die Zuversicht, ambitionierte Ziele erreichen zu können. Die Strategie richtig zu transportieren und in den Kontext jedes Einzelnen zu bringen, ist der Schlüssel für Engagement und Initiative. Dabei muss der Spagat gelingen, mit Zielen zu motivieren, die immer nur einen Zwischenstopp darstellen. Das Fundament dieser permanenten Veränderung ist die Unternehmenskultur, basierend auf gemeinsamen Überzeugungen und Werten. Sie ist Absprungbasis und Orientierungspunkt für die Mitarbeiter auf dem Weg zu immer neuen Zielen.
Prozesse und Strukturen sind im agilen Unternehmen weit weniger von Bestand als noch vor 20 Jahren. Die Dynamik des Umfelds zwingt zu permanenten Anpassungen von Strukturen und Arbeitsweisen. Die Komplexität unserer Wirtschaftswelt macht das Prinzip der Subsidiarität bestimmend für die Gestaltung der Organisation. Die zunehmend autonomen Einheiten vernetzen sich selbst innerhalb des Unternehmens und nach außen. Damit entstehen im Verbund neue Geschäftsmodelle, die den Wettbewerb immer stärker bestimmen.
Potenzial und Führung sind die wahrscheinlich stärksten Hebel für die Veränderungsfähigkeit eines Unternehmens. Neugierde, Leidenschaft und Flexibilität zeichnen den Akteur in der agilen Organisation aus. Veränderungsbereitschaft ist ein wesentliches Merkmal seiner Disposition.
Was haben Sie aus den 30 Interviews vor allem gelernt? Was ist Ihnen besonders deutlich geworden?
Jane Uhlig: Ich persönlich habe gelernt, dass ein CEO, der viele Mitarbeiter führt, mit herausragenden sozialen Kompetenzen ausgestattet sein muss. Das zeigte schon die Begrüßungskultur. Nach jedem Interview entstand eine andere Form der Begeisterung in uns. Während der Interviews wurde uns immer wieder bewusst, was für eine überdurchschnittliche Leistung von einem CEO erbracht wird. Auch wie zum Beispiel Bahn-Chef Rüdiger Grube seinen beruflichen Werdegang gestaltete – wie mutig strategisch er schon als Auszubildender seine Karriere gestaltete und sich stetig weiter entwickelte. Oder auch der ehemalige Fraport-Chef Wilhelm Bender, der uns viele praktische Beispiele in Sachen Mitarbeiterführung erzählte. Auch wie er Führungsstärke vor über 20.000 Mitarbeitern zeigen musste. Jürgen Fitschen wirkte ausgesprochen sympathisch und umgeben von einer in sich ruhenden Weisheit, die keine Spur von Selbstverliebtheit erkennen ließ. Würde die Öffentlichkeit Jürgen Fitschen wirklich kennen, würde sie ihn sehr mögen. Jeder CEO war auf seine eigene Art und Weise ein gekonnter Kommunikator. Beeindruckt haben uns der Mut und die Risikobereitschaft – aber auch die Offenheit über Probleme zu reden. Unser Fazit ist auf jeden Fall, dass Neugierde, Leidenschaftlichkeit und Mut unabdingbar für Veränderungsprozesse sind.
Wie machen Sie das Know-how aus den Interviews für Ihre Leser nutzbar?
Uhlig/Anderson: Wir bedienen uns einerseits des Story-Tellings. Die Beispiele, die uns die Unternehmensleiter in unseren Interviews aufgezeigt haben, demonstrieren auf gut nachvollziehbare Art und Weise die Mechanismen von Transformation und Agilität. Sie sind natürlich immer im Kontext zu sehen und zu bewerten.
Um die universellen Hebel für Agilität herauszustellen, haben wir ein Modell entwickelt, das unserer Beratungspraxis entstammt und sich der Gemeinsamkeiten unserer Interviewpartner bedient. Über die oben beschriebenen Hebel werden die zentralen Ansatzpunkte für Agilität beschrieben. Hier sollte jeder Leser einen direkten Bezug zu seinen eigenen Themen herstellen können.
Am 25. November wird das Buch im Steigenberger Frankfurter Hof präsentiert. Wer aus dem Verbreitungsgebiet der Kuriere dabei sein möchte, meldet sich unter: autoren@das-agile-unternehmen.de unter dem Stichwort "Kuriere" an. Sieben Plätze stehen exklusiv für die Kurier-Leser zur Verfügung.
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