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Nachricht vom 18.12.2015    

Was macht der Nikolaus im restlichen Jahr?

Nach dem Nikolaus vorbei ist, stellen sich viele Kinder oder auch Erwachsene die Frage: Was macht der Nikolaus im restlichen Jahr? Der Wissener Krimiautor Ludwig Kroner lieferte nun bei seinen adventlichen Lesungen im Garten Molzberger in Wissen mit seinen Geschichten, die zum großen Teil Erlebnisse aus dem eigenen Umfeld sind, die Lösung. Die letzte Lesung in diesem Jahr ist am 4. Advent, Sonntag, 20. Dezember.

Selbstverständlich in der Adventszeit für einen Kölner in Wissen: Der Dom im Wohnzimmer. Fotos: pr

Wissen. Faszinierende Geschichten rund um die Weihnachtszeit schrieb Ludwig Kroner, die im kommenden Jahr als Buch mit Rezepten zur Geschichte erscheinen. Jetzt gab es aber schon einen Vorgeschamck, und am Sonntag, 20. Dezember kann man einiges Geschichten im Garten der Familie Molzberger hören.

Was macht den Nikolaus im restlichen Jahr?
Opa Toni war nach dem Abendessen noch geblieben und saß mit Susanne und seinem Schwiegersohn Markus im Wohnzimmer bei einem Glas Beaujolais primeur. Die Kinder waren schon im Bett und schliefen.
„Hürt ens, nächste Woch es Zinter Kloos un letzte Woch han isch dä Pitter jetroffe, dä es bei uns em Club. Dä määt em Kinderheim sigg Johre dä Zinter Kloos und dä Düres, dä Advokat, dä kennste doch och, dä Zweimetermann, dä määt dr Hans Muff. Un bei denne hat isch noch jett jot. Jetz han isch se jefroch un se kumme am Nikolausovend he hin zo dä Quös.“

Susanne war sofort Feuer und Flamme. Sie erinnerte sich als sie fünf Jahre alt war wie Fiona, ihre jüngste Tochter, da war auch der Zinter Kloos zu ihr gekommen. Der Nikolaus trug ein langes Gewand, darüber einen goldenen Mantel und auf dem Kopf eine rote Mitra. In der einen Hand hielt er einen Bischofsstab, in der anderen ein großes goldenes Buch. Markus, der vom Niederrhein stammte, kannte auch den Nikolaus mit seinem Begleiter, der bei ihnen aber Knecht Rupprecht hieß. Auch in seiner Familie hatte sich der von Coca-Cola erfundene Weihnachtsmann im roten Bademantel oder roten Plüschanzug nicht durchgesetzt.
Vor dem Hans Muff hatte Susanne damals Angst gehabt, aber der gehörte nun einmal traditionsgemäß zum Nikolaus dazu. Er war das negative Alterego des Heiligen Nikolaus, der Schutzpatron der Kinder und der Rheinschiffer war. So stimmten Susanne und Markus der Idee von Opa Toni zu, der sowieso schon Tatsachen geschaffen hatte.

Am Nikolausabend, Fiona und ihr drei Jahre älterer Bruder Max saßen noch am Abendbrottisch, klingelte es gegen halb sieben an der Haustür. Susanne ging zur Tür und öffnete. Ihr gegenüber standen der Nikolaus und der Hans Muff. „Kinder, wir haben hohen Besuch“, rief sie und ging ins Zimmer zurück, gefolgt von den beiden Besuchern. Bei deren Anblick erstarrte Fiona. Erst sah sie nur den Nikolaus. Er trug eine reich bestickte Dalmatik, darüber einen weiß goldenen Radmantel, eine so genannte Cappa, auf dem Kopf eine Bischofsmitra. Diese Kleidungsstücke hatten vor langer Zeit einmal einem Weihbischof gehört und waren über mehrere Stationen zu guter Letzt auf dem Trödelmarkt zu Peter Trost gelangt, der sie nun seit fast 15 Jahren im Dezember als Nikolaus trug. Der weiße Krummstab endete oben in einer goldenen Schnecke. Erst dann sah Fiona den schwarzen Hans Muff. Er war fast so groß wie Nikolaus mit Mitra. Er trug eine schwarze Boden lange Kutte, um die Taille eine schwere rostige eiserne Kette. In der einen Hand hatte er einen Sack, in der anderen eine Rute aus Birkenreisig. Fionas Augen wurden rund und groß.

„Muff, packt die Rute weg, wir sind hier bei braven Kindern. Und sei ruhig und rassel nicht so mit deiner Kette, sonst muss ich dich draußen anbinden.“ Der Nikolaus sprach eindeutig mit rheinischem Akzent. Fiona beruhigte sich sofort wieder, sie wusste, der Nikolaus würde sie vor Hans Muff beschützen. So konnte sie sich ruhig der Betrachtung der goldschimmernden Gewänder widmen, während ihr Bruder Max sein Gedicht aufsagte:



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Nikolaus, Du guter Mann,
wohnst im Himmel, so weit fort,
wer Dein Liedchen singen kann,
lockst Dich bald an diesen Ort.
Denn sie warten schon gespannt,
kleine Kinder, große Kinder,
dass von Deiner guten Hand
sie beschenkt werden im Winter.
Süßes bringst Du, Nüsse, Mandeln,
leerst es aus dem Jutesack,
doch Du lässt nicht mit Dir handeln,
für Böse hast Du nichts gepackt.
Doch sind die Kinder brav gewesen,
dann geizt Du nicht mit Deinen Gaben,
im gold'nen Buch hast Du gelesen,
dass wahrlich sie verdient es haben.

Susanne fielen die Zeilen ein: Hillije Mann em Dom, hätt nit Strömp noch Schohn…“ Der restliche Text hier nicht mehr ein. Fionas Gedicht, sie war ja drei Jahre jünger als ihr Bruder, war erheblich kürzer:

Guter Nikolaus, komm in unser Haus,
triffst ein Kindlein an, das ein Sprüchlein kann
und schön folgen will! Halte bei uns still,
schütt' dein Säcklein aus, guter Nikolaus.

Danach erhielten die beiden Kinder die Geschenke des Nikolaus aus dem Sack des Hans Muff. Opa Toni war recht großzügig gewesen. Als Fiona an diesem Abend schlafen ging, hatte sie noch immer die goldbestickten Gewänder des Nikolaus vor Augen. Diesen Anblick nahm sie mit in ihren Traum.

Zwei Wochen später, es war der vierte Advent, fragte Opa Toni, der zum Frühstück gekommen war: „Kinder, wullt ihr met mir en dr Dom jonn. Isch will mir do de Mess anhüre. Ihr künnt üsch die schöne Kripp anluure un dann anschleßend met mir op dr Weihnaatsmaat jon, Dä hüürt jo en e paar Daach op. Do künnte mer dann zo Meddach Riefköschelscher met
Appelkompott esse“. Bei dem Wort Weihnachtsmarkt waren Max und Fiona sofort einverstanden ihrem Großvater zu begleiten.

Als sie den Dom durch den Nordturm betraten, spielte die Orgel gerade als Vorspiel ein Adventspotpourri. Sie setzten sich hinten in eine Bank, ganz in der Nähe des Mittelgangs. Bei der Messe handelte es sich um ein Pontifikalsamt. Mit großem „Brimborium“, wie es Opa Toni nannte, zog der Kölner Erzbischof in den Dom ein. Der Dompfarrer, zwei Diakone und eine Schar Messdiener, von denen vier Weihrauchfässer schwangen, begleiteten den seit kurzem amtierenden Erzbischof. Der Geruch des Weihrauchs verbreitete sich schnell im gesamten Kirchenschiff. Max und Fiona waren fasziniert. So etwas hatten sie noch nie erlebt. Aufgrund dieser Umstände verhielten sie sich während des Gottesdienstes für ihre Verhältnisse ungewohnt ruhig und konzentriert. Fiona konnte die Augen nicht vom Erzbischof abwenden und als er zum Auszug wieder seine Mitra aufsetzte und den Krummstab zurückgereicht bekam, zupfte sie ihren Großvater heftig am Ärmel.

„Opa, ich weiß jetzt, was der Nikolaus das restliche Jahr über macht. Er wohnt im Dom und feiert und singt mit seinen Freunden.“

Auf dem Weihnachtsmarkt gab es danach noch die versprochenen Reibekuchen. Ludwig Kroner


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