IHK-Empfang: Arbeit ist Schlüssel zur Integration
Die Flüchtlingsfrage stand im Mittelpunkt des Jahresempfangs der IHK Koblenz mit rund 800 Gästen. IHK-Präsident Manfred Sattler und Gastredner Bischof Stephan Ackermann setzten die unterschiedlichen Akzente in ihren Ansprachen.
Region/Koblenz. Mehr als 800 Gäste hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz am Donnerstag, 21. Januar in der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle begrüßt. Vertreter aus Unternehmen, Politik und Verwaltung trafen sich dort zum jährlichen Empfang der Wirtschaft.
IHK-Präsident Manfred Sattler legte einen Schwerpunkt seiner diesjährigen Rede auf die durch den Flüchtlingszustrom entstehenden Herausforderungen. Er betonte: „Es ist die Wirtschaft, der bei der Integration von Flüchtlingen und Asylsuchenden eine ganz entscheidende Rolle zukommt. Integration wird nur durch Ausbildung und Beschäftigung gelingen.“ Damit trage die Wirtschaft maßgeblich dazu bei, die Gesellschaft zusammenzuhalten.
Sattler zollte den Unternehmen seinen Respekt: „Sie als Unternehmer sind sich Ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und wollen Ihren Beitrag leisten, auch wenn die Integration im Betrieb sicher nicht ‚mit links‘ zu machen ist.“ Die Politik sei daneben gefordert, praktikable und ortsnahe Lösungen schaffen, die die Flüchtlinge direkt erreichen. Er kritisierte etwa, dass es für Flüchtlinge über 18 Jahre noch immer keine verbindlichen Integrations- und Sprachkurse gebe.
Mit Blick auf die in Rheinland-Pfalz anstehenden Landtagswahlen mahnte Sattler eine aktivere Wirtschaftspolitik an. „Jede bürokratische Last, jede neue Dokumentations- und Meldepflicht, jeder neue Nachweis und jede neue Bescheinigung nehmen uns Unternehmern die Luft, die es für unser gesellschaftliches Engagement braucht.“ Die Wirtschaft laufe zwar erfreulich rund, aber sie tue es trotz der Politik, nicht wegen ihr. „Das kann auf Dauer nicht gut gehen“, so Sattler.
Als Gastredner war in diesem Jahr der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann der Einladung Koblenz gefolgt. Seine Ausführungen über das „Primat der Ethik vor der Technik“ regten viele Gäste zum Austausch an. Der Bischof gab die Überzeugung von Papst Franziskus weiter, ethisch-moralische Entscheidungen sollten Grundlagen wirtschaftlichen Handelns sein. Stattdessen beherrsche jedoch eine „technokratische Grundhaltung“ Wirtschaft und Politik.
Auch Dr. Stephan Ackermann beschäftigte sich in seiner Rede mit der Flüchtlingsfrage – und beleuchtete diese ebenfalls aus einem ethischen Blickwinkel. Es stelle sich mit Blick auf die Integrationsbemühungen die Frage nach der gesellschaftlichen Identität: „Wie wollen wir leben? Welche Rolle spielen wir?“
Ackermann: „Was wir jetzt tun, hat moralische Qualität. Wir können uns dabei nicht auf Systemzwänge zurückziehen.“ Der Bischof hob hervor: „Wenn sich alle an den 10 Geboten ausrichten würden, sähe die Welt schon ganz anders aus.“ Ackermann lobte nicht zuletzt die IHK Koblenz für ihre zahlreichen Bemühungen, Flüchtlinge in Ausbildung und Arbeit zu bringen.