Spektakulärer Neuwieder Heimsieg gegen starke Leipziger
Wenn du dir ein Eishockeyspiel malen würdest, es würde vermutlich genau so aussehen wie der 6:4-Heimsieg der Neuwieder Bären am Freitagabend, den 22. Januar gegen die Icefighters Leipzig. Ein Spiel mit viel Tempo und Klasse vor einer lautstarken Kulisse, in dem das Momentum gleich mehrfach wechselte.
Neuwied. Jubeln durften am Ende aber nur die Gastgeber, die den (bis dato) Tabellendritten aus Sachsen im letzten Drittel mit 3:0 förmlich überrannten.
Drittel 1 – Kennenlernen auf hohem Niveau
Bei Leipzig fehlte lediglich der noch verletzte Importspieler Jake Johnson, bei Neuwied standen 22 Spieler auf dem Eis – quasi in Bestbesetzung ging es für die beiden Teams in dieses Duell. Und auch wenn im ersten Drittel noch keine Tore fallen sollten, so war es dennoch von der ersten Minute an ein rasantes und hochklassiges Spiel – stets hart, aber auch fair geführt. Bedenkt man die Wichtigkeit dieser Partie, dann sind vier Strafminuten gegen Neuwied und deren sechs gegen Leipzig ein beeindruckender Beleg dafür, dass beide Teams gekommen waren, um Hockey zu spielen, nicht zu arbeiten. Das torlose Remis nach 20 Minuten war unterhaltsam und leistungsgerecht.
Drittel 2 – Feuer frei
Die Zurückhaltung im Abschluss legten beide Teams im zweiten Drittel komplett ab. Und es waren zunächst die Gastgeber, die den Schalter umlegten. Josh Myers traf früh zum 1:0 (22.), Janne Kujala nur wenig später zum 2:0 (24.). Leipzig schien angezählt, auch wenn der Anschlusstreffer der Gäste von Jari Neugebauer zum 1:2 (25.) nicht lange auf sich warten ließ. Doch in Überzahl machte Artur Tegkaev das dritte Neuwieder Tor (27.). Käs gegessen? Von wegen! Die Icefighters kamen zurück – und wie: Hannes Albrecht (33.), Svatopluk Merka (36.) und Patrick Fischer (39.) drehten das Spiel einmal auf links und brachten Leipzig mit 4:3 in Führung. Bei gleich zwei Treffern hatten die Bären jedoch Pech: Beim Treffer von Albrecht wird Stephan Fröhlich vorher vom Puck getroffen und bleibt verletzt auf dem Eis liegen. Leipzig spielt weiter, nutzt die fehlende Ordnung zum 2:3. Und vor dem 4:3 der Gäste übersieht der Unparteiische bei einer Chance der Bären einen Crosscheck an Max Spöttel. Im direkten Gegenzug fällt glücklich der Führungstreffer.
Drittel 3 – Nur der EHC
Apropos Spöttel: Er hatte so sehr um ihn gekämpft, und sein Einsatz wurde belohnt: Eigentlich sollte der Angreifer freitags in Bad Nauheim spielen, doch EHC-Trainer Craig Streu versuchte alles, um ihn gemeinsam mit Deion Müller, Goran Pantic und Garret Pruden vom Kooperationspartner aus Bad Nauheim für diese Partie abgestellt zu bekommen. Streu wollte unbedingt die in den vergangenen Spielen so starke Reihe mit Spöttel, Müller und Felix Köbele gegen Leipzig aufbieten. Nauheims Trainer Petri Kujala stimmte zu. Ein Schachzug, der erneut aufging. Denn der Game-Winner ging auf das Konto genau dieser Reihe: Spöttel traf mit einem Handgelenkschuss von der blauen Linie zum 5:4 und ließ die Neuwieder Bärenhöhle in ihren Grundmauern erschüttern. Vorher und nachher sorgte ein überragender Artur Tegkaev dafür, dass dieses Spiel überhaupt kippen konnte: In der 51. Minute machte der Stürmer den Ausgleich, in der 60. Minute mit seinem 6:4 den Sieg perfekt.
Die Stimmen
„Ich freue mich einfach. Nicht für mich persönlich, sondern für das Team“, sagte Torschütze Spöttel nach dem Sieg. „Das waren geile drei Punkte für uns. Man merkt einfach, dass jeder für den anderen da ist und keiner sein eigenes Spiel im Kopf hat.“ Leipzigs Trainer Sven Gerike gratulierte den Bären zu einem verdienten Sieg: „Ich glaube, wir haben zwei Mannschaften auf Augenhöhe gesehen. Die Partie war viel torreicher als ich gedacht hätte. Im letzten Drittel haben wir Fehler gemacht, die wir nicht machen dürfen. Wenn du auswärts sechs Gegentore kassierst, dann kannst du nicht gewinnen.“ Für Craig Streu war diese Partie „fantastisch für die Zuschauer, auch wenn du als Trainer nicht gerne so viele Gegentore siehst. Wir haben im ersten Drittel zu wenig geschossen und die Scheibe nicht zum Tor gebracht. Ab dem zweiten Drittel haben wir dann gesehen, die Chancen gehen rein, wenn wir sie konsequent zu Ende spielen. Aber wir haben in dieser Phase defensiv auch zu viel zugeschaut. Das hat Leipzig brutal ausgenutzt. Das waren drei sehr wichtige Punkte für uns.“
Dies unterstreicht auch ein Blick auf die Tabelle: Der EHC fuhr am Freitagabend den fünften Sieg in Folge ein, bleibt aber weiterhin auf Tabellenplatz acht. Der berechtigt zur Teilnahme an den Play-offs, und auch der Vorsprung auf den Neunten aus Essen ist weiter angewachsen. Entschieden ist der Kampf um die Play-offs jedoch noch lange nicht.
EHC Neuwied: Linda (Haedelt) - Ochmann, Erk, Ziolkowski, Wengrzik, Pantic, Dennis Schlicht, Sven Schlicht, Pruden - Kujala, Gibbons, Rabbani, Myers, Tegkaev, Fröhlich, Spöttel, Müller, Köbele, Wasser, Butasch, Hergt.
Schiedsrichter: Carsten Lenhart.
Zuschauer: 1143.
Tore: 1:0 Josh Myers (22.), 2:0 Janne Kujala (24.), 2:1 Jari Neugebauer (25.), 3:1 Artur Tegkaev (27.), 3:2 Hannes Albrecht (33.), 3:3 Svatopluk Merka (36.), 3:4 Patrick Fischer (39.), 4:4 Artur Tegkaev (51.), 5:4 Max Spöttel (52.), 6:4 Artur Tegkaev (60.).
Strafen: Neuwied 4, Leipzig 6.
Der Humba-Mann: Max Spöttel.
Der Ausblick:
Sonntag, 18.30 Uhr: Herner EV - EHC Neuwied
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