Scheuerfelder "Zuch": Mit bunten Kostümen gegen triste Wolken
Triste Wolken, aber bunte Kostüme. Dazu ein gehöriger Schuss Lebensfreude, historische und popkulturelle Vorbilder sowie die Liebe zur Natur. Nicht wenige Teilnehmer des diesjährigen Scheuerfelder „Zuchs“ hatten ähnliche Themenbezüge – die sie aber auf ihre ganz eigene Art jeweils umsetzten.
Scheuerfeld. Sonne satt und wolkenloser Himmel – so ein Wetter durften die Narren letztes Jahr auf dem Scheuerfelder Karnevalszug genießen. Dieses Mal prägte tristes Grau das Firmament. Und lieferte so den perfekten Kontrast zu den meist bunten bis schrillen Kostümen und Motivwagen, die in Scheuerfelds Straßen gute Laune verbreiteten.
Auffallend: Besonders die Liebe zur Natur, historische Vorbilder und Märchenbezüge prägten die diesjährigen Leitmotive der Zugteilnehmer. Auf dem Motivwagen der Karnevalsgesellschaft Betzdorf beispielsweise tummelten sich nicht nur Hofdamen. Unter dem Volk aus dem Mittelalter befanden sich aber auch Clowns, allen voran Betzdorfs Bürgermeister Bernd Brato und Landesministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler. Mit dabei war ebenfalls Landrat Michael Lieber.
Die Zeitreise des Jungmännervereins Elkenroth ging noch etliche Schritte weiter in die Vergangenheit: in die Antike. Ein Caesar mit Lorbeerkranz auf dem Haupt winkte den Zuschauern von einem trojanischen Pferd entgegen – auch das ist Straßenkarneval. Aber wieder zum Mittelalter: Die Scheuerfelder Möhnen thronten auf einer Burg, die Kanonen waren aber nur Attrappen. Geschossen wurde trotzdem: mit ordentlich Kamelle.
Ihre Liebe zu Tieren und Natur setzten nicht nur die „Brööjer Jecken“ kreativ um. Ihr detailreicher Motivwagen widmete sich der Brucher Flora und Fauna. Das eigentlich idyllische Bild aus Holzhütte, Moos oder Nadelbäumen bekam einen Gegenspieler verpasst, und zwar in Form eines finsteren Kammerjägers. Und der scheint durchaus seine Berechtigung zu haben angesichts der Riesenspinne, die über der Holzhütte krabbelte. Auch nicht zu vergessen die Frauen und Männer, die sich in spannende Tierkostümen verkleidet hatten, wie etwa als Riesenratte oder Biene. Diverse Waldbewohner tummelten sich ebenso in der Gruppe der Wissener „Arche Noah“.
An die Natur dachten wohl auch die jungen Herren und Frauen des „Team Frühstück“. Dieses Mal hatten sich die Gruppenteilnehmer als Eichhörnchen verkleidet. Und klar, die Zuschauer bekamen wieder eine auf die Kostüme abgestimmte Tanzperfomance präsentiert.
„Fellig“ ging es auch bei der Jugendpflege Betzdorf zu. Die Kinder und Jugendlichen hatten sich in abwechslungsreiche Bärkostüme geworfen. Mit dabei waren wieder die Einrad-Fahrerinnen der Zirkus-Kids. Und Jugendpfleger Ingo Molly schaffte es, vom Fahrersitz aus Plastikkugeln aus einer Mini-Kanone zu verschießen. Märchenhaft ging es bei den Messdienern Scheuerfeld/ Wallmenroth zu. Die kleinen Zwerge waren auf der Suche nach ihrem Schneewittchen – oder wie es auf der auf dem Wagen angeklebten Stellenausschreibung hieß: „Wir suchen eine kompetente Fachkraft“.
Wie auch in den letzten Jahren sind Piraten einfach nicht wegzudenken vom Karnevalszug. Die Freibeuter des Karnevalsvereins Scheuerfeld gaben sich auf ihrem Schiff ehrgeizig: „Wir kapern die ganze Welt und beginnen in Scheuerfeld“. Etliche Piraten fanden sich auch bei dem kommenden Abitur-Jahrgang des Betzdorfer Gymnasiums oder den „Tanzgarden Scheuerfeld“.
Ein farbliches Kontrastprogramm lieferten gleich mehrere Gruppen und Wagen. Die FWG-Tanzgruppe zum Beispiel hatte sich dieses Jahr am brasilianischen Karneval orientiert, was sich schließlich in den mehr als bunten Kleidern ausdrückte. „Flower Power“ verbreiteten die Frauen und Männer der SG Kirchen. Mit guter Laune und Musik brachten die Hippies ihre Friedensbotschaft unters Volk. Mit blauen Perücken machten die jungen Sängerinnen und Sänger des „Gospel und Worships Chors“ Haste Töne auf sich aufmerksam. Aber nicht nur. Auf dem Wagen bewiesen die jungen Frauen und Männer ebenfalls ihre Gesangskünste, die den Chor seit mittlerweile 30 Jahren zu einer musikalischen Größe in der Region gemacht haben. Einen Vorgeschmack auf die kommenden Batman-Filme lieferten junge Herdorfer, die als Joker und seiner Gespielin Harley Quinn gleich mehrfach in Erscheinung traten.
Und natürlich: Auf einem Karnevalszug dürfen auch die verschiedenen Repräsentanten befreundeter Vereine nicht fehlen, genauso wie die eigenen Vereinswagen wie die des Elferrats oder die Musikgruppen wie die Siegheuler. Beispielsweise machte der Herdorfer Prinz Rene I. den Scheuerfeldern seine Aufwartung. Zu einem „Zuch“ gehören in der Regel auch gesellschaftskritische oder politische Anspielungen. Diese Aufgabe übernahm dieses Mal ein Motivwagen, der den Fifa-Skandal aufgriff. Da durfte natürlich nicht die symbolische schwarze Kasse fehlen – ganz entsprechend dem Wagenmotto: „Ohne Moos nix los“. (ddp)
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