2009 bringt viele Herausforderungen
Die Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur in den kommenden Jahren war eines der Themen beim Neujahrsempfang der Wirtschaft in der Koblenzer Rhein-Moselhalle. Mehr als 1000 Gäste, darunter der Ministerpräsident des Landes, Kurt Beck, hatten sich eingefunden. Gastredner war der DIHK-Präsident Ludwig-Georg Braun, der sich zur derzeitigen wirtschaftlichen Situation äußerte und von einer "importierten Krise" sprach.
Region/Koblenz. Zum achten gemeinsamen Neujahrsempfang der Wirtschaft hatten die Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz und die Handwerkskammer (HwK) Koblenz in die Koblenzer Rhein-Mosel-Halle geladen. Der Einladung der Präsidenten und Haupt-Geschäftsführer, Manfred Sattler und Hans-Jürgen Podzun (IHK) sowie Karl-Heinz Scherhag und Alexander Baden (HwK) waren sind mehr als 1000 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Justiz, Bildung, Bundeswehr, Medien und Gesellschaft gefolgt. Ganz besonders willkommen geheißen wurden DIHK-Präsident Ludwig-Georg Braun als Gastredner, der Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz Kurt Beck, Staatsminister Hendrik Hering sowie Staatssekretäre, Abgeordnete aus Europaparlament, Bundestag und Landtag, Oberbürgermeister und Landräte.
„Ein ereignisreiches Jahr liegt hinter uns. Die IHK Koblenz konnte auf 175 Jahre Einsatz für die Wirtschaft zurückblicken. Für das Jahr 2009 zeigen sich ganz neue Herausforderungen und es wird ein nicht weniger bewegendes Jahr werden“, eröffnete IHK-Präsident Manfred Sattler in seiner Begrüßungsrede. Die neuen Herausforderungen zu meistern, erfordere Bewegung in vielerlei Hinsicht: "Die IHKs in Deutschland haben für 2009 das Jahresthema "Mobilität ist Zukunft" gewählt", so Sattler. Vor allem die Verkehrs-Infrastruktur müsse in den nächsten Jahren deutlich weiterentwickelt werden. Die Situation im nördlichen Rheinland-Pfalz sei zwar grundsätzlich gut, auch wenn die Anbindung bestimmter Teilregionen noch verbesserungswürdig sei, was die IHK aktiv unterstütze. Als Beispiel nannte Sattler das Engagement der IHK Koblenz mit den IHKs Trier und Aachen für den Lückenschluss der A1 und den langjährigen Einsatz für den Bau einer Mittelrheinbrücke, der nun endlich Früchte trage. Besonderen Bedarf hätten die beiden Landkreise Altenkirchen und Birkenfeld. Doch nicht nur der klassische Verkehr müsse fließen, auch auf der Datenautobahn müsse ein Durchkommen sein, sind sich beide Kammern einig. Besonders im ländlichen Raum seien schnelle Internetverbindungen unerlässlich.
Ein weiterer Punkt sei sich immer weiter verschärfende Wettbewerb um qualifizierte Fach- und Führungskräfte. Die IHK Koblenz habe in Abstimmung mit der Landesregierung im Rahmen des Ovalen Tisches die Gewichtung in den nächsten Jahren auf die Weiterbildung gelegt. "Dafür stellen wir erstmals einen Qualifizierungsberater als Unterstützung für unsere kleinen und mittleren Betriebe ein und arbeiten eng mit Wirtschaftsminister Hendrik Hering zusammen", sagte Sattler. An die Politik gerichtet, plädierte Sattler für praktische und unbürokratische Lösungen und sinnvolle Kooperationen, die nicht an administrativen Grenzen halt machen und sicherte die Unterstützung der IHK zu.
Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Herausforderungen auch in der aktuell schwierigen Lage zu meistern sein werden, wobei dem Mittelstand eine tragende Rolle zukomme, der die Politik auch gerecht werden müsse: "Der Mittelstand hat während großen Personalreduzierungen bei einigen Konzernen gleichzeitig Millionen von Arbeitsplätzen geschaffen und damit einen Ausgleich geschaffen", nannte Sattler ein Beispiel, "er wird Sie, liebe Politiker, nicht enttäuschen."
An die Unternehmen gerichtet kündigte Sattler konkrete Maßnahmen zur Unterstützung an: "Die IHK Koblenz steht an Ihrer Seite, das versichere Ich Ihnen. In der nächsten Woche werden wir ein Aktionsprogramm zur Hilfestellung für den Mittelstand vorstellen."
Zur wirtschaftlichen Lage in Deutschlang sprach als Gastredner DIHK-Präsident Ludwig-Georg Braun. "Wir befinden uns in einer importierten Krise. Viele Unternehmen sind aber nach wie vor – auch dank guter Eigenkapitalausstattung - gut aufgestellt", sagte Braun. Die vielzitierte flächendeckende Kreditklemme existiere nicht, auch wenn sich die Konditionen für Kredite verschärfen würden. Vor allem die Binnenkonjunktur werde mit ihrer Stabilität eine Stütze sein, allerdings könne sie die sinkenden Exporte nicht ganz auffangen. Bei Konjunkturprogrammen müsse die Wirksamkeit mit Augenmaß betrachtet werden: "Wir dürfen nicht glauben, der Staat könne die Konjunktur umkehren. Auch gilt es, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass der Staat nicht bei allen Bedürfnissen in der Pflicht ist."
Doch nicht nur die Politik, auch die Unternehmen selbst sieht der DIHK-Präsident in der Verantwortung: "Markvorteile von heute können schon morgen Makulatur sein." Daher sollten sie durch Investitionen in Forschung und Entwicklung eigenständig individuelle Lösungen finden und sich mit Innovationen die Marktchancen der Zukunft erschließen. "Unternehmen müssen sich als Botschafter der Marktwirtschaft verstehen", fordert Braun. Dafür stünden auch die IHKs und HwKs, die vor Ort und auch auf Bundesebene erfolgreich Seite an Seite für die Unternehmen engagiert seien.
Ministerpräsident Kurt Beck, der als Ehrengast ebenfalls ein Grußwort an die über 1000 Gäste richtete, griff die Worte Brauns nach einer Bildungsoffensive auf. "Ich denke, hierbei ist Rheinland-Pfalz gut aufgestellt. Dabei bauen wir auch auf die Kammern der Wirtschaft, mit denen wir regelmäßig nach Verbesserungen suchen und einen hohen Bildungsstandart sicherstellen," sagte Beck. Der Mittelstand sei im Land eindeutig der Motor der Wirtschaft, "und der läuft rund", sprach sich Beck optimistisch für das Jahr 2009 aus. Zusätzliche Investitionen werden aktuell in langfristig konjunkturfördernde Maßnahmen umgesetzt, so der Ausbau am Nürburgring.
HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag fasste in seinen Schlussworten zusammen, dass bei allem, was gesagt wurde, neben nachdenklichen und kritischen Worten durchaus ein optimistischer Grundton herauszuhören sei. "Das ist gut so, denn mit hängenden Schultern und Köpfen können wir den Herausforderungen der nahen Zukunft nicht entgegen treten. Vertrauen in die eigene Leistung und in das eigene Können – das ist es, was wir brauchen," sagte Scherhag. Die Finanzmarktkrise habe vor Augen geführt, dass ein von der Realwirtschaft losgelöster Finanzmarkt keine nachhaltige Substanz besitze. Die Realwirtschaft sei damit letztlich die Gewinnerin dieser Krise.
Bei dem Konjunkturprogramm II, an dem Rheinland-Pfalz mit 625 Millionen Euro partizipiert, sprach sich Scherhag dafür aus, Investitionen in Bildungseinrichtungen vordringlich umzusetzen. Vor allem das Handwerk lebe von seiner hohen Ausbildungsleistung. Das Handwerk erwarte steigende Aufträge für die mittelständische Bauwirtschaft: "Die Nachfrage für Handwerksunternehmen aus diesem Sektor wird durch das Konjunkturprogramm II belebt werden. Das bedeutet, dass wir auch regionale Auswirkungen haben werden."
Der nächste Neujahrsempfang, der dann turnusgemäß durch die HwK Koblenz organisiert wird, findet am 22. Januar 2010 in der Rhein-Mosel-Halle statt.
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Beim Neujahrsempfang in Koblenz: Karl-Heinz Scherhag (rechts) und Alexander Baden (beide HwK; 2. von rechts), Manfred Sattler (links) und Hans-Jürgen Podzun (beide IHK. 3. von links) sowie DIHK-Präsident Ludwig-Georg Braun (2. von links) als Gastredner, Ministerpräsident Pfalz Kurt Beck (Mitte) und Staatsminister Hendrik
Hering (3. von rechts). Foto: Piel media