VG Betzdorf-Gebhardshain: CDU nominiert Bäumer zum Bürgermeisterkandidaten
ERGÄNZT. Nun ist es offiziell: In einer gemeinsamen Versammlung stellten die Mitglieder der CDU-Gemeindeverbände Betzdorf und Gebhardshain Simon Bäumer als Bürgermeister-Kandidaten auf. Für welche Ziele steht der 25-jährige Betzdorfer?
Betzdorf. Zu Beginn des kommenden Jahres wird die neue Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain Wirklichkeit. Vorher, nämlich am 18. September, entscheiden die Wähler, wer Chef der neuen Verwaltung wird. Jetzt steht fest: Die Bürger erwartet ein Duell zweier Persönlichkeiten, die sich nicht nur in ihrer Parteizugehörigkeit unterscheiden. Betzdorfs Amtsinhaber Bernd Brato stellte bereits vor längerem klar, dass er wieder antritt. Am Donnerstagabend haben die CDU-Gemeindeverbände Betzdorf und Gebhardshain mit großer Mehrheit (93 Prozent) entschieden, wen sie ins Rennen schicken: den 25-jährigen Simon Bäumer.
Zusammen mit den Gemeindeverbandsvorsitzenden und Fraktionssprechern gab der Betzdorfer einen Ausblick auf seine programmatischen Ziele. Hauptaussage: Die Fusion der beiden Verbandsgemeinden bietet viele Chancen, die es gemeinsam anzupacken gelte. Zusammen mit den ebenfalls am Donnerstag aufgestellten Kandidaten für den Verbandsgemeinderat (extra Artikel folgt dazu) will Bäumer unkonventionell denken und pragmatisch handeln. Denn Kommunen müssten lernen, möglichst ohne Geld viel zu bewegen.
Folgende Zielvorgaben dienen als Arbeitsgrundlage für ein ausführliches Programm, das später erarbeitet wird:
Wirtschaft: Bäumer ist sich darüber bewusst, dass die Verbandsgemeinde vor allem von den Steuern der Unternehmen lebt. Um die Wirtschaft zu fördern, sollen Gewerbeflächen für neue und expandierende Firmen bereitgestellt werden. Wie soll mit bereits vorhandenen Flächen verfahren werden? Bäumer erklärte hierzu: „Das, was wir haben, muss schnell erschlossen werden.“ Die Regionale Entwicklungsgesellschaft erkennt er als große Chance für beide Verbandsgemeinden an. Deren Vorstand, Wirtschaftsförderer Michael Becher, leiste tolle Arbeit. Sein Problem bestehe allerdings darin, dass die Politik ihm zu wenig Flächen zur Verfügung stelle. Grundsätzlich wollen Bäumer und die CDU die Regionale Entwicklungsgesellschaft und damit die Wirtschaftsförderung weiterentwickeln. Und da kommt die digitale Infrastruktur ins Spiel, sprich schnelle Internetanbindungen: Es gelte Versorgungslücken zu schließen und das vorhandene Netz weiter zukunftsfähig zu machen. „50 Mbit in Betzdorf sind erst mal gut, die kommenden 100 Mbit sind besser, optimal ist aber anders“, sagte der Bürgermeisterkandidat. Auf erreichte Projekte dürfe sich nicht ausgeruht werden.
Und Gebhardshain habe sich ebenfalls in Sachen Internet „ein gutes Stück nach vorne entwickelt in den vergangenen Jahren“ – auch wenn das für viele Gemeinden spürbare Ausgaben mit sich gezogen hätte, sagte Gemeindeverbandsvorsitzender Joachim Brenner. Dörfer, die in Randlagen zur Verbandsgemeinde Betzdorf liegen, könnten perspektivisch an das Glasfasernetz angebunden werden.
Tourismus: Viele Chancen sehen Bäumer und die CDU hier in einer neuen Verbandsgemeinde. Betzdorf und Gebhardshain ergänzten sich wunderbar in Sachen Tourismus. So sei Betzdorfs Stärke unter anderem viele Hotelzimmer anbieten zu können, sagte Brenner. Gebhardshain stehe auf der anderen Seite für eine große Auswahl an touristischen Angeboten. Und Bäumer schwärmte geradezu von der Natur in der Region: „Die Sieglandschaften sind einzigartig.“ Sie müssten pragmatisch vermarktet werden. Damit aber die touristischen Möglichkeiten ausgenutzt werden können, fordert Bäumer: „Kompetenzen und Marken müssen endlich mal gebündelt werden.“
Verkehr: Autofahrer, die durch Betzdorf kommen wollen, müssen sich nicht selten mit Stau abfinden. Und da sind auch Pendler aus dem Gebhardshainer Land von betroffen, die nach oder über Betzdorf fahren müssen. Die Verbesserung der Verkehrssituation in Betzdorf betrachten die Christdemokraten deshalb als Schlüssel zur Lösung des Problems. „Hier gibt es erstmals die Chance, dass beide Verbandsgemeinden an einer gemeinsamen Lösung im Rahmen von nur einer Verwaltungsstruktur arbeiten“, schreibt die CDU in einer Zusammenfassung ihrer Ziele. Und Bäumer ergänzte: „Eine große Lösung muss her.“ Eine ganz neue Generation sei mittlerweile herangewachsen, die bei der Entscheidungsfindung eingebunden werden könne. Michael Mies, der Vorsitzende des Gemeindeverbands Betzdorf, konnte sich in Sachen Verkehr einen Seitenhieb auf Bernd Brato nicht verkneifen. So sei die Umgehung Alsdorf immer noch nicht angepackt worden, und das obwohl der Betzdorfer Bürgermeister sich dafür einsetzen wollte.
Schulen: Alles müsse daran gesetzt werden, dass die Wahlmöglichkeiten und die dichte Versorgung des Schulstandorts Betzdorf-Gebhardshain auch weiterhin bestehen bleiben, stellten die Christdemokraten klar.
Wasser- und Abwasser: Die Wasserversorgung der beiden Verbandsgemeinden wird sich durch die neue Verwaltungsstruktur nicht ändern. Innerhalb von zehn Jahren müssen allerdings die Gebühren angeglichen werden. Joachim Brenner sieht dank der neuen gemeinsamen Verbandsgemeinde mehr Möglichkeiten, sich gegenseitig unter die Arme zu greifen.
Ein ausführliches Programm will die CDU unter Beteiligung der Kandidaten und Bürger noch ausarbeiten. Mit Bäumer sei ein „notwendiger Neuanfang“ möglich, sind sich die Christdemokraten sicher. Mit ihm tritt zwar ein relativ junger Kandidat an, aber das biete schließlich eine langfristige Perspektive, damit die „Einswerdung“ von Betzdorf und Gebhardshain begleitet und gestaltet werden könne.
Zudem handelt es sich bei Bäumer um keinen Polit-Neuling. Seit 2013 ist er Vorsitzender der Betzdorfer CDU. Vorher war er maßgeblich daran beteiligt, den Jugendverband der Partei in der Verbandsgemeinde aus der Taufe zu heben. Außerdem sitzt er seit vier Jahren im Betzdorfer Stadtrat. Daneben engagiert er sich aktiv im CVJM Betzdorf. Zurzeit studiert Bäumer Sozialwissenschaften, evangelische Theologie und Pädagogik auf Lehramt. Im Sommer will er das Studium abschließen. (ddp)
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