Wallbrecher und Köhler weiterhin an der Spitze der IG Metall
Mit großer Mehrheit wurden Uwe Wallbrecher und Bruno Köhler als erster beziehungsweise zweiter Bevollmächtigter der IG Metall gewählt. Neben den Wahlen standen auch Ausführungen zu den vergangenen vier Jahren im Mittelpunkt der Delegiertenversammlung.
Wissen. Mehr als 60 Delegierte der IG Metall konnte der 2. Bevollmächtigte Bruno Köhler am Samstagvormittag in Wissen begrüßen. Nicht umsonst hatte man sich für diese historische Stätte entschieden, das Wissener Kulturwerk weckte in einigen Mitgliedern noch die Erinnerungen an alte Zeiten.
Die mündlichen Ergänzungen zum Geschäftsbericht präsentierte der 1. Bevollmächtigte, Uwe Wallbrecher. Mit 5.195 sei die Zahl der Mitglieder in den letzten Jahren stabil geblieben, ja sogar gestiegen. Auch der weitere Fokus soll auf der Mitglieder- und Beitragsentwicklung liegen, betonte Uwe Wallbrecher. Die Löhne im Landkreis Altenkirchen seien nach wie vor gering, das Einkommen zum Auskommen fehle. „Die Leute müssen nicht nur humane Arbeit, sondern auch genügend Einkommen haben“, sagte der 1. Bevollmächtigte.
Bei der finanziellen Lage der Gewerkschaft sind die geringen Zinsen durchaus ein Thema – denn dieses Geld fehlt. Auch der Umzug in neue Räumlichkeiten in Betzdorf war kostenintensiv, jedoch längst überfällig. „Büros dürfen keine Hasenställe sein – und wir müssen hier mit gutem Beispiel voran gehen. Denn nur, wo man sich wohl fühlt, kann man auch sehr gute Leistungen bringen“, bekräftige Uwe Wallbrecher, der die Mitglieder künftig auch mit einer aufgestockten Anzahl an Angestellten betreuen wird.
Auch soll weiterhin nicht nur in die Erfahrung, sondern auch in die Jugend investiert werden. Das oft falsche Bild von politikverdrossenen Jugendlichen, deren einziges Interesse Flatrate-Partys gilt, sei hier nicht wegweisend.
Ein großes Lob galt dem aufgebauten Netzwerk in der Region. Wallbrecher lobte das gute Standing bei allen demokratischen Parteien, den guten Kontakt zur Politik sowie zu den Bürgermeistern. „Uns vergisst man hier oben im nördlichen Zipfel meist etwas. Man muss ein Netzwerk haben – und das haben wir“, meinte Wallbrecher, der auch künftig aktiv Kontakt mit der Landesregierung halten will.
Anhand einiger Beispiele zeigte er auf, was die IG Metall in den letzten Jahren für Betriebe in der Region geleistet hatte. So konnte beispielsweise bei Elco eine Einigung erzielt werden, bei einem weiteren Betrieb sei man mit den Verhandlungen auf einem guten Weg. Bei Faurecia konnte gar ein gesicherter Konzernbeschluss gekippt und der Erhalt der Arbeitsplätze bis 2027 gesichert werden. Allerdings mussten in den letzten vier Jahren auch fünf Betriebe schließen, davon einige Traditionsbetriebe. Rund 1.000 Beschäftigte verloren so ihren sicher geglaubten Arbeitsplatz.
„Die Menschen in der Region brauchen mehr Geld, damit sie es auch in unserer Region ausgeben können“, so Wallbrecher im Hinblick auf die vielen kleinen Geschäfte, die bereits schließen mussten. „Wir werden auch weiterhin dafür Sorge tragen, dass Menschen bekommen, was sie für ihre gute Arbeit verdienen. Denn bekommen und verdienen ist immer noch ein Unterschied!“, so der 1. Bevollmächtigte unter dem zustimmenden Applaus der Delegierten.
Anschließend ergriff Jürgen Kerner, Hauptkassierer IG Metall Vorstand, das Wort. „Mitreden – Mitentscheiden – Mitgestalten“ lautete der Titel seines Vortrages. „Unserer Stärke haben wir in den Geschäftsstellen“, bekräftigte auch er. Mit 120.000 Neuaufnahmen im letzten Jahr ist die IG Metall die einzige Großorganisation, die in den letzten fünf Jahren steigende Mitgliederzahlen verbuchen konnte.
Auch auf die Anliegen der Mitglieder ging Kerner ein. „Rechte Parteien und freie Gewerkschaften – das hat noch nie funktioniert. Aber nicht jeder, der Ängste und Sorgen hat, ist ein Rechter – und diese Ängste und Sorgen müssen wir ernst nehmen“, so Kerner. Die Herausforderung sei es, Menschen zu integrieren, in Arbeit und Ausbildung zu bringen. Hier dürfe man auch kein Ausspielen zulassen. Auch die gesellschaftliche Veränderung sprach er an. Die zunehmende Akademisierung der Bevölkerung hat fehlende Facharbeiter zur Folge – diese sind jedoch das Rückgrat der Industrie.
„Die Kombination aus kämpfen und Kompetenz ist unsere Stärke. Nur mit den roten Fahnen vor das Werkstor stellen bringt auch nichts“, so Kerner weiter. Für die Zukunft wünschte er sich unter anderem flexiblere Arbeitszeitenmodelle, die jedoch nicht auf Einseitigkeit beruhen.
Bei den abschließenden Wahlen wurde Uwe Wallbrecher als 1. Bevollmächtigter mit großer Mehrheit wiedergewählt, ebenso wie Bruno Köhler als 2. Bevollmächtigter. Als Beisitzer wurden gewählt: Uwe Decker, Michael Henseler, Yüksel Öztürk, Rüdiger Peter, Sandra Reitz, Selina Sauer, Martina Schütz, Gerardo Tulimiero, Rainer Uhr, Kathrin Vannini und Roland Wiederstein.
(daz)
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