Beim Wissener Mahl die Geschichte des Walzwerks im Mittelpunkt
Die Stadt Wissen und die ganze Region sähe ohne das Engagement der Unternehmerfamilie Brucherseifer deutlich anders aus. Daran lässt auch viele Jahre nach dem Kauf des Walzwerk-Areals niemand Zweifel aufkommen. Marianne und Ulrich Brucherseifer waren die Ehrengäste beim Wissener Mahl in diesem Jahr.
Wissen-Schönstein. Am 19. April, dem Tag an dem Wissen das Stadtrecht erhielt, gab es die erneute Auflage des Wissener Mahls im Schützenhaus Schönstein. Bürgermeister Michael Wagener begrüßte die Gäste und erinnerte an den kürzlich verstorbenen Dr. Karl Friedrich Everke, der am 19. April 1970 Gäste zum Wissener Mahl empfing um mit einem typisch regionalen Essen Danke zu sagen.
Dieser Brauch wurde reaktiviert und so füllte sich das Schützenhaus mit mehr als 50 Personen aus dem öffentlichen Leben der Stadt- und Verbandsgemeinde. Ehemalige und jetzige Ratsmitglieder, die Beigeordneten und weitere Personen, die in ganz unterschiedlichen Funktionen tätig sind oder waren.
Marianne und Ulrich Brucherseifer war der Abend gewidmet, denn ihnen galt der Dank für ein besonderes Engagement um die Stadt und die Region. Wagener dankte den Anwesenden die sowohl jetzt aber in der Vergangenheit gute Arbeit geleistet hatten. "Mit dem Fußgängersteg der am Montag, 25. April offiziell seiner Bestimmung übergeben wird, ist das gesamte Areal Regio-Bahnhof, früheres Walzwerk und der Gewerbepark Frankenthal mit der Innenstadt verbunden", sagte Wagener und blickte auf die 80er Jahre zurück. Schon damals sei kommunales Handeln auf die kommenden Generationen ausgerichtet gewesen, das Projekt Bahnparalelle nahm seinen Anfang. Der Niedergang des Walzwerks I und II führte zu drastischen Veränderungen. Mit dem Bau des Bahnhofes, der neuen Straße mit Siegbrücke im Frankenthal, der Firmenansiedlung der Spedition Brucherseifer, dem Kulturwerk sei die Stadt für die Zukunft gut gerüstet. Natürlich seien damit auch Schulden entstanden, aber auch das werde man meistern.
"Nun ist das letzte Kapitel der drei Bände zum Walzwerk Wissen fertig", sagte Wagener und dankte den Weggefährten für die lange Zeit der Begleitung bei den Veränderungen. Besonderer Dank galt der Familie Brucherseifer, die sich im Jahr 2000 auf den Weg machte, und der Heimatstadt ein völlig neues Gesicht gab.
Uli Brucherseifer, der eher selten Reden in der Öffentlichkeit hält, erzählte mit viel Humor, wie der Werdegang der Spedition von Kirchseifen nach Etzbach und Hamm begann und wie es zur Rückkehr in die Heimatstadt kam. Eigentlich wollte man die ehemaligen Karges-Hallen in Etzbach kaufen, aber da gab es Probleme. Außerdem gab und gibt es die Liebe zur Heimatstadt und die ersten Verhandlungen mit Thyssen-Krupp und der SGD Nord begannen. Die Verhandlungen mit den damaligen Verantwortlichen reflektierte Brucherseifer mit viel Humor, und als der Notartermin heranrückte, den er seiner Frau Marianne bewusst verschwiegen hatte ("sie hätte mich für verrückt erklärt") kam dann Bewegung in die Geschichte. "Fast wäre dieser Termin geplatzt, denn die Änderungswünsche waren nicht eingebaut worden", berichtete Brucherseifer. Die Telefondrähte glühten an jenem Tag und dann kam es doch zur Unterzeichnung.
Uli Brucherseifer dankte allen, die an der Firmenansiedlung beteiligt waren und auch der Einwohnerschaft. "In all den Jahren gab es keine Probleme, nie eine Anzeige oder Ähnliches, denn unsere LKWs sind ja nun immer unterwegs", sagte Brucherseifer. Das Unternehmen erlebte auch den Wandel, aus der Spedition wurde Transport und Logistik mit heute rund 200 Mitarbetern/innen. Das Ausbildungszentrum (AWZ) im ehemaligen Laborgebäude sei ein weiterer Schritt des Unternehmens um Berufskraftfahrer für die gesamte Region auszubilden. Denn Berufskraftfahrer zu finden sei für alle Spediteure ein großes Problem. "Ich hoffe da auf Unterstützung der Kollegen der Region, wir brauchen 15 Azubis, um offiziell starten zu können, bis jetzt sind es 12 Anmeldungen", erklärte Brucherseifer. Nun gehören die blau-gelben Brucherseifer Trucks ja ins Bild des Wisserlandes und darüber hinaus, zur Erinnerung an den Abend erhielt jeder anwesende Gast einen Mini-Truck.
Bevor das Mahl serviert wurde, gab Wagener zu bedenken, dass man als Kommunalpolitiker und Verwaltungschef nicht vor Problemen weglaufen könne, aber die Weggefährten und die gute Zusammenarbeit seien wichtig und er dankte dem Familienunternehmen. Ein besonderer Gruß galt dem ältesten Teilnehmer, Benno Stahl. Der Sohn des letzten Bürgermeisters rechts der Sieg war gekommen und mit 90 Jahren erinnerte er sich an viele besondere Begebenheiten seiner Heimatstadt. Das Menü, das seit 1970 serviert wird: Kartoffelstampf mit sauren Bohnen, Blut-und Leberwurst, sowie Kartoffelbrot mit Apfelkraut als Nachtisch erinnerte auch an die arme Zeit und die Kindertage.
Es folgte der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt der Eheleute Brucherseifer. Der Abend klang mit Gesprächen und vielen Erinnerungen an den Abriss Walzwerk, den Neubau und die vielen Besonderheiten die es gab, aus. (hws)
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