Bedarf an Nachbarschaftshilfe vorhanden
Der diesjährige Vortragsabend der Ehrenamtsbörse und des Arbeitskreises „Ehrenamt“ der Verbandsgemeinde Wissen bot einmal mehr ein aktuelles Thema: eine älter werdende Gesellschaft benötigt Hilfsangebote. Nachbarschaftshilfe und Taschengeldbörse wurden vorgestellt.
Wissen. Eine immer älter werdende Gesellschaft benötigt Hilfsangebote. Eins davon ist der Verein „Hand in Hand Neunkirchen und „TABS – die Taschengeldbörse in Neunkirchen“. Ein Impuls auch für die Region Westerwald und Sieg?
Bürgermeister Michael Wagener und Arbeitskreisleiter Horst Rolland begrüßten die interessierten Anwesenden im Wissener Kuppelsaal und machten deutlich, worum es beim Vortragsabend ging: Hilfe für ein selbstbestimmtes Leben, gerade im Alter und bei Krankheit. Ein Thema am Puls der Zeit, denn die vorliegenden Zahlen und Statistiken sprechen eine eindeutige Sprache.
So auch in der Gemeinde Neunkirchen im benachbarten Siegerland, die größenmäßig in etwa mit der Verbandsgemeinde Wissen vergleichbar ist. Die Referentin des Abends, Bettina Großhaus-Lutz, machte zu Beginn ihres kurzweiligen Vortrags deutlich: 89 Prozent der Senioren verfügen dort über ein Eigenheim, was im Alter durchaus zu Ballast werden kann. Es besteht trotzdem nur ein geringer Umzugswunsch. Bei einer Befragung der Bürger über 60 Jahre wurde in Neunkirchen deutlich, welche Hilfen sich die Senioren wünschten: hauswirtschaftliche Hilfen, Gartenarbeit/Rasenmähen, Reinigungsarbeiten, handwerkliche Hilfen, Besorgungen/Einkäufe bis hin zum Wäsche waschen. Großhaus-Lutz brachte es auf den Punkt: „Wenn eine Glühbirne zu wechseln ist, kommt nicht direkt der örtliche Elektriker. Wenn die Fernsteuerung des Fernsehers verstellt ist, kommt nicht direkt der Fernsehtechniker“.
In Neunkirchen wurde daher der gemeinnützige Verein „Hand in Hand e. V.“ gegründet – mit Erfolg. 2009 mit fünf Helferinnen gestartet, hat der Verein heute 67 Helferinnen mit ca. 124 Kunden. Im März 2016 wurden beispielsweise insgesamt 1341 Stunden absolviert – eine starke Leistung. So etwas muss sich natürlich entwickeln und braucht Manpower, Zeit, finanzielle Mittel und viele Kooperationen. Die Referentin stellte das niedrigschwellige Angebot, die Vereinsstruktur und die Arbeitsweise ausführlich vor, und weckte damit das Interesse der Zuhörer. In der Verbandsgemeinde Wissen wurde bereits beim Bürger-Workshop „Wie soll Wissen werden?“ im Kulturwerk gewünscht, dieses Thema auch in der hiesigen Region aufzugreifen.
Viele ältere Menschen, deren körperliche und manchmal auch geistige Fähigkeiten nachgelassen haben, brauchen zunächst keine Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst, sondern Hilfen zur Bewältigung des Alltags. Die geschulten Helferinnen von „Hand in Hand Neunkirchen“ helfen, das Bedürfnis nach selbst bestimmtem Leben in der häuslichen Umgebung zu erhalten, Lebensqualität zu verbessern, Vereinsamung und Isolation zu verhindern.
Daneben gibt es die Taschengeldbörse „TABS“ mit aktuell ca. 50 teilnehmenden Schülern. Diese haben ab einem Alter von 15 Jahren die Möglichkeit, ihr Taschengeld aufzubessern – durch kleinere Arbeiten wie Kehren und Rasenmähen, welche die älteren Bürger selbst nicht mehr schaffen. Es wird eine Datenbank vorgehalten, in der die Schüler gespeichert sind, die sich zum Projekt angemeldet haben. Die TABS stellt den Kontakt her zwischen Angebot und Nachfrage. Etwas, das auch in der Verbandsgemeinde Wissen gerne umgesetzt werden könnte – da waren sich die Anwesenden einig. „Der Weg führt zum Beispiel über die Schulen“, so die Referentin. Das Projekt fördert das Miteinander der Generationen, und man kommt als Senior mit netten jungen Menschen aus der Gemeinde in Kontakt.
Die Wissener Ehrenamtsbörse im Hauptamt mit ihrer Beratungsfunktion kann zwar Vermittler und Lotse sein, jedoch diese umfangreiche Arbeit nicht leisten. Auch hier würde es einer Vereinsstruktur und vielen Helferinnen und Helfern bedürfen. Hierzu ermutigte Großhaus-Lutz die Anwesenden und deutete auf die bestehenden ehrenamtlichen Strukturen im Wisserland - wie den Arbeitskreis Ehrenamt der Zukunftsschmiede oder den Kreis-Seniorenbeirat - hin.
Wichtig sei ein „langer Atem“ und die „richtigen Multiplikatoren“, war sich die Referentin sicher. Die örtliche BEKO-Stelle bestätigte, dass es in der VG Wissen einen Bedarf an solchen Hilfsangeboten gebe. Die bereits bestehenden Gruppen wie etwa der Lotsenpunkt, die Kirchen und die freien Träger könnten sich hierzu in einem Beirat gemeinsam aufstellen und austauschen.
Am Ende bedankten sich die Veranstalter bei Bettina Großhaus-Lutz für den informativen Abend. Ob sich aus dem Impulsvortrag auch im Wisserland eine Initiative entwickelt, wird die Zukunft zeigen.
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