„Haus der Betzdorfer Geschichte“: Wissenslabor für die Region
Es ist ein Paradebeispiel für den kollektiven Einsatz von Ehrenamtlichen: das „Haus der Betzdorfer Geschichte“. In einem Festakt wurde das Domizil des Geschichtsvereins nun der Öffentlichkeit vorgestellt. Und dabei wurde deutlich: Von dem Gebäude soll die gesamte Region profitieren.
Betzdorf. Für den Betzdorfer Geschichtsverein hat sich ein Traum erfüllt. Zwölf Jahre, zwei Monate und elf Tage – so viel Zeit liegt zwischen Gründung des Vereins und offizieller Eröffnung des „Hauses der Betzdorfer Geschichte“. Das rechnete Vereinsvorsitzender Heinz Stock den zahlreichen Gästen im Rahmen eines Festaktes vor mit dem das nun fertiggestellte Domizil des Vereins der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Es brauchte einen langen Atem vieler Ehrenamtlicher bis die Vision des zu früh gestorbenen Vereinsgründers, Ernst-Helmut Zöllner, Wirklichkeit wurde. Ein gewisser Stolz war den Beteiligten denn auch während des Festakts anzusehen. Ein langer Weg liegt hinter ihnen, viele, viele Stunden, in denen sie selbst geplant und angepackt hatten. In den Festreden zog sich dieser Aspekt denn auch wie ein roter Faden – genauso wie das Bedauern, dass der Vereinsgründer diesen historischen Moment nicht mehr miterleben kann.
Das gilt insbesondere für Betzdorfs Bürgermeister Bernd Brato. Das Stadtoberhaupt verschwieg in seiner Ansprache auch nicht, dass es die Entscheidung, das Gebäude zu kaufen, nicht allen im Stadtrat gefiel. Letztlich habe sich die Mehrheit aber richtig entschieden. Denn, so Brato: „Wenn so engagierte Leute dahinter stecken, dann kommt auch ein Ergebnis heraus, das sich sehen lassen kann.“ Ähnlich äußerte sich Udo Piske, der als eine Art Vereinsarchitekt das Projekt voran getrieben hatte. Hinzu kommt: Sämtliche Umbauarbeiten hat der Verein aus eigener Tasche bezahlt. Wer weiß, wie das Haus vor der Renovierung aussah, kann sich gut vorstellen, dass die mal genannten 100.000 Euro Renovierungskosten realistisch veranschlagt waren. Außerdem kommen beispielsweise für die Unterhaltung des Gebäudes permanente Ausgaben auf den Verein zu, der auch als Mieter auftritt. So überraschte es nicht, dass Vorsitzender Heinz Stock in seiner Rede um neue Mitglieder (und damit Beitragseinnahmen) sowie Spenden warb. Vertreter der Ratsfraktionen von CDU, SPD und FWG gingen hier mit gutem Beispiel voran und übergaben Stock vor Ort Spenden.
Für Stock stellt die offizielle Eröffnung auch einen Neuanfang für seinen Verein dar. Was das konkret bedeutet, skizzierte Geschäftsführer Gerd Bäumer in einem ausführlichen Vortrag. Demnach stellt das Gebäude einen wichtigen Baustein dar zur Verwirklichung des Vereinsauftrags, die Heimathistorie sichtbar zu machen. Spannend wird, wie der Verein ein Museumskonzept in die Tat umsetzen wird. Einen ersten Eindruck bekamen die Besucher bereits am Tag des Festakts: Bilder und Texte beleuchteten auf Infotafeln unter anderem die Historie zum Vereinsleben der Stadt und Verbandsgemeinde. Man darf gespannt auf weitere Ausstellungen sein, die aus dem großen Fundus der zahlreichen Exponate schöpfen.
Mit dem „Haus der Betzdorfer Geschichte“ will der Verein natürlich nicht im eigenen Saft schmoren. Bäumer sprach von einem Kulturzentrum und Ort der Begegnung, gar von einem „Wissenslabor“, das für Interessierte, und hier nicht zuletzt Schulklassen, zu regelmäßigen Öffnungszeiten und nach Absprache geöffnet ist. Die Leitsatz lautet: „Sammeln, Bewahren, Forschen und Ausstellen.“ Was der Verein aber definitiv nicht möchte, ist ein ungeordnetes „Sammelsurium“ aufzubauen, betonte der Geschäftsführer.
Auch durch Kooperationen kündigte Bäumer ständig wechselnde Ausstellungen an, wahrscheinlich bei kostenlosem Eintritt. Klar ist: Die Region darf sich auf Führungen, Lesungen und besondere Aktionstage freuen.
Für den evangelische Pfarrer Aust lädt das „Haus der Geschichte“ zur Dankbarkeit ein. In seinem Eröffnungsgebet sagte der Geistliche, dass ein solches Gebäude Zusammenhänge herstelle. Auch vor dem Hintergrund aktueller Rechtsauswüchse im politischen Spektrum erinnerte er daran, welch schädlichen Einfluss die Ideologie der Nationalsozialisten auf die Menschen ausgeübt hatte. Nicht zuletzt deshalb handele es sich bei dem Projekt um einen Ort des Warnens und der Erinnerung. „Geschichte“, so Aust, „heißt, seine eigene Geschichte zu reflektieren und sich ihr zu stellen.“ (ddp)
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