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Die Nelson-Mandela-Story in Siegen
Endlich frei - die Nelson-Mandela-Story, das Schauspiel mit Musik von Gerold Theobald mit Ron Williams in der Hauptrolle, wird in drei Vorstellungen im Apollo-Theater in Siegen aufgeführt. Das Stück erzählt die Geschichte einer Legende: Des berühmtesten Gefangenen des Internierungslagers auf Robben Island, des ANC-Kämpfers gegen das Apartheidregime und des ersten schwarzen südafrikanischen Präsidenten. Es gibt noch einige wenige Karten.
Siegen. 28 Jahre lang war er der "Gefangene Nr. 1" auf der Gefangeneninsel Robben Island vor Kapstadt; am 27. April 1994 wurde er zum ersten schwarzen Präsidenten der Republik Südafrika gewählt: Nelson Mandela. Seine unglaubliche Lebensgeschichte verkörpert in drei Vorstellungen im Apollo-Theater, Morleystraße 1, am 4., 5. und 20. März, der Sänger und Schauspieler Ron Williams. Dieser große Darsteller hat schon in Stücken über Martin Luther King und Ray Charles das heimische Publikum tief beeindruckt.
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis war Nelson Mandela das Wunder gelungen, die mörderische Tyrannei der Rassentrennung ("Apartheid") ohne Blutvergießen abzuschaffen. Das Leben dieses Mannes, der als Adoptivsohn eines Xhosa–Häuptlings zur überragenden Figur der Anti-Apartheid–Bewegung werden sollte, trägt alle Züge einer Heiligenlegende. Andererseits verbirgt das öffentliche Bild des scheinbar so abgeklärten, allseits freundlich lächelnden, weisen Greises Mandela die enormen inneren Spannungen und Zerreißproben, denen dieser Mensch Zeit seines Lebens ausgesetzt war.
Der Friedensnobelpreisträger hat Jahrzehnte lang als Top-Terrorist gegolten - nicht nur in den Augen des rassistischen Regimes in Pretoria, sondern auch im "Westen". 1964 verlangte der Staatsanwalt für den ehemaligen Boxer und studierten Juristen die Todesstrafe; das Gericht hingegen verurteilte ihn zu lebenslanger Einzelhaft.
Umso verblüffender die Fähigkeit dieses charismatischen Mannes, nach der Demütigung jahrzehntelanger Internierung die Kraft zur Versöhnung mit dem Erzfeind aufzubringen. Er selbst erklärt diese noble Haltung mit der Erkenntnis, dass nur ein Mensch ohne Hass wirklich frei sein könne: "Ich habe nicht zugelassen, dass Hass mein Denken bestimmt. Im Menschen ist eine Neigung zur Güte, die vergraben oder verborgen sein kann, um dann unerwartet hervorzutreten." Oder wie es sein Freund, Bischof Desmond Tutu ausdrückt: "Nelson sieht einen Feind als jemanden, der darauf wartet, zum Freund bekehrt zu werden."
Nelson Mandela, obwohl selbst kein praktizierender Christ, hat das Gebot der Bergpredigt, seine Feinde zu lieben, in konkretes politisches Handeln umgesetzt. In abertausend schmerzhaften Sitzungen der so genannten "Wahrheitskommissionen" bemühen sich seither Täter und Opfer der Apartheid erfolgreich, die traumatische Vergangenheit miteinander aufzuarbeiten.
Der Autor Gerold Theobalt, der schon "I have a Dream – die Martin Luther King Story" verfasst hat, will auch mit seinem neuen Stück die Bühne für ein wichtiges Anliegen ganz im Sinne Friedrich Schillers als "moralische Anstalt" nutzen. Musik und Tanz sind unverzichtbare Elemente bei der Darstellung der afrikanischen Befreiungsbewegung.
Ron Williams kam nach seiner Ausbildung zum Militärpolizisten in den 60ern als erster afroamerikanischer AFN-Rundfunksprecher nach Deutschland. Er machte sich einen Namen als Kabarettist und Entertainer. Bald bekam er auch Radio-, TV- und Bühnenauftritte als Sänger und Schauspieler in ganz Europa. Zielstrebig entwickelte er sein Multitalent, wirkte in über 800 Fernsehshows mit und ist heute im Theater, Kino und TV ebenso präsent wie als Kabarettist (unter anderem Lach- und Schießgesellschaft), Sänger (aktuelle CD "Gotta do the right thing") und mit eigenen One-Man-Shows.
Seine "Schul-Tour für Toleranz" führte ihn mehrfach - und mit großem Erfolg - in Siegen-Wittgensteiner Schulen. Für dieses sehr persönliche Engagement gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Gewalt und für mehr Menschlichkeit erhielt er vom Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz.
Nach der ersten Vorstellung am 4. März gibt es mit dem Hauptdarsteller Ron Williams ein Theatergespräch im oberen Foyer des Apollo-Theaters. Thema: "Politik und Bühne – ein brisantes Verhältnis?". Mit Ron Williams diskutieren Intendant Magnus Reitschuster und Musikdramaturg Jan Vering.
Karten (15-26 Euro, ermäßigt 9-20 Euro) gibt es an der Apollo-Theaterkasse (Di-Fr. 13-19 Uhr, Sa. 10-14 Uhr sowie eine Stunde vor der Vorstellung), an den Vorverkaufsstellen oder online: www.apollosiegen.de.
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Foto: Ron Williams als Nelson Mandela.