Der Schützenkönig ist der Repräsentant
Schützenkönig oder gar Königin in Wissen ist sein - ist Wunsch und Traum zugleich. Der Schützenkönig/in ist der Repräsentant des Vereins und der Stadt an der Sieg für eines der stimmungsvollsten Feste der Region. Ehrenoberst Hermann-Josef Dützer schaute ins Archiv des Vereins.
Wissen. Einmal im Jahr ist beim Wissener Traditionsverein Schützenfest. Seit 1870 haben sich, außer in Kriegs- und folgenden Notjahren, alljährlich Könige, einmal sogar eine Königin, in die Annalen des Vereins eingetragen. Das dem dreitägigen Fest vorausgehende Königsvogelschießen ist immer wieder eine gute Gelegenheit in die Vereinschronik zu blicken und die Namen der ehemaligen Majestäten noch einmal in Erinnerung zu rufen.
Mit einigen von diesen sind Kuriositäten verbunden, so wie zum Beispiel im Jahre 1881, als Schützenkönig Johann Peter Steiger sich entscheiden musste zwischen „einer Büchse oder 15 Taler in bar“ als Königsprämie. Wie er sich letztlich entschied, ist nicht überliefert.
Am 18. Juni 1888 verstarb der deutsche Kaiser Friedrich der III. Der Antrag einiger Schützen, aus diesem Grunde das wenige Wochen später geplante Fest ausfallen zu lassen, wurde mit dagegen lautenden Argumenten, unter anderem von dem damaligen Vorstandsmitglied Albert Könemund, mehrheitlich abgelehnt, der dann auch wenige Tage später sogar selbst den Königsaar abschoss. Im Jahre 1897 erklärte Schützenkönig L. Rehlmeier, dass er „verhältnissehalber“ das zuvor errungene Amt kurzfristig niederlegen müsse. Am Abend vor dem Festbeginn wurde der hölzerne Vogel neu geschossen und Wilhelm Krombach wurde König.
Zehn Jahre später war der Aar aus Buchen- und Fichtenholz so zäh, dass das Schießen ohne Ergebnis blieb. Die Fortsetzung des Wettkampfes drei Tage vor dem Festbeginn brachte dann doch mit Albert Hirsch für 1907 einen Schützenkönig hervor. Im Jahre 1927 wurde Bürgermeister Heinrich Stein König der Schützen. In Pferdekutschen sitzend nahm er mit seinem Hofstaat an den Festumzügen teil. Nachdem 1929 Christian Böhmer die Königswürde errang, tat es ihm 1930 sein Bruder Willi gleich, welcher dann auch im Folgejahr nochmals König wurde.
Das dieses hohe Amt also keine einmalige Sache sein muss, bewies Heinz Krumm, welcher zunächst 1954 und dann nochmals 1964 Schützenmajestät wurde. Ihm tat es später der heutige Vereinsgeschäftsführer Jürgen Thielmann gleich, der sich nach 1988 auch im Jahre 2003 als König in die Vereinsannalen eintrug. Auch Vorstandsmitglied Hermann-Josef Schmidt aus Mittelhof bewies in den Jahren 2002 und 2012 seine Treffsicherheit, in dem er jeweils den Vogel von der Stange holte. Für eine Zäsur in der Domäne männlicher Regenten sorgte im Jahre 2009 Ramona Egly, die als erste Königin mit ihrem Prinzgemahl Uwe dem Fest vorstand.
Nicht nur die Königsmajestäten vergangener Jahre pflegen weiterhin enge Kontakte, zum Beispiel zum alljährlichen Dreikönigstreffen und kurz nach dem Fest im Wettkampfschießen auf eine Ehrenscheibe, sondern auch die damaligen Partnerinnen treffen sich regelmäßig. Auch viele Hofpaare vergangener Jahr pflegen bis heute freundschaftliche Verbindungen.
Alle Akteure vergangener Feste sind sich darüber einig, dass das Königsein zu den geselligen Höhepunkten ihres Lebens gehörte.
Die Kosten für eine Regentschaft sind übrigens mehr als erschwinglich, da der Verein einen ansehnlichen Betrag beisteuert. Die dem Fest folgenden Besuche bei den benachbarten Schützengemeinschaften wurden bereits in ihrer Anzahl reduziert, nicht zuletzt um damit auch das Königspaar und den Hofstaat in mehrfacher Hinsicht zu entlasten.
In den 146 Jahren Vereinsbestehens hat sich bisher nicht nur ein Kandidat, sondern meist gleich mehrere gefunden, die sich zunächst packende Wettkämpfe auf die Insignien und die Flügel lieferten, bevor der Rumpf des Vogels auf der Erde lag.
Es bleibt daher zu hoffen, dass der Zuspruch zu diesem Ehrenamt auch bei den Wissener Schützen Fortbestand hat und nach dem kommenden Vogelschießen am Sonntag, 3. Juli, wieder ein begeisterter König oder eine Königin dem Heimatfest vorsteht.
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