Trödelsteine mit Grubenholz - schmeckt lecker!
Man schmunzelt und überlegt automatisch: „Was ist das?“ wenn man die Menükarte aufschlägt und ein Gericht mit dem Namen „Trödelsteine mit Grubenholz“ liest. Es wird als typisches Westerwälder Gericht deklariert. Um es gleich vorweg zu nehmen: es schmeckt köstlich. Eine neue Idee für eine regionales Gericht mit regionalen Produkten in einer modernen Variante wurde jetzt öffentlich vorgestellt.
Mittelhof. Zur öffentlichen Präsentation des neuen Wäller Menüs mit dem pfiffigen Namen hatten Johannes Schmidt, Gastronom und Pächter des Restaurants „Lichtung“ in Mittelhof, Mathias Weber von den Hatzfeldt´schen Ferienbetrieben und Vorsitzender des Tourismusvereins „Wisserland“ eingeladen. Mit dabei der Chef des Hotels/Restaurants „Zum Weißen Stein“ aus Kirchen-Katzenbach, Emmanuel Boyer.
Boyer hat „Trödelsteine mit Grubenholz“ auf seine Karte gesetzt, er ist von der Idee eines Westerwälder Gerichtes fasziniert, da Gäste in der Vergangenheit immer wieder danach fragten. „Bislang hatten wir nur „Siegerländer Krüstchen“ als regionale Spezialität auf der Karte, jetzt haben wir auch ein Westerwälder Gericht mit einem traditionellen Ursprung in der Region“, sagte Boyer.
Die Entstehungsgeschichte des Gerichtes mit dem pfiffigen Namen erzählte Johannes Schmidt, der es mit Kreativität und Lust am Kochen und den alten Rezepten der Heimat zuerst für Freunde kochte. Das war lange bevor die Idee an ein professionelles Gastronomie-Gericht mit dem regionalen Anspruch entstand. Schmidt, gebürtiger Wissener, Touristiker und fast 20 Jahre im Ausland tätig, übernahm das Restaurant mit Biergarten am Campingplatz in Mittelhof. Da sollte es schon was Besonderes und Regionales für die Gäste geben. Döppekuchen fiel ihm ein, deftig marinierter Schweinenacken und Steckrüben. Die Geschichten der Eltern aus der Nachkriegszeit, als es oftmals nichts anderes als Steckrüben oder Kartoffeln auf den Tellern gab, beflügelte die Fantasie.
Die Trödelsteine, dahinter steckt ein mittlerweile verfeinertes Rezept aus gewürfeltem Schweinenacken, werden mariniert mit Westerwälder Honig-Kräuterlikör, Malzbier, Karotten und Dörrpflaumen zubereitet. Das Grubenholz ist die Beilage. Hier wird der berühmte „Döppekoche“ (übrigens gibt es davon viele Varianten und Namen) ohne Speck oder Wurst zubereitet, in grobe Riegel geschnitten und dann knusprig frittiert. Ein Geschmackserlebnis der besonderen Art. Steckrüben als Gemüsebeilagen sind heute wieder gefragt, je nach Jahreszeit und Angebot kann es auch Kohlrabi sein.
Damit auch Vegetarier in den Genuss von Grubenholz kommen können, gibt es Eichenwald-Salat mit Grubenholz. Schmidt ließ sich bei der Namensgebung von den Basaltbrocken die im Westerwald überall an Feldern und Wiesen, an den Wanderwegen und im Wald zu finden sind beflügeln. Geschichten zu diesen Basaltbrocken gibt es viele, sie wurden oftmals als „Trödelsteine“ bezeichnet.
Diese Idee wurde umgesetzt, der Westerwald Touristik und dem Deutschen Hotel – und Gaststättenverband (Dehoga) vorgestellt. Dort stieß die Idee auf Zustimmung, den es gilt schon die Region auch kulinarisch zu vermarkten. Mit Kräuterwind hat man eine erfolgreiche Marke gestartet, aber einheitliche Gerichte, die in den Restaurants des geografischen Westerwaldes einen einheitlichen Namen und einheitliche Grundzutaten haben, gibt es nicht. Das soll Voraussetzung werden damit Gäste, die demnächst in Höhr-Grenzhausen oder in Wissen Trödelsteine mit Grubenholz bestellen, das Gleiche auf dem Teller vorfinden.
Mathias Weber sieht in dem Westerwälder Gericht - weitere sollen folgen - eine großartige Chance. „Wir haben eine einmalige Landschaft, wir haben aber als Region keinen einheitlichen Auftritt wie etwa Trachten oder die berühmten bayerischen Weißwürste. Zur Kultur der Region gehört auch das Essen, und hier steckt viel Potential, wenn sich Tradition und Moderne verbinden“. Es gebe Überlegungen, mit den örtlichen Produzenten der Lebensmittel, die im Westerwälder Gericht verarbeitet werden, ein Gütezeichen und ein Logo zu entwickeln, kündigte Weber an. Da sind dann auch Kooperationen mit den örtlichen Produzenten angedacht, wie etwa dem Zuchtbetrieb des Westerwälder Hausschweins oder dem Biolandhof in Schürdt und der Birkenhof-Brennerei. (hws)
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