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Nachricht vom 22.08.2016    

Daadener Schüler (er)lebten deutsch-französische Freundschaft

Verdun ist heute Synonym für die grausamen bestialischen und sinnlosen Morde im I. Weltkrieg vor einhundert Jahren. Ein Schülerseminar mit sechs rheinland-pfälzischen und vier französischen Schulen war organisiert worden und man traf sich zu einem gemeinsamen Projekt in Verdun und Trier. Mit dabei zwei Jugendliche der Hermann-Gmeiner-Schule Daaden. Brauchte es Krieg, um den Frieden zu schätzen? - Dieser Fragestellung gingen die Jugendlichen beider Länder nach.

Die beiden Jugendlichen aus Daaden legten eigens mitgebrachte Blumen nieder und gedachten im Stillen des Toten und der Hinterbliebenen.

Daaden/Trier/Verdun. Lea Litau und Simon Gawlik, Schüler der 10. Jahrgangsstufe der Hermann-Gmeiner-Realschule plus Daaden, nahmen im Sommer 2016 an einem deutsch-französischen Schülerseminar für junge Schülerzeitungsredakteure in Trier und Verdun teil. Begleitet wurden sie dabei von ihrem Geschichtslehrer Lars Limbach.

Die ADD Koblenz (federführend: Schulrat Thomas Hirsch und Schulrat a.D. Friedrich Hermes) organisierte dieses Gemeinschaftsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Zum ersten Mal war es gelungen, sechs rheinland-pfälzische und vier Schulen aus der französischen Partnerprovinz Burgund für ein gemeinsames Schülerseminar zum Thema „100 Jahre Verdun 1916-2016“ einzuladen. „Brauchte es Krieg, um den Frieden zu schätzen?“ war die Fragestellung, unter der die vier Seminartage und die zu erstellende Seminarzeitung standen. Über die gesamte Dauer des Seminares wurde zweisprachig gearbeitet.

Die Exkursion nach Verdun und zu den umliegenden Schlachtfeldern fand am zweiten Tag des Seminares statt. Der Besuch des deutschen Soldatenfriedhofes bei Hautecourt les Broville gab allen Teilnehmern einen ersten Eindruck der hohen Opferzahl auf deutscher Seite. 2885 Einzelgräber und drei Gemeinschaftsgräber für 5194 Soldaten. Tausende Namen auf den Metalltafeln. Namen, aber keine Einzelgräber. Die Gebeine liegen im Gemeinschaftsgrab. Namen, aber keine Gesichter. Doch einem konnte an diesem Tag ein Gesicht gegeben werden. Dieses „Fenster in die Vergangenheit“ ermöglichte eine zuvor erfolgte Recherche der Daadener Schülerin Madeline Schäfer für die Ausstellung: „Habt ein besseres Gedächtnis - Verdun – vom Schlachtfeld zur Versöhnung“.

Die Teilnehmer versammelten sich um das Foto, welches einen jungen Mann mit Soldatenmütze und bayerischer Uniform zeigte. Sein Name: Matthäus K., nur 24 Jahre alt. Es wurde still, als die Schüler Lea Litau, Simon Gawlik und Lehrer Lars Limbach über sein viel zu kurzes Leben berichteten. Er war bei der Verteidigung des Dorfes Fleury am 23. Juni 1916 gefallen. Damit gaben sie einem der vielen tausend Namen auf den Gedenktafeln ein Gesicht und eine Lebens-Geschichte, aber auch den übrigen Teilnehmern eine Erinnerung genau an diesen Moment und genau diesen jungen Soldaten.

Die nächsten Ziele waren: Das Fort Douaumont, das „Memorial“ von Verdun, das Beinhaus von Douaumont (welches 130.000 nicht identifizierte Gebeine gefallener Soldaten beider Nationen beherbergt), dem dazugehörigen französischen Soldatenfriedhof (15.000 Gräber französischer Soldaten). Anschließend stattete man dem vollkommen zerstörten Dorf Fleury (hier kämpfte und fiel Matthäus K.) und der Innenstadt von Verdun einen Besuch ab. Vor der Fahrt hatte Thomas Hirsch an jeden Teilnehmer eine rote Nelke verteilt. Rot deshalb, da diese Farbe verbindender Bestandteil beider Nationalflaggen ist. Somit hatten alle Teilnehmer auf den Friedhöfen die Möglichkeit, diese Nelken auf ein von ihnen ausgesuchtes Grab zu legen. So legten französische Schüler auf deutschen und deutsche Schüler auf französischen Gräbern ihre Blume nieder. Ein Bild, was vor 90 oder 60 Jahren kaum denkbar gewesen wäre. So sieht gemeinsames deutsch-französisches Gedenken heute aus.



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Tag drei stand im Zeichen der Redaktionskonferenzen, in der unterschiedliche Erlebnisse und Themen verarbeitet wurden. Wie in einer echten Redaktion ging es lebhaft zu und es wurden verschiedene Texte und Layouts diskutiert und erstellt. So stimmte man zum Beispiel über das Titelbild und die dazugehörige „Headline“ in der Gesamtkonferenz ab. Hierbei wurde das abgedruckte Foto von Lea Litau (Rote Nelke mit dem Beinhaus von Douaumont im Hintergrund) einstimmig ausgewählt. Simon Gawlik gestaltete die Rückseite der Seminarzeitung durch eine eindrucksvolle Kollage. Ebenso dokumentierte er die gesamte Fahrt durch eine Fotostrecke. Pünktlich zum Redaktionsschluss um 20 Uhr war die Zeitung fertig und wurde in Druck gegeben.

Am letzten Tag hielt jeder sein druckfrisches Exemplar in Händen. Ein Produkt und eine Erinnerung, lebendiger deutsch-französischer und europäischer Erfahrungen und Zusammenarbeit, die an diesen Tagen weit über eine reine „Arbeitsgemeinschaft“ hinausging und auch heute noch besteht.

Damit wurden die Worte von François Mitterrand und Helmut Kohl von 1984 mehr als bestätigt: „Nous nous sommes reconciles. Nous nous sommes compris. Nous sommes devenus amis.“ "Wir haben uns versöhnt. Wir haben uns verständigt. Wir sind Freunde geworden".

Fotos/Text: Lea Litau, Simon Gawlik und Lars Limbach.


Anmerkung der Redaktion: Wir danken den Jungredakteuren für den Artikel, für den Mut sich auf die Exkursion einzulassen und zu berichten. Denn wer einmal in Verdun (Beinhaus) war, wird das so schnell nicht vergessen und das friedliche Zusammenleben der Völker zu schätzen wissen. Aber die Jugendlichen werden auch gelernt haben und noch lernen, wie brüchig so ein Frieden sein kann. "Je mehr Wissen mit einer Sache verbunden ist, umso größer die Liebe", hat André Gide in seinen Novellen der Hoffnung geschrieben. Es ist gut und wichtig, wenn die Jugend Europas zusammenwächst und lernt und zwar lebendig vor Ort und nicht nur aus dem Internet. (hws)



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