Mit Nachtwächter Günter unterwegs
Ein lauer Sommerabend, der Nachtwächter Altenkirchens Günter Imhäuser in Sommertracht und bester Laune, so wurde die Führung mit den Teilnehmenden ein interessanter Exkurs in die Geschichte. Die Führung begann bereits um 19.30 Uhr, damit auch Kinder die alten Winkel und Gassen der Stadt kennenlernen konnten, und natürlich den Beruf des Nachtwächters.
Altenkirchen. Zu einer besonderen Führung hatten Nachtwächter Günter Imhäuser und die Kreisvolkshochschule eingeladen. Die Führung begann bereits gegen 19.30 Uhr, was dem Spass der Teilnehmer keinen Abbruch tat. Gut zwanzig Teilnehmer/innen waren gekommen um die Ausführungen von Nachtwächter Günter zum Leben in den alten Grenzen der Stadt Altenkirchen zu hören.
Er erläuterte, dass ein Nachtwächter (heute würde man Ordnungshüter sagen) in der damaligen Zeit ziemlich weit unten in der Rangliste der Berufe stand. So kamen hinter dem Nachtwächter nur noch der Henker und der Wasenmeister, der für den Friedhof zuständig war. Ein Nachtwächter erhielt zwar freie Wohnung aber ansonsten nur ein Liter Öl für die Lampe und 16 Taler als Entlohnung.
Günter Imhäuser, der sich in die alte Geschichte eingearbeitet hatte, erzählte von der im sechsten und siebten Jahrhundert begonnen Besiedelung der Gegend. In dieser Zeit wurden im Umland viele kleine Burgen errichtet, so auch in Altenkirchen auf dem Schlossplatz. Diese Burg, die dann zum Schloss um- und ausgebaut wurde, diente den jeweiligen Herrschern als Residenz.
In den damaligen Orten war es üblich allen Unrat und auch die Exkremente aus den Nachttöpfen einfach in die „Dreckgass“ zu schütten, daher war es auch für den Nachtwächter nicht immer angenehm dort unterwegs zu sein. Günter sagte hierzu: „der Hut mit der grossen Krempe schützte ein wenig, aber nicht immer.“ Übrigens hatte so ein Nachtwächter auch die Gassen von "Gesindel" freizuhalten.
Die Stadtmauer, die Altenkirchen umgab, war alle achtzig Meter mit Türmen bestückt, auf denen erst Männer, dann Paare wohnten und auf die Sicherheit zu achten hatten. Allerdings gab man das auf, da erst die Männer angesichts der Vielfalt von Wirtshäusern, oftmals nicht dienstfähig waren, und dann die „Weiberleut“ hinter ihnen herkeiften sodass keine Ruhe einkehrte.
Allen Vorkehrungen zum Trotz wurde die Stadt Altenkirchen im November 1728 von einem großen Brand fast vollständig zerstört. Sie wurde wieder aufgebaut. Diesen Brand haben zwei Häuser überstanden: das Gewandhaus, erstmals erwähnt 1683, und die Apotheke. 1893 kam es dann erneut zu einem großen Brand in Altenkirchen der fast alles zerstörte. Die evangelische Kirche, auf deren Kirchplatz die Führung endete, ist in den Jahrhunderten mehrmals neu aufgebaut worden. So nach den beiden großen Bränden, einmal weil die Baustoffe nicht hielten.
Zuletzt wurde die Kirche genau wie die katholische Kirche in den letzten Wochen des 2. Weltkrieges stark beschädigt. Die damaligen Bombenangriffe sind auch der Grund, warum es kaum Altbausubstanz in Altenkirchen gibt. Die Stadt wurde zu mehr als 80 Prozent zerstört, berichtete Nachtwächter Günter. (kkö)
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