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Nachricht vom 02.09.2016    

Widerspruch noch bis zum 16. September

Seit bekannt ist, dass der Kreisverwaltung Altenkirchen Bauanträge zum Errichten von drei Windkraftanlagen auf der bewaldeten Erhebung zwischen Mittelhof und Gebhardshain, dem Hümmerich, vorliegen, nutzen viele Bürger den Weg über Widerspruchsschreiben, um der Verbandsgemeinde Wissen ihre Sorgen und Einwände mitzuteilen. Die Widerspruchsfrist endet am 16. September.

In dieser schönen Kulisse erleben die Kinder viele abenteuerliche Tage im Jahr. Wenn die Stille im Wald verloren geht und hoch über den Bäumen rotierende Windkraftanlagen ragen, sieht der Verein „Kinderarmut in Deutschland e.V.“ seine beliebten Geländespiele am Hümmerich als beendet. Foto: Verein

Wissen/Gebhardshain. Auch der Wissener Verein „Kinderarmut in Deutschland e.V.“ äußert seine Bedenken – und dabei geht es nicht um Landschafts- oder Tierschutzgründe, sondern darum, dass die von ehrenamtlichen Helfern organisierten Feriencamps für benachteiligte Kinder den Windrädern weichen müssten.

Die Offenlegung des Flächennutzungsplans, Teilplan Windenergie, sorgt in den Verbandsgemeinden Wissen, Gebhardshain und Betzdorf für viel Gesprächsstoff und noch mehr für Beunruhigung. Viele besorgte Bürger haben den Zuständigen der Verbandsgemeinde bereits ihren Unmut geäußert. Jeweils 212 Meter hohe Windräder sollen auf dem 399 Meter hohen Hümmerich erbaut werden, der das benachbarte Dorf Mittelhof schon um 143 Meter überragt. Von Mittelhof zu den Rotorspitzen gäbe es einen Höhenunterschied von bis zu 355 Meter. Zum Vergleich: Der Kölner Dom ist 157 Meter hoch. „Diese riesigen Windkraftanlagen würden nicht nur Landschaft beziehungsweise Schutzgebiete und tierische Bewohner auf und um den Hümmerich erheblich stören“, erklärt die Bürgerinitiative (BI) Hümmerich, die seit Jahren gegen diese Windräder kämpft.

„Die Menschen in der unmittelbaren Umgebung fürchten Beeinträchtigungen durch Lärm und Infraschall, die beispielsweise Kopfschmerzen, Tinnitus oder Gleichgewichtsstörungen hervorrufen, Störungen der Nachtlandschaft durch rote Blinksignale der Windräder oder auch Wertminderungen ihrer Immobilien“, sreibt die BI. Und das sind nicht die einzigen Folgen: Jetzt kommen auch noch Sorgen des ehrenamtlichen Vereins „Kinderarmut in Deutschland e.V.“ hinzu: Der Verein mit Sitz in Wissen/Sieg wurde 1988 von Sandy und Wolfgang Kremer gegründet. Seitdem begleitet er mit einem kleinen ehrenamtlichen Team benachteiligte Kinder aus sozialen Brennpunkten in Deutschland und organisiert kindgerechte Abenteuerferien, etwa auf Indianer-, Kanu-, Reiter- und Beauty-Camps für Mädchen. Damit ermöglichen sie den Kindern trotz schwieriger Lebensumstände ein paar sorglose Urlaubstage und vermitteln ihnen Wertschätzung, die ihnen im Leben bisher gefehlt hat. Ihre Schicksale reichen von unzureichenden finanziellen Mitteln eines oder beider Elternteile über Vernachlässigung bis hin zur häuslichen Gewalt.

1.650 Kinder in Deutschland konnten diese überaus wichtige Hilfe bisher in Anspruch nehmen, um zur Ruhe zu kommen und einfach Kind zu sein. Doch das soll ihnen nun genommen werden: Das Vereinshaus steht seit 1993 am Fuße des Hümmerichs in Oberhombach nur etwa 100 Meter Luftlinie von einer der geplanten Windkraftanlagen entfernt. Die Indianercamps sowie zahlreiche Geländespiele werden um das Vereinshaus und auf den umliegenden vereinseigenen Wiesen durchgeführt. Geschäftsführer Wolfgang Kremer lehnt die Ausweisung der Fläche 5 – des Hümmerichs – als Konzentrationsfläche für Windenergie wegen Verletzung öffentlicher sowie privater Belange strikt ab. In seinem Widerspruchsschreiben an die Verbandsgemeinde Wissen heißt es: „Unsere Natur-Exkursionen, um die Stadtkinder die wunderbare Natur erleben zu lassen, führen wir im angrenzenden Waldgelände, unter anderem auch auf dem Hümmerich durch. Auch unsere Geländespiele laufen in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Gelände Hümmerich ab. Diese Waldflächen haben wir zu diesem Zweck erst in 2007 zugekauft.“

Außerdem betont Kremer, dass der Verein „Kinderarmut in Deutschland“ durch die geplanten Windräder in seiner gemeinnützigen Arbeit „sehr stark behindert“ würde und viele Aktionen künftig nicht mehr möglich wären. Der überaus wichtige Urlaub für die „stark traumatisierten und gestressten Kinder“ sei aufgrund des Vorhabens dann nicht mehr zu realisieren, kritisiert er. Mit dem Bau der drei oder womöglich mehr Windräder würden diese Projekte abrupt enden. „Wenn die Stille im Wald verloren geht und hoch über den Bäumen rotierende Windkraftanlagen ragen, dann sehen wir unsere beliebten naturverbundenen Indianercamps als beendet“, sagt Wolfgang Kremer besorgt. „Was sollen wir den Kindern hier am Hümmerich dann noch bieten, wenn das Landschaftsbild zerstört ist?“
Die BI Hümmerich sieht sich damit in ihrem Widerstand gegen die „Windrad-Monster“ bestätigt und macht darauf aufmerksam, dass schon heute ein großer Überschuss an Windenergie besteht, weil es über Jahre hinweg an Stromtrassen und Speichermöglichkeit fehlen wird, um den mit massiven Subventionen gewonnen Windstrom zu transportieren. Dieter Glöckner, Sprecher der BI Hümmerich: „Der Windkraftwahn ist zügellos – es geht nur darum, an irgendeiner Stelle Windräder aufzustellen, um noch möglichst hohe Subventionen einzukassieren, die von den Stromkunden dann über die EEG-Umlage zu zahlen sind. Dass der Hümmerich für solche industriellen Windenergieanlagen aufgrund seiner niedrigen Windhöffigkeit überhaupt nicht geeignet ist, interessiert anscheinend niemanden.“



Der Flächenbesitzer der geplanten Standorte ist Graf Hatzfeldt, einer der größten Privatwaldbesitzer in Rheinland-Pfalz. Er galt bislang als engagierter Umweltschützer, wurde vom WWF sogar einmal zum „Ökomanager des Jahres“ gekürt, schreibt Bücher über nachhaltige Waldnutzung und ist in vielen Gremien und Vorständen von Naturschutz betreibenden Organisationen und Stiftungen zu finden. Jetzt aber steht der „Waldgraf“, wie er in einer Südwestfunk-Reportage bezeichnet wurde, unter Beschuss aus den eigenen Reihen. „Wir haben Graf Hatzfeldt und sein Engagement für die Natur bisher geschätzt. Nunmehr ist er aber dabei, aus offensichtlichen Profitgründen seine eigenen Wurzeln zu verlassen. Von nachhaltiger Waldnutzung wäre dann nichts mehr übrig geblieben, es sei denn, er versteht darunter, nachhaltig Profit auf Kosten von Natur, Wäldern und Landschaften zu machen. Er ist nämlich dann dafür verantwortlich, dass einzigartige Landschaften wie Hümmerich, Elbergrund, Elbbachtal, Sieghöhen und auch das Wildenburger Land unwiederbringlich zerstört würden“, erklärt Harry Neumann, Landesvorsitzender der Naturschutzinitiative e.V.

„Graf Hatzfeld handelt völlig verantwortungslos, indem er seine Flächen in einem Landschaftsschutzgebiet und Vogelschutzgebiet zur Verfügung stellt, damit dort Windindustrieanlagen errichtet werden können. Der Westerwald ist Schwarzstorch- und Rotmilanland, kein Windindustrieland. Wir fordern ihn auf, seine Pläne umgehend aufzugeben“, zitiert die Naturschutzinitiative Dr. Jürgen Ott, den Präsidenten der POLLICHIA.

Auf ihrer Internetseite (www.bi-hümmerich.de) ruft die BI zum Widerstand auf und bittet die Bürger um Unterstützung im Kampf gegen die Windräder. Jeder, der sich durch den Teilflächennutzungsplan sowie den darin ausgewiesenen Windpark auf dem Hümmerich beeinträchtigt fühlt, sollte die Chance nutzen und ebenfalls Widerspruch bei der VG einlegen – das geht noch bis zum 16. September. Mit dem angefertigten Musterbrief, der als Datei auf der Internetseite frei zugänglich ist, lässt sich besonders schnell ein solches Schreiben erstellen. „Die Bedenken, die für jeden gegen den Windradbau sprechen, können öffentliche oder persönliche sein, man muss sich dafür nicht rechtfertigen“, so Dieter Glöckner. „Das Wichtigste ist, sie der VG mitzuteilen, hier zählt jede Meinung.“


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