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Namenberatung an der Uni Siegen
Neben Leipzig und Regensburg gibt es in Siegen eine der wenigen Namenberatungs-Stellen in Deutschland. Sie wurde im vergangenen Jahr an der Universität eingerichtet und zog jetzt nach zehn Monaten eine erste Bilanz.
Siegen. Im Juni vergangenen Jahres startete der Lehrstuhl für Germanistik/Linguistik von Professorin Dr. Petra M. Vogel mit einem neuen Angebot - der Namenberatung. Siegen hat damit neben Leipzig und Regensburg eine der wenigen Namenberatungs-Stellen in Deutschland. Die meisten der bisher etwa 150 eingegangenen und bearbeiteten Anfragen stammen von Interessenten aus der Region.
An die Siegener Einrichtung kann sich wenden, wer an Auskünften zu Vor- und Familiennamen, Orts-, Gewässer- und Flurnamen oder aber an Beratung zu Produkt-, Marken- und Warennamen interessiert ist. Neben einigen Anfragen zu Vornamen, Ortsnamen und Produktnamen zeigte sich ein überwältigendes Interesse an Familienamen, denn sie sind der ständige Begleiter, der Informationen über einen unserer Vorfahren enthält: Herkunft, Abkunft, Wohnstätte, Beruf oder eine hervorstechende Eigenschaft des Äußeren oder des Charakters. Oft gehen diese Bezeichnungen allerdings auf alte Wörter zurück, deren Bedeutung heute nicht mehr erkennbar ist.
Die Namenberatung der Uni Siegen bietet hier gegen eine Gebühr von 30 Euro (plus Porto und Versand) schriftliche Auskünfte an, die aktuelle und historische Verteilungskarten mit Hinweisen auf seine geographische Herkunft für den jeweiligen Familiennamen enthalten. Ausgehend davon werden relevante sprachhistorische Entwicklungen erklärt und zur Analyse des Namens herangezogen.
Die meisten der bisher etwa 150 eingegangenen und bearbeiteten Anfragen stammen von Interessenten aus der Region. Für einige dieser Namen konnte mit Hilfe historischer Verteilungskarten mit großer Sicherheit gesagt werden, dass sie wohl auch hier entstanden sind. So ist zum Beispiel der Familienname Heinbach aktuell wie historisch fast ausschließlich für das Siegerland belegt; der Familienname Womelsdorf hingegen für Wittgenstein. Ein Name, der sich nur im Kreis Olpe findet, ist Döppeler; Schültke ist wiederum ein für das Hochsauerland typischer Name.
Für viele Namen ergaben sich auch mehrere, verschiedene Deutungsmöglichkeiten. So kann ein Name wie Seemann ursprünglich einen Menschen mit diesem Beruf bezeichnen; es ist aber auch möglich, dass er an einem See lebte. Schließlich gibt es, vor allem in Süddeutschland, auch mehrfach den Ortsnamen See, so dass jemand auch aus einem solchen Ort stammen kann. Im Einzelfall können bei solchen Namen nur genealogische Belege zur eindeutigen Klärung verhelfen.
Viele der angefragten Namen ließen sich der Gruppe der Abkunftsnamen zuordnen. Meist lagen bei diesen Namen dann alte germanische Rufnamen zugrunde, die heute oft nicht mehr bekannt sind. So sind zum Beispiel die germanischen Rufnamen Wilbrand, der ursprünglich einen entschlossenen Schwertkämpfer meint, oder auch Notker, was soviel wie ‚der den Speer schwingt‘ bedeutet, noch in den Familiennamen Wilbrand und Noeker erhalten.
Immer wieder zeigten die Analysen auch, dass der erste Eindruck eines Namens täuschen kann. So zum Beispiel bei dem Familiennamen Spitzfaden, der keineswegs einen Schneider bezeichnet, der mit spitzem Faden näht, sondern aus einem Befehlssatz wie Spitz‘ die Pfaten! zusammengezogen ist. Pfate ist ein altes Wort für einen Balken und findet sich heute noch in dem Wort Pfette, so etwa in Firstpfette für den obersten Balken eines Dachs. Spitzfaden bezeichnete also ursprünglich eher einen Zimmermann als einen Schneider.
Auch der Familienname Baron hält nicht, was er auf den ersten Blick verspricht. Denn war der erste Namensträger sehr wahrscheinlich kein Mann von Adel, sondern vielmehr jemand, der sich hochnäsig oder überheblich gab und daher spöttisch Baron genannte wurde.
Kontakt, Anfragen und Informationen: www.namenberatung.uni-siegen.de, namenberatung@germanistik.uni-siegen.de,
Namenberatung, Universität Siegen, FB 3, 57068 Siegen.