Die Grünen plädieren für Rathaus in der Realschule
Die Frage einer zukünftigen Unterbringung des Wissener Rathauses treibt auch den Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen um. Dazu nehmen die Grünen nun in einer Pressemitteilung Stellung und plädieren für die Unterbringung des Rathauses in der ehemaligen Realschule. Noch in diesem Monat muss eine Entscheidung fallen.
Wissen. Eingangs der zu dem Thema abgehaltenen Sitzung stellte deren Sprecher im Verbandsgemeinderat, Friedrich Hagemann, klar: "Die Frage einer Modernisierung und Renovierung des alten Rathausgebäudes stellt sich nicht. Die Weichen sind bereits in früheren Jahren, als die Grünen noch nicht im Verbandsgemeinderat vertreten waren, in Richtung auf eine Aufgabe des alten Gebäudes gestellt worden." Es gehe, so Hagemann, nur um die Alternative eines Neubaus oder des Umbaus der alten Realschule.
Die Antwort, welche Alternative den Vorzug genießt, muss sich in erster Linie nach wirtschaftlichen Kriterien bestimmen, waren sich die Wissener Grünen einig. Denn angesichts des Schuldenstandes von Stadt und Verbandsgemeinde sei kein Raum für kostspielige Experimente.
Der Vorstandssprecher der Wissener Bündnisgrünen Dr. Rudolf Beyer: „Aus meiner Sicht spricht alles für den Umbau der Realschule, egal, ob dort noch ein Parkdeck eingeplant wird oder nicht. Er verursacht weitaus weniger Kosten. Denn man sollte das Rathaus für viele Jahre und daher nach dem heute geltenden energetischen Standard errichten. Dann reden wir nicht von 7,1 Millionen, sondern mindestens 7,5 Millionen. Demgegenüber sind bei dem Umbau der Realschule nach dem denkbar schlechtesten Szenario Kosten zu erwarten, die um ca. 1,2 Millionen darunter liegen.“
Lob erhielt die Verwaltung des Rathauses für ihre Vorsicht bei der Umbauplanung der Realschule. „Da ist wirklich aber auch alles an Risiken einkalkuliert worden, was theoretisch auftreten könnte“, so Hagemann. Aber es stelle sich doch die Frage, ob dabei nicht des Guten zu viel geschehen sei. Denn warum werde etwa die Erneuerung des Dachstuhls eingeplant, wenn sich dieser in jeder Hinsicht in einem hervorragenden Gesamtzustand befinde?
Die Verwendung des nach heutigen Stand sicherlich unerwünschten Baustoffes Asbest in einem Teilbereich, wo keine Staubfreisetzung erfolge, sei kein Grund, einen neuen Dachstuhl einzuplanen. Auch bei Risiken (Erneuerung von Putz und Estrich) sei durch „Übervorsicht“ die worst-case-Berechnung überzogen. Die Grünen glauben, dass bei einem Umbau ohne Parkdeck ein Kostenrahmen von 5 bis 5,5 Millionen Euro nicht überschritten werden muss.
Dagegen fürchtet der Wissener Markus Holschbach: „Jeder Wissener weiß, dass die eigentlichen Risiken im Untergrund liegen. Da frage ich mich, ob die Gründungskosten bei dem Neubau realistisch kalkuliert wurden. Hier sind die schlimmen Überraschungen möglich, nicht bei einem Umbau eines Altbaus auf sicherem Grund.“
Auf den städtebaulichen Aspekt der zur Entscheidung stehenden Alternativen machte die grüne Wissener Stadträtin Karin Kohl aufmerksam: "Ich finde die alte Realschule einfach schön!" Aber für ein solches Gebäude lassen sich, so Kohl, nicht einfach beliebige Nutzer finden. Kohl befürchtet, dass das Gebäude vakant bleibt und im Laufe der Jahre herunterkommt. Würde es mit dem Rathaus einen neuen Nutzer finden, so wäre dies ein Gewinn für das gesamte Stadtbild. Demgegenüber müsse man sich um die Verwendung des „Filetstücks“ der Wissener Innenstadt, für das die Neubauplanung gelte, keine städtebaulichen Sorgen machen.
Der Ortsverband der Grünen kam zu dem Schluss: Die Alternative für die Rathaus-Unterbringung, über die der Verbandsgemeinderat noch in diesem Monat entscheiden wird, reduziert sich bei realistischer Betrachtung aller Aspekte auf eine Entscheidung pro Umbau der Realschule.
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