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Unterrichtsausfall schöngeredet?
Ministerin Doris Ahnen redet den Unterrichtsausfall an Grundschulen schön - das meinen die Landtagsabgeordneten Dr. Peter Enders und Erwin Rüddel - Bundestagskandidat der Union. Die Antwort auf ihre Anfrage zur Situation an den Grundschulen in der Verbandsgemeinde Flammersfeld verschleiere die tatsächlichen Verhältnisse, teilen die beiden CDU-Politiker in einer Presseerklärung mit.
Flammersfeld. Eine Verschleierung des tatsächlichen Unterrichtsausfalles an den Grundschulen in der Verbandsgemeinde Flammersfeld werfen die CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Peter Enders und Erwin Rüddel der Mainzer Bildungsministerin Ahnen vor. Ein konkretes Beispiel aus der Region liefern sie dazu gleich mit: In der Antwort auf eine Kleine Anfrage im Landtag hatte das Ministerium nun behauptet, dass in den Grundschulen Flammersfeld und Oberlahr im ersten Schulhalbjahr 2009 jeweils nur 1,7 Prozent des Unterrichts ausgefallen sei. In Horhausen seien es gar nur 0,9 Prozent gewesen. Nach Berechnungen von Eltern sei es aber tatsächlich ein Mehrfaches davon.
"Wenn die offiziellen Zahlen stimmen würden, hätte sich bei uns vermutlich keine Eltern melden müssen, um ihre Sorgen über personelle Probleme und viele Stundenausfälle an den Schulen kund zu tun", stellt Enders zu den Äußerungen aus dem Mainzer Bildungsministerium fest. Ausgelöst durch die jüngsten landesweiten Presse-Veröffentlichungen zum Lehrermangel, zum Unterrichtsausfall und zu Verzögerungen bei Arbeitsverträgen im Schulbereich hatten sich Eltern von Grundschülern aus der Verbandsgemeinde Flammersfeld an ihren CDU-Wahlkreisabgeordneten gewandt. Mit der Bitte um Unterstützung der Schulen, wurde dabei von nicht besetzten Lehrerstellen, von Unterrichtsausfall durch Krankheit und vielen Personalwechseln sowie nicht rechtzeitig fertig gestellten Arbeitsverträgen berichtet.
Tatsächlich sei es ein Taschenspielertrick der Landesregierung, sich den realen Unterrichtsausfall für die Statistik politisch schön zu rechnen. Nach den Informationen der CDU-Abgeordneten liegt der Ausfall tatsächlich drei Mal so hoch wie in Mainz errechnet. "Das ist eine Trickserei mit Definitionen auf Kosten der Schüler", wirft der Abgeordnete Enders Bildungsministerin Ahnen vor. So würden zum Beispiel jede Form des Vertretungsunterrichtes, das Aufteilen von Schülern in andere Klassen und der Ausfall von Förder- oder geteiltem Religionsunterricht vom Ministerium einfach nicht als Ausfall gezählt. Während in Mainz lediglich 26 Ausfallstunden für die Grundschule Oberlahr zur Kenntnis genommen worden seien, seien es nach der Liste der Eltern rund 70 tatsächliche Ausfallstunden. Ähnliche Ergebnisse deuteten sich in Flammersfeld und Horhausen an.
"Für das Ministerium ist alles Unterricht, was in der Schule stattfindet und Unterrichtsausfall taucht lediglich dann in der Statistik auf, wenn Kinder nach Hause geschickt werden oder ganze Klassen gleich zu Hause bleiben müssen", kritisieren die CDU-Abgeordneten. Tatsächlich sei es aber ganz bewusst irreführend, kurzfristige Vertretungen durch fachfremde Lehrer oder anderes pädagogisches Personal, Schulstunden mit mehr als 40 Kindern in einem Klassenraum oder Betreuungen als regulären Unterricht zu definieren. Um Unterricht auch im Vertretungsfalle wie geplant stattfinden zu lassen, müssten Feuerwehrlehrer bereit stehen, die in Absprache mit erkrankten Kollegen gezielt arbeiten könnten. Das ist nach Erkenntnissen der Abgeordneten aber die absolute Ausnahme bei Vertretungen. Feuerwehrlehrer, die als Springer kurzfristig zur Verfügung stehen, seien ebenso wenig für die VG Flammersfeld vorhanden wie die Möglichkeit, mit dauerhaft erkrankten Lehrern täglich den Fortgang des regulären Unterrichts abzustimmen. "Tatsächlich", so Enders und Rüddel, "gehen den Kindern viele echte Unterrichtsstunden verloren - mit allen Konsequenzen für die Bildung." Das große Engagement der Lehrer, den Schulbetrieb auch unter personellen Nöten aufrecht zu erhalten, werde mit der Feststellung des Ministeriums, alles laufe doch wunderbar, konterkariert.
Dass das Ministerium "jede Maßnahme zur Vermeidung von Unterrichtsausfall" als "gleichwertig mit Unterricht" definiere, sei eine Irreführung der Lehrer, Eltern und Schüler, die jede Woche ganz andere Erfahrungen machten, so Enders. "Das würde ja in der Konsequenz bedeuten, dass wir gar keine Lehrer bräuchten, sondern nur Betreuer, um 100 Prozent erteilten Unterricht zu erreichen und so allesamt in bildungspolitischer Glückseligkeit zu schwelgen."
"Wir brauchen in Rheinland-Pfalz einfach mehr Lehrer, kleinere Klassen und mehr Förderunterricht", fordern die CDU-Abgeordneten als Konsequenz aus der Misere. Das Geld dafür könne man problemlos bei zweifelhaften Steuergelder-Großprojekten wie Arp-Museum, Nürburgring oder auch Flughafen Hahn einsparen.