Russische Gastfreundschaft war besonders beeindruckend
15 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10 bis 12 des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums Betzdorf/Kirchen verbrachten mit den begleitenden Lehrern Helmut Münzel und Jens Wöllner eine Woche in Kaliningrad/Königsberg und auf der Kurischen Nehrung.
Betzdorf. Das Projektthema des diesjährigen Schüleraustausches war der Bergbau und damit verbunden die Erstellung eines deutsch-russisch-englischen Fachwörterbuches.
Daher stand die Besichtigung des Bernsteintagebaus und einer Bernsteinmanufaktur in Jantarnyj/Palmnicken auf dem Programm. Etwa 90 Prozent des weltweit verarbeiteten Bernsteins kommen aus der Region Kaliningrad. Der großflächige Tagebau mit den riesigen Baggern erinnert an den Braunkohleabbau in Deutschland.
Die Schülerinnen und Schüler des Betzdorfer Gymnasiums beschäftigten sich aber auch mit der Kultur und Geschichte der Region. So besuchten sie das Grab des berühmten Philosophen Immanuel Kant am Königsberger Dom, einen Soldatenfriedhof in Russkoje/Germau und das Holocaust-Denkmal zur Erinnerung an den Todesmarsch von Palmnicken.
Auf der Kurischen Nehrung setzten sich die Betzdorfer mit der Problematik der Wanderdünen auseinander, besichtigten die Kirche, in der Johannes Thienemann als Pfarrer tätig war, bevor er die erste deutsche Vogelwarte in Rossitten gründete, erkletterten die große Düne bei Nid-den und genossen bei strahlendem Sonnenschein Thomas Manns „Italienblick“.
Eine Teilnahme am Unterricht im Pädagogischen Lyzeum mit Internat, der Partnerschule des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums, durfte natürlich nicht fehlen. Die Gäste aus Betzdorf hatten wegen der vielfach hervorragenden Leistungen der russischen Schüler einen sehr strengen und disziplinierten Unterricht erwartet, konnten dann aber feststellen, dass es ähnlich wie an deutschen Schulen zugeht, wobei die Lerngruppen allerdings oft deutlich kleiner sind und die Lernmotivation der Schüler vielfach wesentlich höher als bei deutschen Schülern ist.
Die Reise nach Kaliningrad und die Tagesexkursion nach Litauen mit Überquerung der EU-Außengrenze machten den Teilnehmern sehr gut deutlich, wie schön es ist, in einem grenzenlos freien Europa zu leben.
Auch das tägliche Leben in Russland unterscheidet sich zum Teil deutlich von dem, was bei uns üblich und selbstverständlich ist. So lebten einige Schüler bei sehr reichen Gastfamilien, die über einen eigenen Pool und Sauna verfügten, während andere sich eine Zwei-Zimmer-Wohnung in einen Plattenbau mit ihrer Gastfamilie teilten. Oft musste improvisiert werden und das Gästehaus der Universität Kaliningrad auf der Kurischen Nehrung hatte zwar eine tolle Lage direkt am Haff und war nur wenige hundert Meter vom fast menschenleeren Ostseestrand entfernt, die sanitären Einrichtungen und die Versorgung mit Trinkwasser entsprachen aber bei weitem nicht den deutschen Standards.
Bei einem abschließenden Erfahrungsaustausch zeigten sich alle Teilnehmer beeindruckt von der russischen Gastfreundschaft, die trotz vielfach widriger Bedingungen schier grenzenlos schien! Der Schüleraustausch wurde finanziell unterstützt durch die Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch, das Land Rheinland-Pfalz und den Kreis Altenkirchen. Jens Wöllner
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