VG Betzdorf-Gebhardshain: „Das Ding zum Laufen bringen“
Aus zwei Verbandsgemeinden wird eine zu Beginn des nächsten Jahres. Ein idealer Zeitpunkt für Generationenwechsel, wie es auf der Vorstellung der neuen Verwaltungsstrukturen hieß. Der Bürger soll so wenig wie möglich von den Neuerungen spüren. Die Zukunft des Gebhardshainer Bürgermeisters bleibt weiterhin offen.
Betzdorf. Wenn am 1. Januar die Fusion der beiden Verbandsgemeinden Betzdorf und Gebhardshain offiziell wird, gehen auch zwei bisher getrennte Belegschaften zusammen. Einige Mitarbeiter der Verwaltungen werden sich daran gewöhnen müssen, demnächst nicht mehr im gewohnten Rathaus zu arbeiten. Wie die Umstrukturierung genau umgesetzt wird, erklärten jetzt die beiden Noch-Bürgermeister von Betzdorf und Gebhardshain mit ausgewählten Fachbereichsleitern der Presse. Zuvor waren die Mitarbeiter in einer Personalversammlung über die Neuerungen informiert worden.
„Von betrübt bis Applaus“, brachte Betzdorfs Verwaltungschef Bernd Brato das Stimmungsbild auf den Punkt. Keine Überraschung. Immerhin werden aus insgesamt neun Fachbereichen (Betzdorf fünf, Gebhardshain vier) fünf. Doppelspitzen sind hier nicht vorgesehen – was für manchen bisherigen Fachbereichsleiter oder Mitarbeiter mit Ambitionen zwangsläufig bedeutet, zurückstecken zu müssen. Hinzu kommt: Die jeweiligen Fachbereiche werden jeweils in einem der beiden Ratshäuser untergebracht. Also heißt es für die bisherigen Betzdorfer Mitarbeiter der Abteilungen Finanzen und Bauen, dass sie zukünftig nach Gebhardshain pendeln müssen.
Sicherlich sei mancher enttäuscht gewesen, aber im Großen und Ganzen seien die geplanten Veränderungen von der Belegschaft akzeptiert, sagte Konrad Schwan, der noch bis Ende des Jahres als Chef der Gebhardshainer Verwaltung agiert. Dazu trägt wahrscheinlich auch bei, dass niemand damit rechnen muss, entlassen oder versetzt zu werden von den insgesamt 100 Beamten und Angestellten der Kernbelegschaft. Tatsächlich erleichtert das Fusionsgesetz für Beamte allerdings, vorzeitig den Ruhestand anzutreten im ersten Jahr des Bestehens der neuen Verbandsgemeinde. Was eine zukünftige Verschlankung des Mitarbeiterstamms im Zuge der Fusion angeht, warnte Brato vor „falschen Signalen“. Ihm zufolge eröffne sich Einsparpotential erst nach Jahrzehnten.
Fest steht zum jetzigen Zeitpunkt laut dem derzeitigen Leiter des Betzdorfer Fachbereichs Organisation und Personal, Günther Langenbach: „Die Fusion ist der ideale Zeitpunkt für personelle Generationsumbrüche.“ Jungen Mitarbeitern eröffneten sich durch das Zusammengehen der Verwaltungen neue Karriereperspektiven. Sich selbst nimmt der Büroleiter hier nicht außen vor. Er wird seine Funktion zum Jahresbeginn an Christoph Weber abgeben, der momentan noch die Verbandsgemeindewerke Betzdorfs leitet. Langenbach wird dann vor allem den weiteren Verlauf der Fusion begleiten, um schließlich den Ruhestand anzutreten.
Von solchen Veränderungen wird der normale Bürger sicherlich kaum Notiz nehmen. Anders könnte es bei den Bürgerbüros aussehen. Könnte. Denn auch hier gilt Schwan zufolge das Credo: Der Bürger soll so wenig wie möglich merken von den Umstrukturierungen. Konkret bedeutet dies, dass es weiterhin jeweils ein Bürgerbüro in Gebhardshain und Betzdorf geben wird. 52 Stunden hat das Betzdorfer Bürgerbüro momentan jede Woche geöffnet, auch an Samstagen. An dieser Zahl will man sich auch für den Gebhardshainer Standort orientieren laut Günther Langenbach. In Stein gemeißelt ist dies nicht. Man werde nach und nach den Bedarf der Bürger eruieren. Fest steht bereits jetzt der Maßstab, an dem sich die Bürgerbüros messen lassen sollen: Der Service solle bei beiden Standorten gleich sein, betonte Langenbach.
Eine Harmonisierung wird ebenfalls in Sachen EDV angestrebt. Hier, wie bei dem Prozess grundsätzlich, gelte, dass die beiden Belegschaften und die Führungsstäbe von Anfang an, zielgerichtet zusammen gearbeitet hätten, sagte Schwan. 30 Arbeitsgruppen waren schon vor längerer Zeit gebildet worden, um das Zusammengehen effektiv vorzubereiten. Damit ist es natürlich noch lange nicht getan. Nicht verzetteln dürfe man sich, appellierte Brato. „Das Ding“ müsse jetzt erst mal zum Laufen gebracht werden. Ein wichtiger Baustein hierfür ist auch, dass Ausschüsse jetzt schon gemeinsam arbeiten. Immerhin: Am 11. Januar 2017 soll sich der neue Rat konstituieren, am 26. Januar bereits den neuen gemeinsamen Haushalt verabschieden. Daniel Pirker
Infos:
Besonderheit Werke und Bauhöfe:
Die Verbandsgemeinde Gehardshain unterhält einen eigenen Bauhof, der sich auch um fast alle Ortsgemeinden kümmert. Die Verbandsgemeinde Betzdorf hat keinen eigenen Bauhof, dafür aber die einzelnen Ortsgemeinden. An diesen unterschiedlichen Strukturen wird sich nichts ändern.
Ähnliches gilt für die beiden Werke für Wasser und Abwasser. Deren Strukturen werden nicht sofort zusammengeführt, weil jeweils unterschiedliche Gebühren verlangt werden. Innerhalb von zehn Jahren muss hier eine Angleichung vorgenommen worden sein laut Gesetz.
Zukunft von Konrad Schwan:
Letzten Monat wählten die Bürger der beiden Verbandsgemeinden den Betzdorfer Amtsinhaber Bernd Brato zum Chef der zukünftigen gemeinsamen Verwaltung. Konrad Schwan wollte nicht mehr antreten. Er könnte im Laufe des nächsten Jahres in den Ruhestand gehen. Immerhin feiert er im Februar 2017 seinen 64sten Geburtstag. Die Alternative wäre, für eineinhalb Jahre als hauptamtlicher Beigeordneter zu fungieren. Bis Mitte November will sich Schwan festgelegt haben, für welche Option er sich entscheidet.
Die zukünftigen Fachbereichsleiter:
Organisation und Personal: Christoph Weber
Finanzen: Matthias Röttgen
Bauen: Martin Schäfer
Bürgerdienste: Bernhild Rilke
VG-Werke: Jürgen Arndt
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