Das „Kassting“ der Kreis-Revue begeisterte das Publikum
Rund 500 Gäste besuchten die finale Veranstaltung des 200-jährigen Jubiläums des Landkreises Altenkirchen im Kulturwerk Wissen und ließen sich auf höchstem Niveau unterhalten. Mit dem bunten Programm der Kreis-Revue wurde auf lustige und charmante Art verdeutlicht, was die Region alles zu bieten hat.
Wissen. Rund 500 Gäste sind am Samstagabend, den 29. Oktober ins Kulturwerk zur Kreis-Revue, der finalen Veranstaltung des 200-jährigen Jubiläums des Landkreises Altenkirchen gekommen. Schon direkt am Anfang wurden die Gäste überrascht. Erika Christ, die die Sekretärin des Landtagsbüros Viktoria Meier-Graf-Dünnebier spielte, kam auf die Bühne und erklärte, dass dies das „Kassting“- wie sie es immer wieder liebevoll und konsequent aussprach- für die Kreis-Revue sei. Über dieses Verfahren sollen die Künstler ermittelt werden, die dann auftreten dürfen. Bei der Entscheidung hilft ihr der zunächst einfach gestrickt zu scheinende Praktikant Kevin, gespielt von Bastian Zeuner, der alles einfach „krass“ findet und sich im Laufe des Castings als pfiffig und musikalisch herausstellte.
Zuerst kam peu à peu die Landfrauen des Verbandes „Frischer Wind“ zum Casting auf die Bühne. Sie brachten mit witzigen Dialogen, generationsübergreifend rüber, was sie auszeichnet. Vom Wandern bis zu selbstgemachten Köstlichkeiten reicht das heutige Spektrum. Die Landfrauen sind eben mit der Zeit gegangen. Der größte Frauenverband Deutschlands sieht sich als Botschafter für Frauen. Meier-Graf-Dünnebier machte gleich einen Haken. Die Landfrauen sollen bei der Kreis-Revue dabei sein.
Anschließend bewarb sich die Tanzschule „Let’s dance“ mit einer beeindruckenden Choreografie. Doch Praktikant Kevin wünschte sich noch eine Hip-Hop-Performance für die jüngeren Gäste. Das ist für die Tanzschule kein Problem. Sie versprachen später nochmal vorbeizuschauen und noch mehr zu zeigen.
Danach kam Achim Heinz, der Leiter des Bergbaumuseums auf die Bühne. Zusammen mit den beiden Schülern Rebecca Pattberg und Marius Gösser reiste er mittels einer Zeitmaschine in die Vergangenheit zum 14. Mai 600 v.Chr. um 14:30 Uhr. Etwa zu dieser Zeit wurde Eisenerz entdeckt und damit begann quasi die Geschichte des Bergbaus. Anschließend reisten die drei langsam wieder in die Zukunft und legten an allen wichtigen Punkten einen Stopp ein. Dabei lernten die Schüler, dass die sogenannte „gute, alte Zeit“, gar nicht so gut war. Mit 12 Jahren mussten die Kinder teilweise schon Vollzeit im Bergbau arbeiten und im Alter zwischen 35 und 40 Jahren starben sie dann an den Folgen der Silikose, oder auch Staublunge genannt. Ab 1930 wurde dann Wasser beim Abbau eingesetzt, was die Krankheit linderte, doch für viele Bergleute kam diese Maßnahme bereits zu spät. 1965 wurden dann die letzten Gruben im Kreis Altenkirchen geschlossen. 2500 Jahre Bergbau waren Geschichte. „Heute sind wir wieder auf ihren Spuren.“, sagte Heinz abschließend. Meier-Graf-Dünnebier und Kevin sind begeistert. „Und ich dachte immer die Praktikanten sind die armen Säue.“, meinte Kevin entrüstet. So soll auch die Szene des Bergbaus bei der Kreis-Revue aufgeführt werden, beschließen alle zusammen.
Beim anschließenden Blechbläserensemble der Stadt- und Feuerwehrkapelle Wissen, klatschte das Publikum begeistert im Takt mit. Auch sie werden dabei sein.
Plötzlich fuhr Nils Riecker, der Vizeweltmeister im Bike Trial, am Publikum vorbei und sprang samt Bike auf die Bühne. Das Publikum war beeindruckt. Hinzu kam die Leichtathletin Lea Lemke, die auch schon deutsche Jugendmeisterin ist. Lemke hilft Riecker bei einigen Stunts. Auch sie sollen bei der Kreis-Revue mitmachen. „Wer hätte gedacht, dass wir so herausragende Sportler aus dem Kreis Altenkirchen haben, die weltweit zu den Besten zählen.“, betonte Meier-Graf-Dünnebier.
Nachdem der Chor Divertimento die Bühne betreten hatte, erklärte der Leiter Michael Sauerwald, dass sie auch in eigener Sache gekommen sind. Mit dem Auftritt bei der Kreis-Revue erhoffen sie sich, dass noch mehr Männer mitmachen möchten, da bei dem Geschlecht ein Mangel herrscht. Der Praktikant Kevin ist sofort „Feuer und Flamme“ und fragt den Chorleiter, ob er nicht mitmachen könnte. Dieser ist erst skeptisch, lässt ihn jedoch mitsingen. Divertimento singen und performen die Lieder „Stoned Soul Picnic“, „Vaggviselat“, „Bad bad Leroy Brown“ und „Radioactive“. Abwechselnd dirigiert von Sylvia und Michael Sauerwald. Anschließend ist der Chorleiter doch mit Kevin zufrieden und lädt ihn zur Probe ein, wo er Disziplin beweisen soll.
Nach der Pause kam der Kreisbeigeordnete Konrad Schwan in Vertretung von Landrat Michael Lieber zum Casting um seine Rede für die Kreis-Revue einmal zu üben. „Meine sehr geehrten Damen und Herren, die gar nicht hier sind.“, begann er und grüßte seine Ehefrau Sabine stellvertretend für alle Ehrengäste, um es kürzer zu machen. Ferner beschrieb Schwan das Jahr 1816, in dem der Kreis Altenkirchen gegründet wurde. Er lobte zudem die Kreismusikschule, die bereits viele Preise gewonnen hat und ohne die die Veranstaltung nicht möglich gewesen wäre. Nach der Auftaktveranstaltung am 14. Mai, der Fotoausstellung von August Sander und des Kreisheimmattages ist dies nun das große Finale des 200-jährigen Jubiläums des Kreises, erklärte Schwan. Die vielfältigen Auftritte, die nicht zusammen zu passen scheinen, spiegeln die Lebendigkeit von Altenkirchen wieder. So plädierte Schwan zum Schluss: „Ein so lebendiger Kreis muss erhalten bleiben.“
Anschließend spielten Lehrkräfte der Musikschule und Gäste aus Politik und Wirtschaft das Stück „Hui Wäller allemol“, das extra für das Jubiläum von Franz Solbach, dem Leiter der Kreismusikschule, komponiert wurde. Dieses stellt musikalisch die Geschichte sowie die Ecken und Kanten der Region dar.
Walter Ochsenbrücher wollte gerne dem Publikum bei der Kreis-Revue „de Woorheed“ über die Dialekte im Kreis Altenkirchen vorstellen. Dabei wurden in verschiedenen Szenen Dialekte von Horhausen bis Herdorf gesprochen. Besonders bei der Szene zwischen Mr. Trueman, der von Hemluth Feilke gespielt wurde und Waltraud, die CEO der WWW-Manufaktur, durch Katja Manz-Schumann verkörpert, brachte das Publikum zum Lachen. Waltraud stellte dem Texaner potentielle Maschinen vor, die den Westerwälder Dialekt wiedergeben. Die „Nana3000“ zum Beispiel, gibt die Westerwaldsilbe wieder. „Aber die Maschine sagt immer nur ‚nana‘, ‚nana‘. Das bedeutet doch nichts.“, wirft Trueman verwirrt ein. Doch genau mit dieser Silbe lassen sich alle möglichen Sätze im Dialekt bilden, wie „Mir all gään, mir all für nana.“ Ein großes Gelächter ging durch das Publikum.
Trueman wünschte sich zudem mehr „Wahrheitswörter“, besonders da in den USA momentan die Wahl ansteht und durch den Kandidaten Trump man ja sehe, dass alles „erstunken und erlogen“ ist. Das ist gar kein Problem, wendet Waltraud ein, „der Westerwälder ist grundehrlich.“ Und setzt zu einer Schimpftirade an, „du Sabbelpeter, du…“. Trueman weicht erschrocken zurück, doch dann versteht er: „Ja genau, ich brauche noch mehr von diesen Wahrheitswörtern.“ So darf auch nicht der Dialekt bei der Kreis-Revue fehlen, beschließen Meier-Graf-Dünnebier und Kevin.
Florentine Schumacher stellte sich vor und sang „Cosi Fan Tutte“ von Mozart begleitet von Franz Solbach am Flügel. Beeindruckt vom Talent der jungen Sopranistin, erhält Schumacher einen langen Applaus des Publikums.
Danach kommen die jungen Hip-Hop-Tänzer der Tanzschule „Let’s dance“ in Blaumännern auf die Bühne. Dies soll die Verbindung zwischen Handwerk und Kultur im Rahmen des Projektes „Anschluss Zukunft“ verdeutlichen. Abwechselnd wurden Portraits der Hidden Champions der Region gezeigt und getanzt.
Insgesamt war es ein sehr buntes, aber großartiges Programm auf hohem Niveau, das von einem kompetenten und starken Team der Kreismusikschule und des Kulturwerks organisiert wurde.
Schön war es auch für das Publikum - neben den vielseitigen Auftritten - den Handlungsstrang von Kevin und Meier-Graf-Dünnebier zu verfolgen. Da der Praktikant zunächst etwas desinteressiert auf die Sekretärin wirkte, war die Sympathie anfangs zwischen den beiden nicht so groß. Doch während des Castings fanden sie immer mehr zueinander und Meier-Graf-Dünnebier bot Kevin schließlich das Du an. Gerührt von der Herzlichkeit seiner Chefin, verrät Kevin, dass dies gar nicht das Casting für die Kreis-Revue sei, sondern diese gerade stattfinde. Aus Sorge, dass sie zu hohes Lampenfieber haben würde, beschloss nämlich das Landratsbüro ihr zu verheimlichen, dass sie die Moderatorin sein werde. Das Licht im Saal wurde angemacht und Meier-Graf-Dünnebier sieht voller Überraschung das Publikum.
Zum krönenden Abschluss sang Milena Lenz ihre selbst komponierte Kreishymne. Musikalisch begleitet wurde sie von den Vocals. Zudem wurden Frisbees in Kreisform an alle Gäste verteilt.
Das Publikum wurde an diesem Abend auf höchstem Niveau unterhalten und mit der Kreis-Revue wurde auf lustige und charmante Art verdeutlicht, was der Kreis alles zu bieten hat. (jkh)
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