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Österbräuche gibt es weltweit
Osterbräuche gibt es weltweit. Man verwendet Kieselsteine gegen Zahnschmerzen, auf den Straßen gibt es Tanzwettbewerbe und für mindestens drei Tage einen steifen Hals. Die Bräuche sind so vielfältig wie die Kulturen.
Ostern wird als Fest der Kreuzigung und Auferstehung Christi von Christen auf der ganzen Welt gefeiert. Jedoch gibt es unterschiedliche Osterbräuche weltweit. Nicht überall wird Ostern mit Ostereiern, Osterhasen und Osterlamm gefeiert, werden Osterkränze gebastelt, Ostereier und andere Süßigkeiten vor den Kindern, zum Beispiel im Garten oder bei einem Spaziergang, versteckt.
In Finnland werden Freunde und Bekannte mit Birkenruten leicht auf den Rücken geschlagen. Diese Ruten sollen an die Palmwedel erinnern, mit denen Jesus bei seinem Einzug nach Jerusalem begrüßt wurde und Glück bringen. Am Ostersonntag heißt es: Ohren zuhalten! Dann nämlich ziehen die Kinder mit allem, was Krach macht, durch die Straßen, und beenden so die "stille Woche". Ruhig und besinnlich wird Ostern in Schweden gefeiert. Die Wohnungen werden mit Birkenzweigen und bunten Federbüschen geschmückt. Am Gründonnerstag ziehen Mädchen und Jungen als 'Osterweiber' verkleidet von Haus zu Haus und hinterlassen sogenannte 'Osterbriefe' und erhoffen sich als Gegenleistung Süßigkeiten oder Geld. Tanzwettbewerbe auf den Straßen stehen in Irland zu Ostern an. Der Sieger bekommt einen Kuchen. Karfreitag ist ein sehr ruhiger Tag. Viele Menschen essen nichts bis zum Mittag und früher war es Brauch, nur barfuss auf die Straße zu gehen. Von Gründonnerstag bis Karsamstag bleiben in Frankreich die Glocken stumm, um den Tod Jesu zu betrauern. Erst am Ostersonntag läuten die Glocken wieder aus Freude über die Auferstehung Christi. Wenn die Franzosen die Glocken am Ostersonntag hören, umarmen und küssen sie sich. Die Kinder suchen erst am Ostermontag nach Ostereiern und Süßigkeiten.
Wer in Flandern am Ostermorgen zum Fenster hinausschaut, um die Osterglocken beim Läuten zu beobachten, soll für mindestens drei Tage einen steifen Hals bekommen. In Italien isst man traditionell eine Ostertorte, einen pikanten Kuchen aus Eiern und Spinat, oder die sogenannte 'Ostertaube', eine Art Gugelhupf. Traditionell gibt es in Italien viele Karfreitagsprozessionen, bei der das Kirchenkreuz durch die Straßen und Gassen der Orte und Städte getragen wird. Die Einwohner schreiten schweigsam und in schwarz gekleidet hinter dem Kreuz her. Zum Osterfest in Tschechien gehören Lamm- und Ziegenfleisch, das gebraten oder gebacken wird. Dazu werden Kartoffeln gereicht. Bis heute wird das Osterfest nicht ohne das Osterbrot gefeiert. Ein Aberglaube bewirkt, dass in Böhmen wegen Hexengefahr am Karfreitag kein Brot gebacken werden darf. Beim Weiberauspeitschen erhalten die Frauen mit Ruten "Prügel". Danach schenken sie den Männern bunte Ostereier. In den Alpenregionen werden riesige Feuerräder aus Reisig mittels Balancierstangen von den Berggipfeln in die Täler gerollt. In Südböhmen springt man am Karfreitag ins nächste Flüsschen, verbeißt sich dort in einen am Grunde liegenden Kieselstein und bringt ihn ans Licht der Sonne. Dann nimmt man ihn in die linke Hand und wirft ihn weit hinter sich. Schon ist man das ganze Jahr über befreit von Zahnschmerzen.
Nicht versteckt werden die Ostereier in Bulgarien. Dort bewirft man sich gegenseitig damit. Derjenige, dessen Ei nicht zerbricht, ist der Sieger und soll das erfolgreichste Familienmitglied des kommenden Jahres werden. Eine Variante davon ist, vor dem Ostermahl die Eier gegeneinander zu schlagen. Ein weiterer Brauch ist, die Eier nach der Mitternachtsmesse an der Wand der Kirche aufzuschlagen.
Mit entzündeten Kerzen trifft man sich in der Nacht in Rumänien in der Kirche. Überall auf den Hügeln und den Feldern werden Osterfeuer entzündet. Nach der Ostermesse strömen die Menschen mit ihren entzündeten Kerzen in die Nacht hinaus. Die mitteleuropäische Oster-Tradition ist auch in den USA bekannt. Im Garten des Weißen Hauses findet alljährlich das "White House Easter Egg Roll" statt. Bei diesem Eierrollen werden am Ostermontag dutzende Eier einen kleinen Hügel hinab gerollt. Jeder Teilnehmer erhält ein Holzei als Andenken, das vom Präsidenten und der First Lady signiert wurde. In New York findet am Ostersonntag auf 5th Avenue eine Osterparade statt. Auffällig sind dabei blumengeschmückte Festwagen und Menschen mit extravaganten Hüten.
In Mexiko dauern die Osterfeierlichkeiten beinahe zwei Wochen. Die Straßen werden mit bunten Girlanden und Blumen geschmückt und es finden Ostertänze statt. Am Karfreitag wird morgens farbenfroh nachgestellt, wie Jesus von den Römern nach Golgatha gebracht wurde, am Nachmittag erfolgt dann eine düstere, schweigsame Kreuzigungsprozession. Da in Lateinamerika das Osterfest im Herbst stattfindet, wird hier der Altar häufig mit Früchten geschmückt. In den Kirchen werden besondere Osteraltäre aufgestellt. Die Menschen pilgern von einer Kirche zur anderen, bis sie sieben solcher Altäre gesehen haben. Die Kirchenglocken schweigen von Dienstag bis Ostersamstag.
Verlobte Paare glauben in Australien, fließendes Wasser sei zur Osterzeit gesegnet. Sie bewahren deshalb das Wasser bis zu ihrer Hochzeit sorgsam auf. Vor dem Kirchgang dann, besprengen sich die Brautleute damit. Das soll Glück und Zufriedenheit in die Ehe bringen. Wenn am Ostermorgen auf den Philippinen die Kirchenglocken läuten, fassen die Eltern ihre Kinder behutsam am Kopf und heben sie in die Höhe. Sie hoffen, dadurch würden ihre Kinder schneller wachsen. (Rolf-Dieter Rötzel)