Die universelle Sprache der Musik genutzt
"Play the drums - Kultur macht stark PLUS für Flüchtlinge". So lautete der Titel des äußerst interessanten Workshops der Evangelischen Landjugendakademie (LJA) Altenkirchen.
Christoph Diefenbach, hauptamtlicher Bildungsreferent der LJA, hatte mit seiner Idee, einen Trommel-Workshop mit jungen Flüchtlingen auszurichten, genau das Richtige getroffen.
Altenkirchen. Die Landjugendakademie wollte mit dem Projekt Flüchtlinge im Alter zwischen 18 und 26 Jahren, die bisher noch an keiner staatlich geförderten Integrationsmaßnahmen teilnahmen, speziell ansprechen. Eine Woche lang, vom 31. Oktober bis zum 4. November konnten 13 junge Asylsuchende, die aus ihren Heimatländern Somalia, Eritrea und Afghanistan flüchteten, in der Landjugendakademie werken, musizieren, singen, wohnen und essen. Ihre jetzigen zugewiesenen Wohnorte sind Altenkirchen, Breitscheid, Hemmelzen und Herdorf.
Nicht nur, dass Diefenbach den Workshop inhaltlich vorbereitete, sondern er beschaffte auch die Materialien und das entsprechende Werkzeug zum Bau der Cajons (Holzkistentrommel, zählt zu den perkussiven Musikinstrumenten). Jeder Teilnehmer konnte eine eigene Cajon unter seiner Anleitung sowie des ehrenamtlichen Betreuers Günter Brandenburger bauen und malerisch gestalten. Alle Teilnehmer waren mit hoher Intensität und verblüffend kreativer Ausdrucksfähigkeit bei der Sache.
Dazu trug der Sänger, Chorleiter und Trommelspieler Michel Sanya Mutambala aus Köln als Referent für Trommelmusik entscheidend zur Motivation bei. Mutambala, der vor 18 Jahren aus dem Kongo nach Deutschland kam, hatte für alle eine afrikanische Trommel (Djembé) in seinem Gepäck. Neben den Cajon-Bauphasen führte Mutambala die Gruppe in die Grundrhythmen des Trommelspiels mit herrlichen Einlagen seines Könnens ein. Die ersten Schritte zum gemeinsamen Trommeln waren sehr individuell gelagert. Aber mit zunehmender Dauer und geduldigem Üben erreichte die gesamte Gruppe ein Gespür für die eigene Wechselwirkung zwischen linker und rechter Hand. Es entwickelte sich ein tolles Zusammengehörigkeitsgefühl durch den gemeinsamen Puls der Musik.
Natürlich hatte Mutambala auch kleine Gesangsstücke in seiner ethnischen Landessprache (Kikongo) in petto. Was sich daraus entwickelte, war ein vielschichtiger Männerklang, der sich zu einem gesanglichen Kanon mit Trommelbegleitung steigern sollte. Ein friedlich schöpfendes Gefühl des Miteinanders entstand.
An allen Tagen gab es in den Zwischenphasen bzw. an den Abenden Gelegenheit zu Gesprächsrunden. Themen wie: Erfahrungen zur individuellen Fluchtsituation, dem Zurechtfinden in der neuen Heimat oder die eigene Wahrnehmung in der Gruppe wurden angesprochen. Kommunikativ hilfreich war, dass einige Flüchtlinge die Übersetzungen übernehmen konnten.
Die Gruppenaktivitäten führten dazu, dass sich die jungen Männer mit ihren selbst gebauten Cajons am Vormittag des Wochenmarktes am Donnerstag in der Altenkirchener Fußgängerzone präsentierten. Dort trugen sie ihr erlerntes rhythmisches Können den sehr interessierten Passanten vor. Am gleichen Abend besuchte die gesamte Gruppe einen Chor- und Trommelabend in Bonn-Duisdorf. Dorthin hatte sie der Referent Michel Sanya Mutambala eingeladen, um an der von ihm geleiteten Chor-, Tanz- und Trommelprobe teilzunehmen.
Überaus positiv fiel die Resonanz aller Workshop-Teilnehmer, der Betreuer und des Referenten zu der gelungenen Veranstaltung aus, die am Freitagnachmittag endete.
Der Workshop „Kultur macht stark PLUS“ konnte aufgrund einer geförderten Maßnahme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgeführt werden.
Weitere Kooperationspartner des Projekts waren: Verband der Bildungszentren im ländlichen Raum e.V., Berlin; die Caritas Altenkirchen, Aktion Neue Nachbarn im Erzbistum Köln; und das Diakonische Werk Altenkirchen, Fachdienst für Flüchtlinge und Migranten.
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